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Islamisten aus Deutschland - Reisende kann man nicht aufhalten

Festnahme von Islamisten


22.01.2015


"Wir sind alle ziemlich friedlich"


Von Jörg Diehl und Roman Lehberger

Mutmaßlicher Terror-Unterstützer Sebastian B. (August 2014): "Ich gehe arbeiten"
Die Bundesanwaltschaft hat am Morgen zwei Islamisten aus NRW verhaften lassen. Sie sollen in Syrien Mitglieder einer Terrormiliz gewesen sein. Dabei gab sich einer der beiden vor Monaten im SPIEGEL-TV-Interview noch ganz harmlos.


Hamburg - Es ist gar nicht so lange her, da mimte Sebastian B. den braven Bürger. Im Interview mit SPIEGEL TV beteuerte der bärtige Salafist im schwarzen Kapuzenpulli, er sei kein Terrorist. "Ich will hier friedlich leben, ich gehe arbeiten, um meine Familie zu ernähren", so der Konvertit im August 2014. "Wir haben nichts damit zu tun, was 3000 Kilometer entfernt von uns passiert." Doch das war wohl alles andere als die Wahrheit.


Spezialkräfte der Polizei haben den 27-Jährigen an diesem Donnerstagmorgen im ostwestfälischen Herford verhaftet. Die Bundesanwaltschaft wirft B. die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Demnach reiste Sebastian B. im Sommer 2013 nach Syrien und schloss sich dort dem Kampfverband "Auswanderer von Aleppo" an. Der wiederum wurde schließlich vom "Islamischen Staat" (IS) übernommen.


Nach Erkenntnissen der Ermittler erhielt B. eine Kampfausbildung und betätigte sich anschließend als Logistiker. So soll er etwa für die Verpflegung der Truppe gesorgt haben. Im November 2013 kehrte B. nach Deutschland zurück, blieb aber in der radikalen Szene aktiv. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen war er wohl im August 2014 an einer gewaltsamen Konfrontation zwischen IS-Anhängern und Jesiden in Herford beteiligt. Mehrere Jesiden wurden bei der Auseinandersetzung in der Innenstadt durch Messerstiche leicht verletzt.


Salafisten aus Tschetschenien


Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE verkehrte Sebastian B. in der Herforder Assalam-Moschee. Der Verfassungsschutz hat das Gotteshaus seit einiger Zeit im Visier. Die Moschee gilt als Treffpunkt junger Salafisten aus Tschetschenien - ein Dunstkreis, in dem sich auch der deutsche Konvertit bewegte.



Die Bundesanwaltschaft ließ zudem am Donnerstagmorgen in Mönchengladbach Mustafa C. verhaften. Der heute 26-Jährige soll zwischen März 2013 und Herbst 2014 im selben Verband wie B. in Syrien gekämpft haben. C. sei zudem für die Propaganda der Einheit zuständig gewesen, teilten die Ermittler mit.
Nach den Anschlägen von Paris gehen die Behörden im gesamten Bundesgebiet zurzeit verstärkt gegen die islamistische Szene vor. In Kassel durchsuchte die Polizei die Wohnungen dreier Salafisten. Die Männer im Alter von 19, 22 und 23 Jahren sollen laut Justiz den Krieg in Syrien von Deutschland aus logistisch unterstützt oder die Absicht gehabt haben, nach Syrien zu reisen, um dort an Kampfhandlungen teilzunehmen. Mögliche Beweismittel wie Computer und Dateien seien sichergestellt worden, hieß es. Die Beschuldigten blieben auf freiem Fuß.


Auch in Offenbach durchsuchten Beamte die Wohnung eines 17-Jährigen wegen einer Todesdrohung gegen einen islamischen Religionspädagogen. Der Salafist soll 2014 den Leiter des Zentrums für islamische Theologie in Münster unter falschem Namen per Mail bedroht haben.


Stetig wachsende Szene


Der Verfassungsschutz beobachtet inzwischen mit großer Sorge die rasant wachsende Szene. Inzwischen zählen die Behörden 7000 Salafisten in Deutschland, 2011 waren es noch 3800. Auch die Zahl der Dschihadisten steigt immer weiter, mehr als 600 Radikale sind von Deutschland aus nach Syrien gereist. 200 von ihnen kehrten bereits zurück. Von denen verfügen wiederum 35 über Kampferfahrung. Sie stellen nach Einschätzung von Sicherheitsexperten die größte Gefahr dar.


Mit Blick auf die Sicherheitslage nach den Terroranschlägen von Paris sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, unlängst in Berlin: "Die Behörden in Bund und Ländern gehen aktuell einer Vielzahl von Hinweisen nach. Wir tun alles, um diese aufzuklären." Maaßen betonte, es gebe eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern. "Wir müssen diese Situation mit hoher Professionalität und Augenmaß meistern."


Auf die Frage von SPIEGEL TV, ob er Dschihadisten aus Herford kenne, antwortete Sebastian B. übrigens im vergangenen August: "Ich persönlich habe keine davon als Freunde. Wir alle sind ziemlich friedlich. Wir gehen in die Moschee. Da wird uns auch beigebracht, dass wir respektvoll mit den Menschen umgehen und Benehmen zeigen."


