Ich zitiere mich mal selbst:
http://www.balkanforum.info/f19/isr...sammelthread-231809/index783.html#post4877885
Gutes Interview:
6. Dezember 2017, 16:50 Uhr
Rudolf Dreßler über Donald Trump
"Wer im Nahen Osten glaubt, spielen zu können, reitet auf einer Rasierklinge"
Rudolf Dreßler, Deutschlands Ex-Botschafter in Israel, hält Trumps Entscheidung, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, für brandgefährlich. Für den SPD-Mann gibt es keinen verlässlichen Partner mehr in Washington.
Interview von Lars Langenau
Rudolf Dreßler, 77, saß für die SPD von 1980 bis 2000 im Bundestag, war 19 Jahre für die Israelpolitik der Partei verantwortlich - und von 2000 bis 2005 deutscher Botschafter in
Israel. Bis heute hält er Kontakt zu vielen Menschen dort und fragt sich noch immer, ob die Bemühungen um Frieden im Nahen Osten eine "Never Ending Story" bleibt.
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Welche Länder werden den USA auf diesem Weg folgen?
Ich glaube aus meiner Erfahrung als Botschafter, dass das niemand machen wird. Weder die EU, noch die Russen und Chinesen. Selbst die Briten nicht, die sind zu sehr mit dem Brexit beschäftigt.
Was ist mit der Türkei?
Die türkische Regierung hat auch schon gesagt, dass damit eine rote Linie überschritten ist. Trump schert sich einen Scheißdreck um die internationale Lage und spielt sein Spiel. Es interessiert ihn einfach nicht - und genau das macht diesen Mann so gefährlich.
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Könnte man die Entscheidung von Trump nicht auch positiv sehen? In dem Sinne, dass vielleicht endlich Bewegung in den völlig festgefahrenen Friedensprozess kommt?
Sicher kommt da Bewegung rein,
aber in eine brandgefährliche Richtung. Es gibt ja in der palästinensischen Autonomiebehörde ganz klar Kräfte, die an der Inszenierung einer dritten Intifada interessiert sind. Aus deren Sicht gibt es gar keine Alternative zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit einer nicht vorhersehbaren Anzahl von Toten auf beiden Seiten.
Betroffen sein werden nicht nur Soldaten, sondern vor allem Zivilisten.
Was glauben Sie, was Trump durch seinen Schritt gewinnen kann?
Nichts. Weder ökonomisch noch machtpolitisch. Er will den Weg gehen, den er in seinem Wirtschaftsimperium auch gegangen ist: Er bestimmt und alle marschieren. Trump denkt, so funktioniere auch Politik.
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Schon allein durch diese eine Entscheidung wird er in der gesamten arabischen Welt Gewalt provozieren.
Der gesunde Menschenverstand sagt eigentlich schon, dass dieser Mann zum Arzt gehört, aber nicht ins Weiße Haus.
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Ich bin jetzt 48 Jahre alt. Werden Sie und ich noch einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern erleben?
Ich sowieso nicht mehr, aber Ihnen kann ich auch keine große Hoffnungen machen.
"Trump gehört zum Arzt, aber nicht ins Weiße Haus" - Politik - Süddeutsche.de
Nicht gerade sehr optimistisch...