Damals (1759) erschien:
Ich kann diese wenigen Bemerkungen nicht abschließen, ohne
Notiz zu nehmen von der trivialen Redensart in dem Munde zu
vieler, daß, wenn der Arbeiter (industrious poor) in 5 Tagen genug
erhalten kann, um zu leben, er nicht volle 6 Tage arbeiten will.
Daher schließen sie auf die Notwendigkeit, selbst die notwendigen
Lebensmittel durch Steuern oder irgendwelche andre Mittel zu
verteuern, um den Handwerker und Manufakturarbeiter zu
unausgesetzter sechstägiger Arbeit in der Woche zu zwingen.
Ich
muß um die Erlaubnis bitten, andrer Meinung zu sein als diese
großen Politiker, welche für die beständige Sklaverei der
Arbeiterbevölkerung dieses Königreichs (the perpetual slavery of
the working people) die Lanze einlegen; sie vergessen das
Sprichwort "all work and no play" (nur Arbeit und kein Spiel)
macht dumm. Brüsten sich die Engländer nicht mit der Genialität
und Gewandtheit ihrer Handwerker und Manufakturarbeiter, die
bisher den britischen Waren allgemeinen Kredit und Ruf verschafft
haben? Welchem Umstand war dies geschuldet? Wahrscheinlich
keinem andren als der Art und Weise, wie unser Arbeitsvolk,
eigenlaunig, sich zu zerstreuen weiß. Wären sie gezwungen, das
ganze Jahr durchzuarbeiten, alle sechs Tage in der Woche, in
steter Wiederholung desselben Werkes, würde das nicht ihre
Genialität abstumpfen und sie dumm-träg statt munter und
gewandt machen; und würden unsre Arbeiter infolge solcher
ewigen Sklaverei ihren Ruf nicht verlieren statt erhalten? ...
Welche Art Kunstgeschick könnten wir erwarten von solch hart
geplackten Tieren (hard driven animals)? ... Viele von ihnen
verrichten soviel Arbeit in 4 Tagen als ein Franzose in 5 oder 6.
Aber wenn Engländer ewige Schanzarbeiter sein sollen, so steht zu
fürchten, daß sie noch unter die Franzosen entarten (degenerate)
werden. Wenn unser Volk wegen seiner Tapferkeit im Krieg
berühmt ist, sagen wir nicht, daß dies einerseits dem guten
englischen Roastbeef und Pudding in seinem Leibe, andrerseits
nicht minder unsrem konstitutionellen Geiste der Freiheit
geschuldet ist? Und warum sollte die größere Genialität, Energie
und Gewandtheit unsrer Handwerker und Manufakturarbeiter
nicht der Freiheit geschuldet sein, womit sie sich in ihrer eignen
Art und Weise zerstreuen? Ich hoffe, sie werden nie wieder diese
Privilegien verlieren, noch das gute Leben, woraus ihre
Arbeitstüchtigkeit und ihr Mut gleichmäß herstammen
Hier erscheint die Freiheit der Arbeiter darin, auf ihr
naturrecht
zu arbeiten
während zweier Wochentage zu verzichten. Wie kann
jemand auf ein Recht, noch dazu ein Naturrecht verzichten!
Widerspruch regte sich. Wenn auch in widersprüchlicher Form,
nämlich das Naturrecht zur Pflicht zu machen:
Wenn es für eine göttliche Einrichtung gilt, den siebenten Tag der
Woche zu feiern, so schließt dies ein, daß die andren Wochentage
der Arbeit" (er meint dem Kapital, wie man gleich sehen wird)
"angehören, und es kann nicht grausam gescholten werden, dies
Gebot Gottes zu erzwingen ... Daß die Menschheit im allgemeinen
von Natur zur Bequemlichkeit und Trägheit neigt, davon machen
wir die fatale Erfahrung im Betragen unsres Manufakturpöbels,
der durchschnittlich nicht über 4 Tage die Woche arbeitet, außer
im Fall einer Teuerung der Lebensmittel ... Gesetzt, ein Bushel
Weizen repräsentiere alle Lebensmittel des Arbeiters, koste 5 sh.,
und der Arbeiter verdiene einen Schilling täglich durch seine
Arbeit. Dann braucht er bloß 5 Tage in der Woche zu arbeiten; nur
4, wenn der Bushel 4 sh. beträgt ... Da aber der Arbeitslohn in
diesem Königreich viel höher steht, verglichen mit dem Preise der
Lebensmittel, so besitzt der Manufakturarbeiter, der 4 Tage
