Ehrlich gesagt habe ich keine grosse Ahnung von der österreichischen Politik, auch wenn ich einige Schlüsselparteien und Schlüsselfiguren ein wenig kenne und ein wenig weiss, wofür sie einstehen.
Nichtsdestoweniger glaube ich kaum, dass eine Entdemokratisierung einer politischen Partei dieselbe «retten» oder gar stärker machen wird. Vielleicht funktioniert das auf dem Balkan, wo Führungsfiguren sehr beliebt sind und man ihnen oftmals das vollste Vertrauen gibt. Aber in Mitteleuropa bezweifle ich, dass so etwas funktioniert. Hier wird vieles – zum Glück – kritischer angeschaut.
Mir scheint, dass Kurz ganz klar auf den Autoritäts-Zug aufspringt. Wäre es anders, hätte er auf eine Umstrukturierung der Partei setzen können.
Demokratie ist sicher nicht einfach, aber wenn die Führungsfiguren von Parteien nicht mehr von den Mitgliedern gewählt werden können bzw. wenn Führungsfiguren von Parteien nicht mehr die unterschiedlichen Interessen der Partei wahrnehmen wollen, dann ist das ein klares Indiz dafür, dass die Partei autoritärer wird.
Parteien sind keine Unternehmen. Parteien repräsentieren eine Gruppe von Menschen mit ähnlichen Interessen, Unternehmen hingegen setzen bloss auf Profit und scheren sich meist nicht um die Mitarbeiter. Das ist sehr schroff ausgedrückt, das bin ich mir bewusst, aber meistens ist das im Grossen und Ganzen nun mal so. Was im Unternehmen zählt, ist einzig der Gewinn und nicht die verschiedenen Meinungen der Mitarbeiter.
Was in Frankreich funktioniert, muss in Österreich nicht automatisch auch funktionieren. Deshalb halte ich diesen Vergleich Macron–Kurz im Artikel von Pink recht einfältig. Der Autor wirft der Gesellschaft zudem Polarisierung vor: «Linke dies, Linke das». Aber er polarisiert mit solchen Aussagen ja selber und diskreditiert sich auf diese Weise doch ziemlich...
Ich sage nochmals, ich habe keine Ahnung, wie die ÖVP funktioniert, aber wenn die einzelnen Sektionschefs in den Bundesländern so viel Macht haben, dann ist das doch gut und nicht schlecht. Lieber so, als wenn alles zentralistisch von Wien aus kontrolliert wird...Na ja.
- - - Aktualisiert - - -
Die politischen Positionen von Erdoğan, Orbán und Kurz sind mit Sicherheit sehr unterschiedlich, aber was hier die User mit «ähnlich» meinen, sind wohl eher die Methoden. Erinnert eben schon stark an die beiden anderen, was Kurz da gemacht hat.