Da war er längst in Syrien gewesen.

Festnahme von Islamisten: "Wir sind alle ziemlich friedlich" - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

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Polizei durchsucht Salafisten-Wohnung


Todesdrohung und Betrug
Offenbach - Hausdurchsuchung in Offenbach: Beamte des Staatsschutzes aus dem Polizeipräsidium Südosthessen durchsuchen die Wohnung eines jungen Salafisten.

Nach Angaben der Polizei durchsuchten die Beamten heute Morgen die Wohnung eines 17-Jährigen in Offenbach. Der junge Mann soll im Sommer 2014 den Leiter des Zentrums für islamische Theologie in Münster (Nordrhein-Westfalen) mit dem Tode bedroht zu haben. Laut Polizei besteht außerdem der Verdacht, dass der 17-Jährige in betrügerischer Absicht unter falschem Namen Outdoor-Kleidung im Internet bestellt hat.


Der Jugendliche gehört zur Salafistenszene und ist bereits seit 2013 häufiger bei Aktionen der Islamisten in Erscheinung getreten, er verteilte beispielsweise Korane in Fußgängerzonen. Bei der Durchsuchung stellte die Polizei Beweisstücke sicher.


Erst in letzter Zeit gab es häufiger Aufregung um die Aktivitäten von Salafisten im Rhein-Main-Gebiet und Hessen: In Dietzenbach sollen sich am Wochenende führende Salafisten getroffen haben, unter ihnen war auch der umstrittene Prediger Pierre Vogel. Außerdem durchsuchten auch in Kassel Polizeibeamte die Wohnungen von mutmaßlichen Salafisten. (nb)


Großes Polizei-Aufgebot bei Salafisten-Versammlung


Rubriklistenbild: © picture alliance / dpa


http://www.op-online.de/lokales/nac...cht-salafisten-wohnung-offenbach-4663473.html
 
Interview mit Autorin Lamya Kaddor Wie Salafisten Jugendliche ködern, erinnert an eine Sekte!


Der Schock war groß, als Lamya Kaddor feststellte, dass einige ihrer früheren Schüler in den so genannten "Heiligen Krieg" nach Syrien gezogen waren. Die Theologin unterrichtet in Dinslaken-Lohberg islamische Religion und mit vielen Betroffenen gesprochen. Im FOCUS-Online-Interview erläutert sie die Gründe, warum sich Jugendliche dem IS anschließen – und was dagegen zu tun ist.


FOCUS Online: Fünf Ihrer früheren Schüler sind zum IS nach Syrien gegangen. Vier haben sich rechtzeitig besonnen und sind zurückgekehrt. Wie geht es ihnen jetzt?


Lamya Kaddor: Sie versuchen, ein halbwegs normales Leben zu führen. So normal es sein kann, wenn ständig Polizisten vor der Tür stehen und man abgehört wird.


FOCUS Online: Ihre Schüler sind vor etwa zwei Jahren zurückgekehrt. Haben sie Arbeit gefunden oder sind sie stigmatisiert?


Kaddor: Nach ihrer Rückkehr mussten sie sicher viel Häme über sich ergehen lassen. Ich habe aber das Gefühl, dass sie wirklich den Islamisten abgeschworen haben und den Blick nach vorne richten. Einer macht eine Ausbildung, zwei andere sind berufstätig – die Vorgesetzten wissen von ihrer Vergangenheit. Beim vierten bin ich aktuell nicht im Bilde.


FOCUS Online: Was waren die Beweggründe Ihrer Schüler, nach Syrien zu gehen, um sich dem IS anzuschließen?


Kaddor: Es war ähnlich wie bei all den anderen jungen Menschen, die in den Dschihad ziehen: Sie suchen nach Anerkennung, Halt, nach jemanden, der ihnen einfache Antworten auf komplizierte Sinnfragen gibt. Sie wollen ihr Verständnis von Gerechtigkeit dort herstellen.


FOCUS Online: Sie haben die jungen Männer vor drei bis sieben Jahren unterrichtet. Ist Ihnen damals etwas an ihnen aufgefallen? Etwa dass sie besonders labil waren?


Kaddor: Es gab die klassischen Integrationsprobleme: Die für den politischen Salafismus Anfälligen sprechen weder ordentlich Deutsch noch die Herkunftssprache der Eltern. Sie sind häufig schlecht in der Schule und fühlen sich verloren. Das Abdriften hat aber nichts mit dem Kulturkreis zu tun. Es geht um das soziale Umfeld. Herkunftsdeutsche, nicht-muslimische Jugendliche müssen ganz ähnliche Probleme bewältigen, wenn sie die Leidtragenden sozialer Ungerechtigkeit sind.


