Schiptar schrieb:
Cool, damit bist Du der dritte Grieche, mit dem ich es über das Thema hatte, der so eine lockere, erwachsene Einstellung dazu hat.
Siehste schon 3 von 10 Millionen... wir sind doch nicht alle Nazis wie Albanesi meint.
Schiptar schrieb:
Hellenic schrieb:
Mir persönlich ist der Name egal... mittlerweile wo ich bißchen mehr darüber erfahren habe stört mich nur noch dieser "Geschichtsklau", der wohl sicher auch mit diesem Namen verbunden ist.
Solange die internationale Geschichtswissenschaft einigermaßen normal funktioniert, kann man so etwas Abstraktes wie Geschichte nicht klauen.
Sehe ich anders... schau dir doch an, wie es andere machen. Sie bringen den Kindern in den Schulen einfach ihre Version bei. Ist es alles erstmal in ihren Köpfen drin, dann ist es schwer wieder rauszukriegen und das sorgt dann ewig für Konfliktpotenzial. Es ist ja das was viele Griechen befürchten. Immer einen Nachbarn zu haben, der von einem "Wiedervereinigten Großmazedonien" träumt. Schau doch wies die Türken machen... dort wird gelehrt, dass es den Genozid und solche Sachen nie gegeben hat.. und man sieht auch was dabei herauskommt... Konflikte. Es spielt nichtmal eine Rolle wer eigentlich recht hat oder nicht...
Schiptar schrieb:
Hellenic schrieb:
Ich persönlich fühle mich als Grieche sehr wohl... klar man hat einfach eine tolle Geschichte, aber man sollte auch wissen was wirklich daran so toll ist... diese Helden wie Alexander (er mag der größte Feldherr gewesen sein, der je existiert hat) bringen mir nichts... von ihnen kann ich heute kaum was nützliches lernen, auch wenn er wirklich sehr gebidet und weise war.
Das Problem ist nur, wenn irgendwelche nationalistischen Prolls meinen, mit großen griechischen Denkern prahlen zu müssen, wie es für sie ebensogut Basketballspieler sein könnten... Hauptsache: "Wir sind die Größten!" -- eine Einstellung, über die jeder anständige griechische Philosoph nur den Kopf schütteln würde.
Stimmt soclhe gibt es aber überall... selbst Länder, die wirklich keine Helden haben machen sich einfach welche oder klauen sich die.. dagegen kann man nichts machen, man muss es wohl einfach akzeptieren.
Schiptar schrieb:
Hellenic schrieb:
Was mich an den Alten Griechen fasziniert ist ihre Denkweise... alles zu tun um etwas besser zu machen.
Was meinst'n damit?
Ich meine damit konkret sich seiner Situation bewusst zu sein und absolut jede Seite zu betrachten und überall nach einer Lösung für seine Probleme zu suchen ohne durch falsche Scheu und Moral einige Möglichkeiten wegzulassen. Man kann es sehen wie man will, es ist einfach etwas womit ich viele "Lektionen" der griechischen Geschichten und Mythologien verbinde. Viele mögen damals abaergläubisch gewesen sein und verrückte Dinge gemacht haben... es kommt nicht darauf an ob diese Denkweise repräsentativ gewesen ist oder nicht, sondern wo sie mal vorkam und wo nicht.
Man kann alles nennen... die Mythologie um Herkules und wie er seine Aufgaben bewältigt hat auch die Odyssee und die Elias bergen viele solcher Denkweisen.
Aber auch die Anpassung der Staaten. Sparta z.B. welches Ziel diese Stadt auch immer verfolgt haben mag und ob es gut oder schlecht ist, die Art und Weise wie dort eine Gesellschaft aufgebaut wurde, die sehr auf ein Ziel ausgerichtet ist, ist einfach sehr interessant. Und sowas ist auch typisch griechisch für mich...
Schiptar schrieb:
Hellenic schrieb:
Keine Kultur hat so viele Ideen vom Leben gehabt wie die alten Griechen.
Keine europäische vielleicht. Kann nicht mit Sicherheit sagen, wie's z.B. im Buddhismus war...
Ist schon richtig... "keine Kultur" zu sagen ist etwas blauäugig... aber, dass man da ganz oben mitspielt auch was die Realisierung der Ideen betrifft ist wohl ohne Zweifel.
Schiptar schrieb:
Hellenic schrieb:
Man war Allem gegenüber tolerant...
Na ja, Sklaverei, Xenophobie, räuberische Kriege, Tyrannei, usw. gab's ja wohl auch noch gelegentlich...
Gelegentlich ;-).... Es war vielleicht alles schlecht bis auf einen Prozentpunkt... mir kommt es auf die Idee an... einfach alles was es gibt als natürlich anzusehen... eine sehr logische Denkweise.. auch wenn sie wahrscheinlich von genauso wenig Leuten wie heute praktiziert wurde.
Homosexuelle wurden veehrt, weil sie was besonderes darstellten. Farbige Menschen wurden auch als etwas besonderes angeshen und veehrt.. sogar behinderte.. wie siamesische Zwillinge, auch wenn diese wohl selten ein langes Leben hatten. Besser als soetwas zu verteufeln und als etwas unnatürliches abzutun wie es später geschah und heute noch geschieht.
