Ich halte das Muster "Ihr habt..." "Nein ihr habt..." für extrem kontraproduktiv. Genau deshalb geht ja nichts voran. Das ist der Stoff, mit dem sich Konflikte am Leben halten lassen.
Beispiel Henry Kissinger. Der ist in den 70ern ständig zwischen Kairo und Tel Aviv hin- und hergeflogen um mühsam die gegenseitigen Anschuldigungen abzutragen. Ergebnis ist ein vergleichsweise stabiles Verhältnis mit Ägypten. Wäre es bei den Anschuldigungen geblieben, wäre Ägypten wohl immer noch das größte Sicherheitsrisiko für Israel.
Fraglos ein kaum zu lösender Punkt. Aber man muss es zwangsläufig so verpacken, dass an anderen Punkten entsprechendes Entgegenkommen offeriert wird, um diesen Punkt fallen zu lassen. Gesicht wahren lassen. Eine Seite wird niemals freiwiilig einen Punkt zu 100% aufgeben ohne Gegenleistung. Wer das voraussetzt hat den Dialog praktisch beendet.
Klar, dass die offizielle Haltung der Hamas nicht diskutierbar ist. Aktuell ist es ein Teufelskreislauf. MMn nach allerdings ein gewollter. Die Hamas benutzt den Konflikt um ihre Macht gegenüber palestinensischen Konkurrenten und der unterdrückten Bevölkerung zu festigen. In Kriegszeiten lässt sich das Volk einfacher kontrollieren und man kann die Schuld auf den Feind schieben.
Netanyahu kommt das nach meinem Eindruck recht. Erstens erhält man den Streit zwischen Fatah und Hamas am Leben. Zweitens kann man sagen: "Solange dort eine Terrororganisation herrscht, kann es keinen Dialog geben."
Beides führt dazu, dass lästige Forderungen aus den USA und Europa nicht zu viel Gewicht bekommen. In der Zwischenzeit kann man im Siedlungsbau Fakten schaffen. Ausserdem halten die Angriffe der Hamas das Thema Sicherheit in der israelischen Bevölkerung im Fokus, die große Trumpfkarte im Wahlkampf gegenüber den linken Parteien.