FOCUS Online: Wobei sie sich nicht so stark radikalisieren …


Kaddor: Natürlich tun sie das. Das perfekte Opfer für Rattenfänger sind Jugendliche, die besonders stark nach Anerkennung und Orientierung dürsten. Die gibt es genauso unter Andersglaubenden. Manche konvertieren – andere werden rechtsradikal. Die Psychostruktur ist die gleiche. Auch die Manipulationsmethoden sind ähnlich. Wie Salafisten Jugendliche ködern, erinnert an eine Sekte.


FOCUS Online: Nämlich?


Kaddor: Sie holen die Jugendlichen dort ab, wo sie sich tagtäglich aufhalten: Lange nicht mehr in der Moschee, sondern auf der Straße, in Sportvereinen oder in Jugendheimen. Dort, wo es keine Kontrolle durch einen Lehrer, Sozialarbeiter oder den Trainer gibt. Häufig werden sie von den Familien und vom schulischen Umfeld isoliert. Das Umfeld merkt oft gar nicht, dass sich die Jugendlichen verändern. Selbst die engsten Freunde bekommen das kaum mit. Das ändert sich erst, wenn die Betroffenen an die Öffentlichkeit gehen und zum Beispiel in der Fußgängerzone Korane verteilen – wobei das noch tolerierbar wäre.




Piper "Zum Töten bereit" von Lamya Kaddor erschien im Piper Verlag


FOCUS Online: In Ihrem Buch machen Sie auch eine Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft verantwortlich für den Erfolg von politischen und dschihadistischen Salafisten.
Kaddor: Die Angriffe vom 11. September 2001 haben die Wahrnehmung von Muslimen stark verändert. Das Misstrauen ist groß. Junge wie alte Muslime spüren, dass man ihnen feindlich gesinnt ist. Sie fühlen sich als Opfer – und sind es bis zu einem gewissen Grad auch. Gleichzeitig werden sie in den Medien und im öffentlichen Diskurs in erster Linie als Täter dargestellt. Diesen Widerspruch aufzulösen ist sehr schwierig. Erwachsene reagieren häufig mit Frust.


FOCUS Online: Und Jugendliche?


Kaddor: Jugendliche können sich nicht so leicht abgrenzen und ihr selbstbestimmtes Leben weiterleben. Leider sind einige Männer in dem Alter sehr Testosteron-gesteuert und auch gewaltbereit. Das liegt auch daran, dass sie sich in der Gesellschaft nicht verorten können und dürfen. Und dann kommt jemand mit Ausstrahlung und Autorität und sagt: Hier bist Du immer das Opfer, aber bei uns ist das Merkmal, Muslim zu sein, etwas ganz Besonderes. Allein diese Aufwertung ist bedauerlicherweise einzigartig für die Jugendlichen. Die haben sie vorher nie erfahren. Das ist das Fatale: Wo die Gesellschaft versagt hat, da kommen die Menschenfänger und geben ihnen, wonach ihre Seele dürstet. Das kann regelrecht zu einem Kult werden.


FOCUS Online: Inwiefern?


Kaddor: Die Jugendlichen fangen an, lange Gewänder zu tragen – gerne auch mal Kapuzenpullis oder lassen sich einen Bart wachsen. Zudem verbindet Sprache ganz stark. Plötzlich sprechen viele Deutsch mit dem rheinländischen Akzent, den wir von Pierre Vogel und anderen Konvertiten kennen. Selbst Jugendliche aus Berlin übernehmen ihn.


Im Video: Eltern nehmen Kinder aus Deutschland mit in den Dschihad




FOCUS Online Eltern nehmen Kinder aus Deutschland mit in den Dschihad


FOCUS Online: Welche Rolle spielt das Elternhaus?


Kaddor: Hier liegt die Hauptursache. Den Eltern ist es offensichtlich nicht gelungen, den jungen Menschen ein gesundes Selbstbild, genügend Halt, Orientierung und Liebe zu mitzugeben. Sie konnten nicht zu ihren Kindern durchdringen.


FOCUS Online: Woran liegt es?


Kaddor: Die Beziehung zum Vater spielt eine große Rolle. Bei den Menschen, die in Syrien waren, war der Vater entweder nicht anwesend oder er wurde als übergeordnete Autorität wahrgenommen, die bestraft und selten Liebe entgegenbringt. Das spiegelt sich in einem sehr problematischem Gottesverständnis der Gewaltbereiten wider: Sie nehmen Gott immer als bestrafend wahr. Die Eigenschaft der Barmherzigkeit Gottes, die im Mittelpunkt der islamischen Theologie steht, fehlt beinahe gänzlich. Und genau mit dieser Angstpädagogik üben Fundamentalisten Druck aus: Wenn Ihr das nicht macht, wird Euch Gott bestrafen.


FOCUS Online: Was ist zu tun, um Jugendliche vor religiösem Extremismus wie dem Salafismus zu bewahren?


Kaddor: Als Religionspädagogin versuche ich dem entgegenzuwirken, indem ich die Barmherzigkeit Gottes in den Vordergrund stelle. Wichtig ist aber nicht nur, einen anderen Zugang zu Gott zu vermitteln: Es muss im Dialog geschehen. Kritische Fragen sind hier erwünscht.