arbeitet, einen Geldüberschuß, womit er während des Rests der
Woche müßig lebt ... Ich hoffe, ich habe genug gesagt, um
klarzumachen, daß mäßige Arbeit während 6 Tagen in der Woche
keine Sklaverei ist. Unsre Agrikulturarbeiter tun dies und, allem
Anscheine nach, sind sie die Glücklichsten unter den Arbeitern
(labouring poor), aber die Holländer tun es in den Manufakturen
und scheinen ein sehr glückliches Volk. Die Franzosen tun es,
soweit nicht die vielen Feiertage dazwischenkommen ... Aber unser
Pöbel hat sich die fixe Idee in den Kopf gesetzt, daß ihm als
Engländer durch das Recht der Geburt das Privilegium zukommt,
freier und unabhängiger zu sein als" (das Arbeitervolk) "in
irgendeinem andren Lande von Europa. Nun, diese Idee, soweit sie
auf die Tapferkeit unsrer Soldaten einwirkt, mag von einigem
Nutzen sein; aber je weniger die Manufakturarbeiter davon haben,
desto besser für sie selbst und den Staat. Arbeiter sollten sich nie
für unabhängig von ihren Vorgesetzten (independent of their
superiors) halten ... Es ist außerordentlich gefährlich, mobs in
einem kommerziellen Staat, wie dem unsrigen, zu encouragieren,
wo vielleicht 7 Teile von den 8 der Gesamtbevölkrung Leute mit
wenig oder keinem Eigentum sind ... Die Kur wird nicht vollständig
sein, bis unsre industriellen Armen sich bescheiden, 6 Tage für
dieselbe Summe zu arbeiten, die sie nun in 4 Tagen verdienen."
Doch lugt schon aus dem die
Kur wird nicht vollständig sein, bis
unsre industriellen Armen sich bescheiden, 6 Tage für dieselbe
Summe zu arbeiten, die sie nun in 4 Tagen verdienen
der libertäre
Geist, dem die Freiwilligkeit Herzensbedürfnis. Noch erscheint er
etatistisch:
Zu diesem Zwecke, wie zur "Ausrottung der Faulenzerei,
Ausschweifung und romantischen Freiheitsduselei", ditto "zur
Minderung der Armentaxe, Förderung des Geistes der Industrie
und Herabdrückung des Arbeitspreises in den Manufakturen",
schlägt unser treuer Eckart des Kapitals das probate Mittel vor,
solche Arbeiter, die der öffentlichen Wohltätigkeit anheimfallen, in
einem Wort, Paupers, einzusperren in ein "ideales Arbeitshaus" (an
ideal Workhouse). "Ein solches Haus muß zu einem Hause des
Schreckens (House of Terror) gemacht werden." In diesem "Hause
des Schreckens", diesem "Ideal von einem Workhouse", soll
gearbeitet werden "14 Stunden täglich mit Einbegriff jedoch der
passenden Mahlzeiten, so daß volle 12 Arbeitsstunden
übrigbleiben"
Zwölf Arbeitsstunden täglich im "Ideal-Workhouse", im Hause des
Schreckens von 1770! Dreiundsechzig Jahre später, 1833, als das
englische Parlament in vier Fabrikzweigen den Arbeitstag für
Kinder von 13 bis 18 Jahren auf 12 volle Arbeitsstunden
herabsetzte, schien der Jüngste Tag der englischen Industrie
angebrochen! 1852, als L. Bonaparte bürgerlich Fuß zu fassen
suchte durch Rütteln am gesetzlichen Arbeitstag, schrie das
französische Arbeitervolk aus einem Munde: "Das Gesetz, das den
Arbeitstag auf 12 Stunden verkürzt, ist das einzige Gut, das uns
von der Gesetzgebung der Republik blieb!" In Zürich ist die Arbeit
von Kindern über 10 Jahren auf 12 Stunden beschränkt; im Aargau
wurde 1862 die Arbeit von Kindern zwischen 13 und 16 Jahren von
121/2 Stunden reduziert, in Östreich 1860 für Kinder zwischen 14
und 16 Jahren ditto auf 12 Stunden. Welch ein "Fortschritt seit
1770", würde Macaulay "mit Exultation" aufjauchzen!
Das "Haus des Schreckens" für Paupers, wovon die Kapitalseele
1770 noch träumte, erhob sich wenige Jahre später als riesiges
"Arbeitshaus" für die Manufakturarbeiter selbst. Es hieß Fabrik.
Und diesmal erblaßte das Ideal vor der Wirklichkeit
Der libertären. Der freien Übereinkunft der Selbsteigentümer.
