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Istanbul: Räumung von Parkanlage eskaliert

„Ihr seid nicht unsere Feinde“

Polizei murrt gegen Erdoğan: Wir wollen nicht mehr kämpfen!


Unmut macht sich breit unter der türkischen Polizei. Ein Polizeiverein hat sich in einer Mitteilung über die schlechten Bedingungen des Polizeieinsatzes in Istanbul beschwert. Sie seien müde und wollen nach Hause gehen.

Der türkische Polizeiverein „Polis Memurları Dayanışma Grubu“ sagt, dass die Nachschubkräfte der Polizei, die sich im Einsatz in Istanbul befinden, müde sind und sich im Stich gelassen fühlen. „Überall in Istanbul gibt es Einrichtungen der Polizei. Doch wir und die Bürger schlafen seit Tagen auf den Straßen“, heißt es in einer Facebook-Mitteilung. Die „Verantwortlichen“ seien aufgefordert, jenen Missstand aus dem Weg zu räumen. Denn unter diesen Bedingungen komme es zum Fehlverhalten von Polizeibeamten. Die Beamten seien müde und sehr angespannt. Sie wollen nicht mehr kämpfen. Vor allem sehen sie keinen Sinn im Kampf gegen die Bürger. Den Polizisten ist klar, dass sie bei diesem Konflikt nur verlieren können.


„Wir wollen nicht mehr“


Auf Youtube ist ein Video aufgetaucht, welches eine Unterhaltung mehrerer Polizeibeamter mit einem Anhänger des Beşiktaş Fan-Clubs „Çarşı“ zeigt. Die Beamten bekommen nicht mit, dass die Kamera die gesamte Unterhaltung aufzeichnet. „Die Leute hier sind im Einsatz, weil sie gezwungen sind dazu. Es geht darum unsere Familien durchzubringen“, so ein Beamter.

Ein weiterer Polizist sagt zum „Çarşı“-Mitglied: „Bitte deine Leute darum, dass sie nach Hause gehen sollen. Seit vier Tagen schlafen wir nicht und sind hier auf der Straße. Ihr seid nicht unsere Feinde“. Ein weiterer Beamter beschwert sich darüber, dass seine Dienstwaffe gestohlen wurde. „Wenn irgendwer mit meiner Waffe erschossen wird, dann muss ich dafür gerade stehen. Dann komme ich ins Gefängnis“, sagt der Beamte.

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Ein Interview auf Englisch mit zwei Soziologen über die Proteste. Finde ich interessant, weil es mehr auf das Thema von urbaner Transformation, die Beziehung zur Wirtschaftspolitik, und die Klassen-Spaltungen in der Türkei (also innerhalb der Unter- und der Mittelschicht) konzentriert ist. Das sind Themen, die auch für die ganze Welt von Bedeutung sind, nicht nur für die Türkei natürlich.

Voices of the Middle East and North Africa - June 5, 2013 at 7:00pm | KPFA 94.1 FM Berkeley: Listener Sponsored Free Speech Radio
 
„Wir sind in Trauer. In den achtziger Jahren haben sich Rechte und Linke bekriegt. Danach haben sie versucht unser Land in einen sunnitisch-alevitischen Kampf hineinzudrängen. Dann kam der Versuch, das Land in Kurden und Türken zu spalten. Diejenigen, die unser Land nicht von außen in die Knie zwingen konnten, haben es immer wieder mit einer innenpolitischen Schwächung versucht. Wir sind in Trauer, weil wir sehen, wie unsere Bürger aufgrund der massiven Tränengaseinsätze in Krankenhäuser eingeliefert werden. Wir sind in Trauer, weil wir sehen, dass es auch Provokateure gibt, die Polizeibeamte angreifen und verletzen. Unsere Feinde werden sich freuen. Maßgeblich sind einzig und allein die Bürgerrechte. Jeder Bürger hat ein Recht darauf, sein Leben nach Belieben zu gestalten. Doch wir können es nur gemeinsam schaffen. Das haben wir in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder unter Beweis gestellt. Lasst uns niemals vergessen: Wir sind ein Volk“.

ihr seht den Wald vor lauter Bäumen nicht.
 
Erdogan fordert sofortiges Ende der Proteste

07.06.2013 · Die Proteste in der Türkei gehen weiter. Tausende Anhänger feiern Ministerpräsident Erdogan bei seiner Rückkehr von einer Reise nach Nordafrika begeistert. Er will den Forderungen der Demonstranten nicht nachgeben.