FOCUS Online: Welche Aufgabe haben die muslimischen Dachverbände in Deutschland?


Kaddor: Sie müssen sich klarer vom Islamverständnis der Salafisten abgrenzen und mehr in die Jugendarbeit investieren. Aber die Bekämpfung des Salafismus kann nicht die alleinige Aufgabe der Muslime sein. Die Gesamtgesellschaft steht in der Verantwortung, ein anderes Klima zu schaffen. Ein Klima, in dem selbstverständlich ist, dass deutsch sein heute auch muslimisch sein bedeutet. Und umgekehrt muslimisch sein auch deutsch sein heißt.


Solange wir immer von denen und uns sprechen, wird das Zusammenleben sehr schwierig. Das sehe ich bei meinen Schülern. Wenn ich ihnen sage: „Ihr seid doch alle deutsch“, entgegnen sie: „Aber die Deutschen sehen uns als Ausländer“. Von den Medien wünsche ich mir mehr Differenziertheit und weniger Stereotypie in Sachen Islam. Sonst spielen sie sowohl den religiösen Extremisten als auch den Islamhassern in die Hände. Damit ist uns allen nicht gedient.


Im Video: Ausländer als Kanonenfutter? 400 deutsche Muslime kämpfen in Syrien




FOCUS Online/Wochit 400 deutsche Muslime kämpfen in Syrien

Interview mit Autorin Lamya Kaddor: Wie Salafisten Jugendliche ködern, erinnert an eine Sekte! - Islamischer Staat - FOCUS Online - Nachrichten


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FOCUS Online: In Ihrem Buch machen Sie auch eine Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft verantwortlich für den Erfolg von politischen und dschihadistischen Salafisten.
Kaddor: Die Angriffe vom 11. September 2001 haben die Wahrnehmung von Muslimen stark verändert. Das Misstrauen ist groß. Junge wie alte Muslime spüren, dass man ihnen feindlich gesinnt ist. Sie fühlen sich als Opfer – und sind es bis zu einem gewissen Grad auch. Gleichzeitig werden sie in den Medien und im öffentlichen Diskurs in erster Linie als Täter dargestellt. Diesen Widerspruch aufzulösen ist sehr schwierig. Erwachsene reagieren häufig mit Frust.

Eigentlich ein guter Artikel. Den Ausschnitt hier könnte sich auch jeder zu Herzen nehmen, der nach Terrormeldungen am liebsten sofort von allen Muslimen in Deutschland ein Entschuldigungs-Schreiben haben möchte.
 
Erlebniswelt Dschihad

05.02.2015 • Die Zahl ist alarmierend: 600 Menschen sind schon aus Deutschland in den Krieg nach Syrien gezogen. Was macht den „Islamischen Staat“ so attraktiv für junge Salafisten und so gefährlich?
Die Zahlen alarmieren: Die Zahl der Dschihadisten weltweit wird auf mehr als 50.000 geschätzt. Davon kämpfen mehr als 30.000 für den „Islamischen Staat“. Aus Deutschland sind 600 Menschen in den Krieg nach Syrien gezogen; als gefährlich wird jeder vierte Rückkehrer eingestuft. Doch auf 7000 wird in Deutschland das Potential der radikalisierten jugendlichen Salafisten geschätzt. Wenn sie einmal in die Welt des IS eingetaucht sind, sind sie kaum mehr zu erreichen. Sie leben dann in einer eigenen Welt – der „Erlebniswelt Dschihad“.



© ZDF

Wie Jugendliche radikalisiert werden - Das Video in der ZDF-Mediathek


Was macht Islamischen Staat attraktiv für junge Salafisten
 
[h=1]Salafismus in Hessen Salafisten-Problem: Koran-Verteilung verbieten?[/h] 05.02.2015 Der Rechtsstaat tut sich schwer damit, gegen die islamistische Propaganda einzuschreiten. Doch der Druck wird größer, und es gibt erste Gegenmaßnahmen.

