Expertenkommission: „Krieg der Gräueltaten“ im Sudan
Eine unabhängige Expertenkommission hat vor dem UNO-Menschenrechtsrat den Bürgerkrieg im Sudan als einen „Krieg der Gräueltaten“ bezeichnet. Bei der Vorstellung des Berichts warf der Vorsitzende der Kommission, Mohamed Chande Othman, gestern den Konfliktparteien schwere Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung vor.
Seit dem letzten Bericht der Kommission im vergangenen Jahr habe sich die Lage noch verschlechtert.
Gezielte Angriffe auf Zivilisten
„Zivilisten geraten nicht einfach ins Kreuzfeuer, sie werden gezielt angegriffen, vertrieben und ausgehungert“, sagte Othman. Sowohl die paramilitärische RSF als auch die Regierungsarmee SAF und ihre jeweiligen Verbündeten hätten Kriegsverbrechen begangen. „Im Fall der RSF erreichen viele ihrer Taten den Grad von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter Verfolgung und Vernichtung.“
Zudem gebe es „überwältigende Beweise“ für Vergewaltigungen, sexuelle Sklaverei und Zwangsverheiratungen. Dabei seien auch erst zwölf Jahre alte Mädchen zur Heirat gezwungen worden.
Zerstörung von „Lebensadern“
„Zivilisten im Sudan werden nicht nur getötet und vertrieben, sondern ihnen auch bewusst die Mittel zum Überleben genommen“, sagte Kommissionsmitglied Joy Ngozi Ezeilo zu den Zerstörungen von Krankenhäusern, Kraftwerken, Stromnetzen und Märkten. Diese seien „Lebensadern“ für die Überlebenden des Konflikts, wie sie betonte. „Das sind keine zufälligen Kriegsschäden. Es sind gezielte Strategien.“
orf.at