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Nachrichten aus dem Rest der Welt

Südkorea zwischen den Fronten – wie eine Regierung versucht, die Proteste gegen Trump und Xi Jinping zu zähmen
In den engen Straßen von Myeongdong, wo Touristen und Straßenhändler um denselben Platz ringen, führt Lin Yung-pin eine Gruppe aus Taiwan durch das Gewirr aus Lichtern, Düften und Stimmen. Auf seinen Rat tragen einige seiner Gäste kleine Schilder an ihren Rucksäcken – „We are from Taiwan“. Nicht aus Eitelkeit, sondern aus Vorsicht. Wer Chinesisch spricht, kann hier zur Zielscheibe werden. Seit Wochen erlebt Südkorea eine neue Welle anti-chinesischer Proteste. Was mit Demonstrationen gegen gelockerte Visa-Regeln für Reisegruppen begann, hat sich zu einem breiteren Aufruhr entwickelt, getragen von rechtsextremen Gruppen, nationalistischen Bloggern und ehemaligen Anhängern des abgesetzten Präsidenten Yoon Suk-yeol. Ihre Parolen lauten „Korea den Koreanern“ und „Stoppt die chinesischen Boote“. Manche skandieren offen rassistische Beleidigungen.

Für Präsident Lee Jae-myung ist das eine delikate Lage. In wenigen Tagen wird er zwei Staatsgäste empfangen, deren Verhältnis zueinander komplizierter kaum sein könnte: Donald Trump und Xi Jinping. Beide treffen in Seoul ein, um dem APEC-Gipfel voraus Gespräche zu führen. Und während Südkorea versucht, zwischen Washington und Peking diplomatisch die Balance zu halten, droht der eigene Straßenprotest die Bühne zu entgleisen. Lee hat die Demonstrationen scharf verurteilt – als „selbstzerstörerisches Verhalten, das dem nationalen Interesse und dem Ansehen des Landes schadet“. Seine Demokratische Partei hat im Parlament ein Gesetz eingebracht, das Kundgebungen unterbinden soll, die Hass oder Diskriminierung fördern. Doch die konservative Opposition spricht von Zensur und warnt vor einem Angriff auf die Meinungsfreiheit. Südkorea kennt den Protest als Teil seiner politischen DNA. „Das Land hat eine der lebendigsten Demonstrationskulturen der Welt“, sagt der Historiker John Delury von der Asia Society in Seoul. „Wenn die Regierung zu hart durchgreift, könnte sie mehr Menschen mobilisieren – nicht aus Feindseligkeit gegenüber China, sondern aus Solidarität mit dem Recht auf Protest.“

 
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