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Frankfurt. Es wirkt alles so harmlos. Wenn Salafisten in hessischen Städten ihren Koran verteilen, könnte man meinen, dass sie nur das Recht auf Meinungsfreiheit in Anspruch nähmen. So argumentieren sie auch. Die „Lies!“-Kampagne solle nur informieren und über den Islam aufklären, heißt es. In Wahrheit aber dienen die Aktionen der Rekrutierung von Salafisten-Nachwuchs. Die meisten der 600 deutschen IS-Krieger sind auf diese Weise geworben worden. Der Handlungsdruck für den Staat wird größer, denn die Salafisten werden immer umtriebiger. So ist jetzt auch im Raum Offenbach eine neue Gruppierung mit dem Titel „Wacht auf“ aktiv. Primäres Ziel des Projekts sei die salafistische Missionierungsarbeit, berichtete ein Sprecher des Verfassungsschutzes.
[h=2]Einfallstore schließen[/h] Der CDU-Landtagsabgeordnete Ismail Tipi fordert, dass der Staat solchem Treiben nicht länger tatenlos zusieht: „Ich setze mich schon lange dafür ein, die sogenannten „Lies!“-Aktionen aus unseren Innenstädten zu verbannen und insgesamt zu verbieten. Beide sind die Haupteinfallstore des radikalen Salafismus, die wir dringend schließen müssen. Außerdem müssen wir unterbinden, dass die Salafisten bei diesen Verteilungen auch Spendengelder sammeln, um damit den Kampf in Syrien und Irak zu finanzieren“, sagt Tipi. Aber welche rechtliche Handhabe gibt es gegen die Verteilung des Korans? Tipi: „Genauso wie aggressives Betteln und die Verteilung von rechtsradikalem Propagandamaterial von den Ordnungsämtern untersagt werden, könnten auch diese Verteilaktionen untersagt werden. Es ist eine Auslegungssache der bestehenden Gesetze.“
Auch Abdassamad El-Yazidi, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Hessen, forderte bei einer Lantagsanhörung: „Wir müssen diesen Lies!-Aktionen den Nährboden entziehen.“ Die Koranbücher in deutscher Sprache würden in erster Linie von Saudi-Arabien finanziert, darin werde „eine ganz bestimmte Ideologie“ des wahabitischen und damit strenggläubigen Koran vermittelt. „Wir müssen dazu einen Gegenpol schaffen“, betonte El-Yazidi.


Abdullah Uwe Wagishauser, Vorsitzender der Ahmadiyya Gemeinden Deutschland, forderte: „Wir friedlichen Muslime müssen uns die Deutungshoheit zurückerobern.“ Thomas Mücke, Sozialarbeiter bei der hessischen Beratungsstelle gegen Salafismus, erklärte: „Die Jugendlichen, die von den Extremisten angesprochen werden, sind eigentlich religiöse Analphabeten: Die konvertieren nicht in eine Religion, sondern in einen Radikalismus hinein.“ Es müsse mehr Lehrer geben, die dem entgegenwirken könnten.
Es gibt sie ja, die fortschrittlichen Muslime, so wie Ahmad Mansour, European Foundation for Democracy. Er forderte eine inner-islamische Debatte. Das Problem sei auch, dass die muslimischen Verbände wie Ditib oft gar nicht in der Lage seien, einen kritischen, alternativen Diskurs anzubieten. „Wir müssen neue Inhalte etablieren und den Jugendlichen Alternativen anbieten“, so Mansour.
[h=2]Erste Gegenmaßnahmen[/h] Immerhin haben die Behörden in Wiesbaden gehandelt. Weil sich Passanten von den Koran-Verteilern bedrängt fühlten, hat die Stadt kürzlich zwei Salafisten einen Platzverweis erteilt. Auch außerhalb Hessens tut sich was. Die Bundesregierung hat schärfere Gesetze beschlossen: Der „Dschihad-Tourismus“ soll ebenso wie die Finanzierung von Terror strafbar werden. Und in der Berliner Al-Nur-Moschee darf der frauenfeindliche ägyptische Imam Abdel Meoz Al-Eila keine weiteren Predigten halten. Er hatte in einer auf Arabisch gehaltenen Predigt gesagt, dass Frauen ohne die Erlaubnis des Ehemannes nicht das Haus verlassen dürften und ihm beim Sex immer zu Willen sein müssten. Die Neuköllner Al-Nur-Moschee ist laut Verfassungsschutz Treffpunkt von Anhängern der salafistischen Islam-Interpretation. In Berlin gehören der Szene den Angaben zufolge etwa 620 Personen an, davon gelten rund 330 als gewaltorientiert.

Salafismus in Hessen: Salafisten-Problem: Koran-Verteilung verbieten? | Frankfurter Neue Presse





[h=1]Verbotene islamistische Organisationen[/h] [h=2]Übersicht über Verbotsmaßnahmen des BMI gegen islamistische Organisationen im Zeitraum von Januar 1990 bis Dezember 2013[/h] [TABLE="class: content"]
[TR]
[TH]Organisation[/TH]
[TH]Datum der Verbotsverfügung[/TH]
[TH]Verbotsgründe[/TH]
[TH]Status[/TH]
[/TR]
[TR]
[TD="colspan: 4"]Tabelle "Verbotene islamistische Organisationen", Stand: 31.12.2013