Nach seiner Rückkehr aus Nordafrika hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ein sofortiges Ende der Proteste im Land gefordert. Vor rund 10.000 Anhänger seiner islamisch-konservativen AKP-Partei sagte Erdogan am frühen Freitagmorgen am Atatürk Flughafen in Istanbul: Die Demonstrationen müssten sofort aufhören. Sie hätten ihre demokratische Berechtigung verloren und seien zu Vandalismus geworden.

Zur Kritik seiner Gegner unter Anspielung auf den Wahlsieg von 2011, dass er der Ministerpräsident von 50 Prozent der Türken sei, sagte Erdogan: „Es ist nicht wahr.“ Sie stünden im Dienst aller Türken. Erdogan forderte seine Anhänger auf, friedlich nach Hause zu gehen. In Slogans hatten Anhänger ein gewaltsames Vorgehen gegen die Proteste am Taksim-Platz verlangt. Die Ansprache hatte Erdogan flankiert von seiner Ehefrau und Kabinettsmitgliedern vom Dach eines Busses gehalten.


Unterdessen setzten die Gegner Erdogans ihre Proteste in mehreren Provinzen des Landes fort. In Istanbul gab es in mindestens einem Stadtteil neue Zusammenstöße. Zehntausende waren in der Nacht rund um den Taksim-Platz auf den Straßen. Erdogan hatte bereits zuvor klargemacht, dass er trotz der seit einer Woche andauernden Protestwelle an einem heftig umstrittenen Bauprojekt im Istanbuler Gezi-Park festhalten will.
Zugleich beschuldigte er am Donnerstag bei einem Besuch in Tunis abermals Linksextremisten, hinter den Protesten zu stecken. „Unter den Demonstranten gibt es Extremisten, einige sind mit dem Terrorismus verbunden“, sagte Erdogan nach Medienberichten aus Tunis.


Bei den Protesten hat die Polizei nach Angaben von Innenminister Muammer Güler in Istanbul und Ankara sieben Ausländer festgenommen. Darunter sei ein Deutscher, zitierte die Nachrichtenagentur Anadolu den Minister in Ankara. Zudem seien zwei Franzosen, zwei Iraner, ein Grieche und ein amerikanischer Bürger in Gewahrsam. Den Ausländern werde vorgeworfen, sie hätten sich als Provokateure an den Demonstrationen beteiligt, hatten türkische Medien gemeldet. Türkische Berichte, wonach einige Festgenommene Diplomatenpässe haben, sind nach den Worten Gülers falsch.


Inzwischen richten sich die Demonstrationen vor allem gegen den als immer autoritärer empfundenen Kurs Erdogans und seiner islamisch-konservativen AKP. Im Gezi-Park ist der Nachbau einer osmanischen Kaserne geplant, in der es Geschäfte und Wohnungen geben soll. „War dort früher eine osmanische Kaserne der Artillerie oder nicht? Ja, und es war ein historisches Gebäude“, sagte Erdogan in Tunis. „Warum gibt es Widerstand gegen das Projekt? Weil es von der AKP kommt.“ In Istanbul hatten in der Nacht zum Donnerstag rund um den zentralen Taksim-Platz erneut Zehntausende gegen Erdogan protestiert. Die Demonstrationen wurden am Donnerstag fortgesetzt.
Der bei den Protesten festgenommene Deutsche war als Tourist in die Türkei eingereist. Es wurde erwartet, dass er abgeschoben wird. Die Zeitung „Zaman“ berichtet, bei einigen Festgenommenen seien Gaskartuschen und Feuerwerkskörper gefunden worden. Die islamistische Zeitung „Yeni Akit“ präsentierte ihren Lesern den Fall auf der ersten Seite als Beleg für einen versuchten Anschlag und die Einmischung des Auslands. Erdogan hatte zu Wochenbeginn gesagt, hinter den Protesten steckten auch ausländische Gruppen, denen der Geheimdienst auf der Spur sei. Die Zeitung „Radikal“ meldete, unter den festgenommenen Ausländern seien Studenten des Erasmus-Programms der Europäischen Union.

Türkei: Erdogan fordert sofortiges Ende der Proteste - Ausland - FAZ

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Das weiß ich nicht.
Intressant: Die türkischen Mainstreammedien geben an, dass hunderttausende AKP Anhänger am Flughafen waren.
BBC und unabhängige Medien sprechen lediglich von 10.000 Anhängern.
 
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