Denn danach (dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts) musste
das
naturrecht zu arbeiten
von 15 Arbeitsstunden täglich erst für
Kinder und Jugendliche, dann für Frauen, schließlich für Männer
stufenweise durch ausdauernden Kampf reduziert werden. (Wie
sieht es mit der 35 - Stunden Woche aus?)
. So
widerwärtig ging der Etatismus gegen libertären Geist vor
Der Libertäre Geist meint, er würde selbst über seine Ressourcen verfügen, entscheiden und bestimmen.
Entweder schlichte Tautologie, als Selbsteigentümer gehören
mir meine
Ressourcen
(mein Eigentum, Dinge; ich,meine
Person,Fähigkeiten) und damit die Verfügungsgewalt darüber oder
die
Ressourcen
sind die Produktionsmittel, deren die Gesellschaft
zu ihrem Erhalt bedarf. Bedauerlicherweise gehören letztere nicht
jedem Menschen, sie gehören den Kapitalisten. Und somit
erscheint hier die gleiche Schweinerei:
Rothbard argumentiert unter Berufung auf John Locke radikal
naturrechtlich. Nach seiner Auffassung hat jeder Mensch von
Natur aus bestimmte Rechte: Redefreiheit, Versammlungsfreiheit,
Informationsfreiheit, Vertragsfreiheit, vor allem aber das "Recht
auf die eigene Person und auf die Früchte eigener Arbeit".
Rothbard leitet jedes dieser Rechte von einem ,,natürlichen Recht
auf Eigentum" ab. Er steht damit in der Tradition der Stoa, der
mittelalterlichen Scholastik sowie des klassischen
Liberalismus.
(Rothbard)https://de.wikipedia.org/wiki/Murray_Rothbard
Und wenn die
Früchte eigener Arbeit
gleichzeitig die
Früchte
fremder
Produktionsmittel,
fremder
Ressourcen
sind? Also
die
Vermischung der Natur mit der eigenen Arbeit
(Rothbard)
die
Vermischung fremder Natur mit der eigenen Arbeit? Aber halt!
Steht es nicht daselbst geschrieben,
indem jemand sich einen
Gegenstand,
der von keinem anderen Menschen genutzt oder
als Eigentum beansprucht wird,
aneignet und durch eigene Arbeit aufwertet?
Nur fällt es mir unglaublich schwer, vorauszusetzen, dass z.B. ein
Maurer hinreichend Bauland, Ziegelsteine, Mörtel, Kelle,
Maßband, Wasserwaage etc. in der freien Natur vorfindet. Jedoch
tut sich ein Ausweg auf.
"Falls jeder Mensch das Recht an seinem eigenen Körper hat und
falls er Objekte der Natur benutzen und transformieren muss, um
zu überleben, dann hat er das Recht, das von ihm geschaffene
Produkt zu besitzen." Nachdem Eigentum durch Arbeit geschaffen
wurde, kann es durch freiwilligen Tausch oder als Geschenk an
einen neuen Eigentümer weitergegeben werden.
(ebenda)
Unser Maurer, falls er
das Recht an seinem eigenen Körper hat
und falls er Objekte der Natur benutzen und transformieren muss,
um zu überleben, () hat () das Recht, das von ihm geschaffene
Produkt,
das
Eigentum
, welches von ihm
durch Arbeit geschaffen
wurde, () durch freiwilligen Tausch oder als Geschenk an einen
neuen Eigentümer
weiterzugeben. Also durch vordem vereinbarten
freiwilligen Tausch gibt er das nachdem durch seine Arbeit
geschaffene neue Eigentum an den alten Eigentümer der
Objekte
der Natur.
Wie groß ist doch das Unvermögen unserer Gesellschaft dem
Armen einen geziemenden, seiner Erziehung angemessenen
Unterhalt zu gewähren, ihm das erste der natürlichen Rechte zu
verbürgen, das Recht auf Arbeit! Unter "natürlichen Rechten"
verstehe ich nicht die unter dem Namen Freiheit und Gleichheit
bekannten Schimären. So hoch will der Arme gar nicht hinaus! Er
möchte dem Reichen nicht gleich sein; er wäre schon zufrieden,
könnte er sich am Tisch ihrer Diener satt essen. Das Volk ist noch
viel vernünftiger, als man verlangt. Es läßt sich die Unterwerfung,
die Ungleichheit und die Knechtschaft gefallen, sofern ihr nur auf
die Mittel sinnt, ihm zu Hilfe zu kommen, wenn politische Wirren
es seiner Arbeit berauben, zur Hungersnot verdammen, in
Schande und Verzweiflung stoßen. Erst dann fühlt es sich von der
Politik im Stich gelassen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Recht_auf_Arbeit