[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„DawaTeam Islamische Audios“[/TH]
[TD] 25.02.2013 [/TD]
[TD]Vereinszweck gegen die verfassungs­mäßige Ordnung gerichtet, Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständigung[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„an-Nussrah“[/TH]
[TD] 25.02.2013 [/TD]
[TD]Teilorganisation des rechtskräftig verbotenen Vereins „Millatu Ibrahim“[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„DawaFFM“ einschließlich der Teilorganisation „Internationaler Jugendverein – Dar al Schabab e. V.“[/TH]
[TD] 25.02.2013 [/TD]
[TD]Vereinszweck gegen die verfassungs­mäßige Ordnung gerichtet, Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständigung[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„Millatu Ibrahim“[/TH]
[TD] 29.05.2012 [/TD]
[TD]Vereinszweck gegen die verfassungs­mäßige Ordnung gerichtet, Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständigung[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„Internationale Humanitäre Hilfsor­ganisation e. V.“ (IHH)[/TH]
[TD] 23.06.2010 [/TD]
[TD]Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständigung[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„al-Manar TV“[/TH]
[TD] 29.10.2008 [/TD]
[TD]Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständigung[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„YATIM-Kinderhilfe e. V.“[/TH]
[TD] 30.08.2005 [/TD]
[TD]Nachfolgeorganisa­tion des rechtskräf­tig verbotenen „al-Aqsa e. V.“[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„Bremer Hilfswerk e. V.“[/TH]
[TD] Selbstauflösung mit Wirkung vom 18.01.2005;
Löschung im Vereinsregister am 29.06.2005 [/TD]
[TD] [/TD]
[TD]Das BMI hatte am 3. Dezember 2004 ein vereins­rechtliches Ermittlungs­verfahren mit dem Ziel eines Ver­bots gegen das „Bremer Hilfswerk e. V.“ eingeleitet. Der Verein ist dem Verbot durch Selbstauflö­sung zuvor­ge­kom­men.[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„Yeni Akit GmbH“ Verlegerin der Europa-Ausgabe der türkischsprachigen Tageszeitung „Anadoluda Vakit“[/TH]
[TD] 22.02.2005 [/TD]
[TD]Leugnung und Verharmlosung des Holocausts in volks­verhetzender Weise, Verbreitung antisemitischer / antiwestlicher Propaganda[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„Hizb ut-Tahrir“ (HuT)[/TH]
[TD] 10.01.2003 [/TD]
[TD]Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständigung, Befürwortung von Gewalt zur Durch­setzung politischer Belange[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„al-Aqsa e. V.“[/TH]
[TD] 31.07.2002 [/TD]
[TD]Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständi­gung (finanzielle Unterstützung der HAMAS und ihrer sogenannten Sozial­vereine)[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[TR]
[TH="align: left"]„Kalifatsstaat“ und 35 Teilorganisationen[/TH]
[TD] 08.12.2001 14.12.2001 13.05.2002 16.09.2002 [/TD]
[TD]Vereinszweck gegen die verfassungs­mäßige Ordnung gerichtet, Verstoß gegen den Gedanken der Völkerverständigung, Propagierung von Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele[/TD]
[TD]Unanfechtbar[/TD]
[/TR]
[/TABLE]
Bundesamt für Verfassungsschutz - Verbotene islamistische Organisationen
 
Salafisten-Szene wächst rasant
Verfassungsschutz nennt Zahlen

In Baden-Württemberg gibt es immer mehr radikale Islamisten. Jeder Zehnte von ihnen gilt als gewaltbereit. Nicht nur junge Männer lassen sich von der Terrormiliz IS rekrutieren.



Islamismus- und Terrorismusexperte Müller
Immer mehr junge Salafisten aus Baden-Württemberg reisen nach Syrien aus, um die Terrormiliz Islamischer Staat zu unterstützen.


Rund 550 Anhänger der radikalen Salafisten-Szene verzeichnet der Verfassungsschutz derzeit in Baden-Württemberg - Tendenz steigend. Etwa ein Zehntel davon ist als gewaltbereit einzuschätzen, so Herbert Landolin Müller, Abteilungsleiter für Internationalen Extremismus und Terrorismus beim Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, gegenüber dem SWR. 30 Personen sind inzwischen nach Syrien ausgereist, um sich dort der Terrororganisation IS anzuschließen.


Auch junge muslimische Frauen schließen sich Terrormiliz an


Unter den Ausgereisten seien nicht nur junge Männer, sagt der Experte. Mittlerweile befänden sich darunter auch junge muslimische Frauen. Mindestens vier Dschihadisten aus Baden-Württemberg seien bei Kämpfen in Syrien ums Leben gekommen.


Moschee in Sindelfingen im Visier der Verfassungsschützer


In der vergangenen Woche hat das Landeskriminalamt Baden-Württemberg zahlreiche Objekte von fünf mutmaßlichen Terror-Unterstützern durchsucht. Darunter ist eine Moschee in Sindelfingen im Kreis Böblingen, die seit Jahren als Anlaufstelle von Salafisten gilt und vom Verfassungsschutz beobachtet wird.


Stand: 18.2.2015, 14.01 Uhr


Verfassungsschutz nennt Zahlen: Salafisten-Szene wächst rasant - Fernsehen :: SWR Fernsehen :: Nachrichten :: Baden-Württemberg :: Stuttgart | SWR.de

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»Spiegel-TV« berichtet über den Tod eines Herforders in Syrien

Herford (WB). Die Herforder Salafisten-Szene bleibt auch nach Festnahme des mutmaßlichen IS-Unterstützers Sebastian B. im Januar bundesweit Gesprächsthema. In einem von RTL ausgestrahlten Beitrag hat das »Spiegel TV Magazin« am Sonntag über den Herforder Dela T. berichtet, der 2013 im syrischen Bürgerkrieg getötet worden sein soll.

