Liu Xiaobo ist tot
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Der chinesische Dissident und Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist tot. Er starb nach schwerer Krankheit in Peking. Der 61-Jährige war seit 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" in Haft und war erst vor kurzem aus gesundheitlichen Gründen in ein Krankenhaus verlegt worden.
Nach schwerer Krankheit ist der chinesische Aktivist Liu Xiaobo gestorben. Das bestätigten chinesische Behörden. Seit Tagen hatte sich sein gesundheitlicher Zustand bereits verschlechtert. Er litt unter schwerem Leberkrebs, durfte China jedoch trotz Behandlungs-Angeboten aus Deutschland nicht verlassen.
Liu Xiaobo und seine Frau Liu Xia im Krankenhaus | Bildquelle: AP
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Liu Xiaobo und seine Frau Liu Xia im Krankenhaus nach seiner Haftentlassung.
Er saß seit vielen Jahren im Gefängnis. Liu war 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte das Manifest "Charta 08" veröffentlicht, in dem er einen "freien, demokratischen und verfassungsmäßigen Staat" einforderte. 10.000 Menschen, unter ihnen auch viele Intellektuelle, unterschrieben das Manifest.
Friedensnobelpreis verliehen
2010 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Entgegennehmen konnte er den Preis jedoch nicht, weil er im Gefängnis saß. Der leere Stuhl in Oslo - das Bild ging 2010 um die Welt. Für China war die Nachricht damals ein Schlag ins Gesicht, für die Demokratiebewegung des Landes eine Ermutigung. Der Vorsitzende des Nobelpreiskomittees sagte, Liu bleibe "ein mächtiges Symbol für diejenigen, die für Freiheit, Demokratie und eine bessere Welt kämpfen".
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Der Schriftsteller war Chinas berühmtester Dissident, er setzte sich seit Jahrzehnten für friedlichen Wandel und Menschenrechte ein. Am 28. Dezember 1955 in der der Provinzhauptstadt Changchun im Nordosten Chinas geboren, machte er sich zunächst als Literaturkritiker und Philosophie-Dozent einen Namen. Sein politisches Engagement rührte aus Erfahrungen während der Kulturrevolution in den 1970er-Jahren. Aber auch die Demokratiebewegung von 1989, die blutig niedergeschlagen wurde, war eine prägende Erfahrung.
Liu kehrte vom Studium aus den USA zurück und initiierte damals einen letzten Hungerstreik, um der Bewegung auf dem Tiananmen-Platz in Peking neues Leben einzuhauchen. Als die Panzer schon rollten, verhandelte er zusammen mit anderen Dozenten mit dem Militär über einen friedlichen Abzug für einen Teil der Studenten. Prompt wurde er verhaftet, wie viele seiner Mitstreiter.
"Egal, wo ich bin, ob im Gefängnis oder in Freiheit, ich stehe ein für Meinungs- und Pressefreiheit in China", sagte er einst.
Für Peking ein Krimineller
Pekings Führung sah in ihm einen Kriminellen. 2009 geriet seine Frau in Sippenhaft: China stellte sie unter Hausarrest, ihr Bruder kam später in Haft. Nur selten gelang es Pressevertretern, sie zu interviewen - wie nach der Bekanntgabe des Nobelpreises: "Ich habe wirklich nicht erwartet, dass er den Preis gewinnt, und ich kann das Haus nicht verlassen. Das ist zu absurd."
Trotz aller Repressionen verfiel Liu offenbar nicht in Bitterkeit. "Ich habe keine Feinde" lautet der Titel eines seiner Essays aus dem Gefängnis. Er las unter anderem Schriften des deutschen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, der von den Nazis ermordet wurde. "Er hat immer gesagt, er will lieber im Gefängnis in China bleiben, als im Ausland in Freiheit", sagte seine Frau.
Seine schwere Krankheit und die Verlegung in ein Krankenhaus spielten in den chinesischen Medien und der Öffentlichkeit keine Rolle. Im Gericht, bei seiner Verurteilung hatte Liu Xiaobo gesagt, er hoffe, dass er das letzte Opfer in China sei, das wegen seiner Meinungsäußerungen bestraft würde. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
Chinesischer Nobelpreisträger: Liu Xiaobo ist tot | tagesschau.de