Guten Tag, Rafi.
Ich stelle noch mal etwas voran. Ich bin Moskauerin mit familiären Wurzeln in Grozny, was ich seit 2012 einigermaßen regelmäßig besuche. Vielleicht gibt das einen Eindruck über meine Einstellung zu Terror, aber auch der Auseinandersetzung mit Ursachen dafür! Ich denke mir so meinen Teil zur Formel: Mit Terroristen wird nicht verhandelt. Ohne dass ich die Konflikte, Konfliktparteien als solche da gleich stellen will. Es geht keinesfalls darum, die Israelis sind hier die bösen Buben und die Palästinenser, voran konkret die Hamas die guten. Wtf?! Überhaupt nicht.
Aber nach allem was ich so mitbekam und verstehe, die Hamas erfüllt allem voran in der palästinensischen Gesellschaft im Gaza eine überhaupt ganz breite gesellschaftlich-soziale Funktion. Und auch als "politische Kraft" bestimmen offenbar sozioökonimische Themen Wahlkämpfe etc. Noch mal, überhaupt geht es nicht darum, sie zu verharmlosen. Sondern dass sie eine in vieler Hinsicht gewichtigen, einflussreichen Faktor in palästinensischer Gesellschaft und Politik darstellen. Stehe man dazu an sich wie man will. Und fast noch wichtiger: Sie sind der militärische Gegner, sie haben die Waffen, die beschießen... Mit wem sonst soll man vernünftigerweise am effektivsten, wenn man so will, reden, wenn es um eine realistisch-dauerhafte Beendigung der Gefahr militärischer Angriffe geht, auch Abgabe von Waffen....? Ob nun formell, informell.
Ich kann dir nicht sagen, wie mein Herz, aber nicht nur meins, etwa aufging, als eine israelische Delegation, angeführt vom Ministerpräsidenten, an den Feierlichkeiten zum 09.05. bei uns teilnahm, sich da etwa auch mit an die Spitze des "bessmertnyj polk" stellte. Als ein israelischer Verteidigungsminister da im besten Russisch, was er scheinbar gut gepflegt hat, über seine Familiengeschichte im Großen Vaterländischn Krieg erzählt. Natürlich stehen mir in vielen Aspekten die Israelis näher. Vielleicht auch aus diesem Grund sehe, bewerte ich da Unrecht "härter". Das mag sogar sein. Ich sehe sie bei den Friedenslösungen aber auch deswegen stärker in der Pflicht, weil sie unter allen entscheidenden Aspekten schlichtweg ungleich stärker, mächtiger sind und somit auch wesentlich mehr Möglichkeiten und in der Hand haben, den Friedensprozess zu steuern. Nicht weil es darum geht, hier Verbrechen etwa aufzurechnen und wer hier nun mehr oder weniger der Gute oder der Böse in diesem Konflikt ist.