Der 21-Jährige wird beschrieben als junger Mann mit psychischen Problemen, der Halt und Identität suchte. So habe er Kontakt zu einer Gruppe von Männern gefunden, die von den Sicherheitsbehörden als besonders gefährlich eingestuft werden – unter ihnen laut »Spiegel TV« auch der Tschetschene Said O. Der 49-Jährige – nach HK-Informationen ein anerkannter Asylberechtigter, der seit 2001 in Herford lebt – gelte als einer von bundesweit mehr als 260 islamistischen Gefährdern. Diese stehen unter besonderer Beobachtung der Sicherheitsbehörden, die ihnen Anschläge zutrauen. Terrorfahnder hätten O. im Verdacht, im kleinen Kreis als Scharfmacher für den Dschihad zu agieren, hieß es. Ihm wird eine Führungsfunktion in radikalen Zirkeln nachgesagt, die auch in der Moschee in der Ahmser Straße verkehren sollen.

»Dela T. ist mit ziemlicher Sicherheit tot«

Dela T. und der inzwischen verhaftete Herforder Konvertit Sebastian B. (27) sollen sich 2013 einer tschetschenischen Terrormiliz angeschlossen haben. Insgesamt sollen – so »Spiegel TV« – mindestens drei junge Männer aus dem Umfeld O.'s nach Syrien gereist sein. Dela T. ist dem Bericht zufolge bis heute verschollen. Seine Mutter soll von Sebastian B. erfahren haben, dass ihr Sohn im Schützengraben gefallen sei. Inzwischen gibt es allerdings auch Hinweise, dass T. möglicherweise einen Psychose-Anfall bekommen und daraufhin von IS-Mitgliedern erschossen worden sein könnte. »Dass Dela T. tot ist, lässt sich ziemlich sicher sagen«, bestätigte Erster Kriminalhauptkommissar Ulrich Buchalla, Kommissariatsleiter beim Bielefelder Staatsschutz. »Seine Mutter hat seit Ende 2013 nichts mehr von ihm gehört, seither fehlt jedes Lebenszeichen.« Sebastian B. sitzt derzeit in Untersuchungshaft in der JVA Bielefeld-Brackwede.

Fragen des Fernsehteams zu seinen Aktivitäten wehrte Said O. im gezeigten Filmbeitrag ab. In diesem Zusammenhang erinnert »Spiegel TV« an die Angriffe von Salafisten auf Jesiden im August in Herford: Bei den Ausschreitungen habe sich erstmals die Brutalität tschetschenischer Extremisten auch der Öffentlichkeit vermittelt. Dabei gälten Ostwestfalen und Berlin schon seit längerem als Schwerpunkte islamistischer Tschetschenen. Der heimische SPD-Landtagsabgeordnete Christian Dahm (Vlotho) hatte vor kurzem darauf hingewiesen, die Salafistenszene in Herford sei seit langem bekannt, die Stadt sei aber »keine Hochburg«.

Salafisten-Szene in Herford

Etwa ein Dutzend Salafisten sind der Polizei in Herford bekannt. Damit leben in der 65.000-Einwohner-Stadt doppelt so viele von ihnen wie im Bundesdurchschnitt. Nach Informationen des Verfassungsschutzes dient die Assalam-Moschee an der Ahmser Straße auch jungen Salafisten aus Tschetschenien als Treffpunkt. Der Verein »Islamisches Zentrum Herford«, der die Gebetsstätte betreibt, hat hingegen mehrfach öffentlich betont, dort finde keine Radikalisierung statt. Beobachter berichten, dass es zwischenzeitlich intern zu Spannungen zwischen einzelnen Gruppen gekommen sein soll. So soll der Vorstand bestrebt sein, sich von radikalen Kräften zu trennen – auch, um die Moschee so aus der öffentlichen Kritik herauszuholen.

In den vergangenen Wochen haben Angehörige der jesidischen Glaubensgemeinde erneut unter anderem in Herford gegen den Islamischen Staat und Aktivitäten von Salafisten demonstriert. Die aktuellen Konflikte zwischen Angehörigen unterschiedlicher Religionen werden auch an einigen Herforder Schulen thematisiert. Bürgermeister Tim Kähler will den interreligiösen und interkulturellen Dialog zeitnah fortsetzen. Voraussichtlich am 9. März soll der nächste Runde Tisch im Herforder Rathaus tagen. Dabei sollen nach Möglichkeit Vertreter der Schulen mit eingebunden werden.

http://m.westfalen-blatt.de/OWL/Lok...forders-in-Syrien-Den-Salafisten-auf-der-Spur
 
[h=1]Salafisten in Berlin CDU will Trägerverein der Al-Nur-Moschee verbieten[/h]
29897592,31788256,dmFlashTeaserRes,71-80691571%253A+In+der+Al-Nur-+%252818.02.2015_17%253A42%253A46%253A395%2529.jpg

In der Al-Nur-Moschee wird nicht nur gebetet, es wird auch gehetzt – gegen Schwule, Juden und Frauen. Foto: Jürgen Moers


Immer wieder gerät die Al-Nur-Moschee in Neukölln wegen islamistischer Hetze in die Schlagzeilen. Zuletzt sorgte eine frauenfeindliche Rede eines Imams für Ärger. Die CDU will den verantwortlichen Trägerverein der Moschee nun verbieten.