Schiptar schrieb:
Hellenic schrieb:
...und konnte unglaublich viele Erkenntnisse entwickeln.. über Physik, Astronomie, Mathematik und Geselschaftsmodelle... die Demokratie war nur eine logische Konsequenz auf die damaligen Gegebenheiten und man hat nicht an Traditionen festgehalten nur weil man sie hatte, sobald erkannt wurde, dass sie heute nichts mehr nutzen wurden sie verworfen und nicht erbittert an ihnen festgehalten um so alles noch schlimmer zu machen.
Na ja, die Demokratie war aber nicht wirklich repräsentativ für ganz Griechenland, und allzu lange hat sie sich insgesamt betrachtet auch nicht halten können. Zudem hat sie die Athener nicht vor einem aggressiven Expansionismus bewahrt und hat auch nicht etwa zum Verbot der Sklaverei geführt.
Solltest mal in Thukydides die berühmte Perikles-Rede lesen. Als ich die das erstemal gelesen hab, hab ich mich schier schlappgelacht, so sehr hat die mich an die US-amerikanische Vorstellung von Außenpolitik und ihrer natioanlen Mission erinnert...
Die Demokratie hat sich erst durch den Expansionismus entwickeln können. Dadurch, dass die Leute soviele Pflichten gegenüber ihrem Staat bekommen haben. Vor allem Wehrdienst haben sie auch ihre Rechte gefordert. Alles hat sich dahin entwickelt.. ich selber bin noch nicht mal davon überzeugt, dass die Demokratie, wie wir sie heute ausüben wirklich das Richtige ist. Es geht mir nur um die Idee, die mit Griechenland verbunden wird.
Schiptar schrieb:
Hellenic schrieb:
Man hat die Probleme angepackt und war bereit sein ganzes Weltbild umzukrempeln, wenn es plötzlich logische Zweifel an seiner Richtigkeit gab.
:? Zum Beispiel?
Allein die Tatsache, dass man in Sachen Physik, Mathematik sehr fortschritlich war ist ein Beweis dafür... man kann diese ganzen Erkenntnise nicht annehmen ohne sein Weltbild dafür zu ändern.
Aber als Beispiel... die Griechen (oder nur ein Grieche??) hat damals schon gewusst, dass die Erde eine Kugel sein muss, auf grunde der Schattenbwegungen und länge, die er an verschiedenen Orten der Welt gesehen hat. Nur ein Wissenschaftler beobachtet soetwas und kann dann auch solche Schlüsse ziehen... obwohl es gegen jede andere Erfahrung spricht, die er in seinem Leben gemacht hat, war er in der Lage wegen dieser einfachen Logik sich ein neues Weltbild zu erschaffen, dass keine Fehler mehr vorweist.. keine ihm bekannten Fehler.
Diese Eigenschaft trifft auf jeden guten Wissenschaftler zu... z.B. Charles Darwin, der plötzlich glaubt Beweise dafür gefunden zu haben, dass alles doch ganz anders war und sich nicht von der allgemeinen und mit Sicherheit frei erfundenen Lehre der damaligen Zeit zufrieden gibt.
Schiptar schrieb:
Hellenic schrieb:
Das sind die Dinge, die ich mag und keine Kriege oder große Imperien und so ein Mist... davon hat noch nie wirklich jemand profitiert.
Klar, das sind natürlich eher menschliche Errungenschaften, die es wert sind, daß man sich ihrer erinnert.
Ich hoffe du hast gemerkt, dass es mir garnicht auf die tatsächliche Realität ankommt... mir ist klar, dass Griechenland kein Traumland war und es auch sehr viel Mist gegeben hat. Aber am Ende bleiben die guten Sachen, die man noch heute mit Griechenland verbindet.. manchmal sind es kleine Sachen und vielleicht eher Mythen als Tatsachen so ist das nun mal.
Die Geschichte von Troja ist wohl die älteste Geschichte, die sich Menschen auf der ganzen Welt heute erzählen. (Bis auf Chinesen und diese fernen asiatischen Völker kennt sie wirklich jeder). Und obwohl es eine Geschichte von Krieg und Leid ist, ist es nicht das was die Leute mitnehmen und was sie bewegt.. jeder sieht was anderes was ihm gefällt... die List des Odysseus, der tapfere Achilles, die schöne Hellena.. eine Frau wegen der ein Krieg ausbricht (egal obs wirklich so war). Und nicht zuletzt Hektor... noch heute nennen Menschen auf der ganzen Welt ihre Hunde Hektor, wenn sie wollen, dass er ihr Heim so gut beschützt wie es nur geht. Zumindest hat dieser Name heute diese Bedeutung... und auch wenn es alles Kleinigkeiten sind oder alles nur erfunden ist... es sind alles Tatsachen geworden, die mich auch stolz machen ein Grieche zu sein. Trotz allem bin ich kein Patriot und weiß andere Kulturen sehr wohl zu schätzen... aber lieber auf solche Dinge stolz zu sein, als auf Kriege... andere Völker haben nur sowas zu bieten.
Klar, viele mögen sagen heute bringt mir das alles nichts, aber ich ziehe mir das beste daraus und versuche daraus zu lernen... einen Sinn für Gerechtigkeit zu entwickeln oder einfach die Sachen von mehreren Standpunkten zu betrachten.. wie es scho viele Griechen taten... es ist eine Tradtion.. und das einzige was sich nie verändert ist die Veränderung selbst ;-)