Es gab in der Kaserne wo mein Großvater gedient hat, einen Weg bzw. eine Straße, die von niemandem betreten werden durfte - es sei denn, von hohen Offiziellen zu speziellen Anlässen. "Ministerialstraße" war ihr Name. Einestages betrat ein Soldat die Ministerialstraße, um darauf zu kacken. Mein Großvater, wohl ganz zufällig vor Ort, beobachtete dies. Er verpfiff den Soldaten. Dieser bekam anschließend den Spiztnamen "Kacktaube" zugeteilt (weitere Sanktionen bzw. Folgen für den Mann sind nicht überliefert).
Ich habe lange über diese Geschichte, die er mir während einer Maisernte erzählte, nachgedacht. Ob es wohl o.k. war, den Mann zu verpfeifen.
Eigentlich gab es für ihn nur eine Wahl. Die zwischen Anarchie und Staatlichkeit. Er entschied sich für die Staatlichkeit, für die Zivilisation. Niemand darf auf die Ministerialstraße scheißen! Was passiert, wenn doch, sehen wir ja seit 1989 und spätestens seit der Konsequenz aller geschichtlichen Entwicklungen seitdem: ISIS.
Die Geschichte hat den Mann freigesprochen.