Wiederholte Hass-Predigten in der Al-Nur-Moschee in Neukölln haben Bezirkspolitiker auf den Plan gerufen: Die CDU will am nächsten Mittwoch im Bezirksparlament beantragen, den Trägerverein der Moschee, den Verein Islamische Gemeinschaft Berlin, zu verbieten. Zudem soll sich das Bezirksamt im Senat dafür einsetzen, dass dem Verein der Status der Gemeinnützigkeit entzogen wird, sagte CDU-Fraktionschef Gerrit Kringel der Berliner Zeitung.
Umstritten
Die Islamische Gemeinschaft Berlin wurde als Verein „Al-Nur“ (das Licht) 1983 in Berlin gegründet. Im Jahr 2000 erwarb der Verein ein Grundstück mit Fabrikhalle in einem Neuköllner Industriegebiet, auf dem sich jetzt die Moschee befindet. Der Verein gilt als Ableger des libanesischen Teils der Muslimbruderschaft, die sich für eine islamische Prägung von Staaten im Nahen Osten einsetzt.
Die Al-Nur-Moschee ist salafistisch geprägt und Treffpunkt von Menschen verschiedener Nationalitäten mit unterschiedlichem politisch-ideologischem Umfeld. Enge Beziehungen bestehen nach Saudi-Arabien. Ein saudischer Sponsor ermöglichte den Kauf der Moschee und unterstützt die Gemeinschaft finanziell.
Im jüngsten Verfassungsschutzbericht wird ein salafistischer Prediger aus Saudi-Arabien erwähnt, der in der Al-Nur-Moschee vor Hunderten Zuhörern über den Konflikt in Syrien gesprochen haben soll.


„In der Al-Nur-Moschee kommt es immer wieder zu unerträglicher Hetze, die sich mit unserem Grundgesetz nicht verträgt“, so der 41-Jährige. Anlass für die Initiative der CDU, die gemeinsam mit der SPD im Bezirksparlament eine Zweidrittelmehrheit hat, war der Auftritt eines ägyptischen Imams in der Moschee am 23. Januar. Der ultrakonservative Wanderprediger hatte Frauen jedes Selbstbestimmungsrecht abgesprochen. Sie dürften sich ihren Männern nie sexuell verweigern, sie dürften ohne Erlaubnis ihres Mannes weder das Haus verlassen noch berufstätig sein.
Es war nicht das erste Mal, dass in der Moschee an der Haberstraße gehetzt wurde. Auch homophobe Predigten gab es dort, und im Sommer 2014 rief ein dänischer Prediger beim Freitagsgebet offen zum Mord an Juden auf. Die Predigten wurden auch ins Internet gestellt. „Wir haben lange genug zugesehen, wie aus dem Trägerverein der Moschee heraus zum Hass aufgehetzt wird“, sagte CDU-Politiker Kringel. Dagegen müsse endlich ein Zeichen gesetzt werden.
[h=3]Verbot ist schwierig[/h]Nach jeder Hasspredigt gab es diverse Anzeigen gegen den jeweiligen Redner. Die Ermittlungen gegen den Ägypter sind inzwischen abgeschlossen, die Staatsanwaltschaft hat gegen den Imam einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung beantragt. Auch Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte deutliche Kritik geübt. Er sprach von einer „finsteren religiösen Ideologie, die nicht zu unserer Gesellschaft passt.“ Die islamischen Gemeinden dürften so etwas nicht stillschweigend hinnehmen. Wenig später teilte der Vorstand der Moschee mit, dass der kritisierte ägyptische Imam dort keine Predigten mehr halten werde. Ursprünglich sollte er noch bis Ende Februar in der Al-Nur auftreten.
Ein Verbot des Trägervereins wird bereits in der Senatsinnenverwaltung intensiv geprüft. Dies sei aber sehr schwierig, sagte ein Sprecher. Neuköllns stellvertretender Bürgermeister Falko Liecke (CDU) forderte „klare Kante“ gegen Salafisten: „Es ist eine Katastrophe, wenn ein Verein, der Hasspredigten gegen unsere gesellschaftlichen Werte zulässt, sogar gemeinnützig ist und steuerlich begünstigt wird.“
Benötigt werde aber nicht hierbei eine Änderung, sondern ein berlin-weites Präventionsprogramm gegen Islamisten und Salafisten. Liecke: „Solange wir es zulassen, dass übelste Propaganda unsere Jugendlichen in eine mittelalterliche Parallelgesellschaft treiben darf, wird sich nichts ändern.“

http://www.berliner-zeitung.de/berl...-nur-moschee-verbieten,10809148,29897594.html
 
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