In der Wirtschaft nennt man Erdogans Wahlkampf konsequentes Zielgruppen-Marketing. Nachdem festgestellt wurde, dass eine Mehrheit in der Türkei mit den Medien des 21. Jahrhunderts ohnehin nicht viel anfangen können, hat er sie eben zensiert oder gesperrt. Den Millionen Türken in den unendlichen Weiten der Ziegenweiden in Anatolien und anderen ländlichen Gebieten ist das nicht einmal jemandem aufgefallen. Die anderen wurden kalt gestellt. Erdogans "Zielgruppe" wurde generalstabsmäßig "bearbeitet". Seine Gegner ebenfalls. Nur halt wirklich mit Generälen. Unklar war Anfangs nur das Ausmaß des "Erfolges"...
Jedenfalls wird diese Wahl Eingang in die Lehrbücher der Partei-Akademien in aller Welt finden.
Die nächste politische und gesellschaftliche Tragödie hat sich gesten in Ungarn abgespielt. Von der Öffentlichkeit viel weniger beachtet, in ihrer Auswirkung jedoch viel gefährlicher als in der Türkei. Ungarn hat sich als das rechteste Land Europas etabliert. Orban hat sich zuvor das Wahlrecht so hergerichtet, dass mit kanpp 45% der Stimmen eine 2/3 Mehrheit erreicht wird, mit der Verfassungsgesetze geändert werden können. Noch schlimmer der Erfolg der rechtsradikalen Jobbik-Partei mit über 20 % der Stimmen! Und Jobbik ist WIRKLICH böse! Ein Arbeitskollege von mir kommt aus dem "Kerngebiet" der Jobbik in Ostungarn und kann Geschichten erzählen, da fühlst Du Dich ins Mittelalter zurück versetzt.
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Aus dem warmen Wohnzimmer vor dem Riesen-Flatscreen mit dem i-Phone in der Hand kann man leicht große Sprüche führen. In Wirklichkeit sind die ganzen Türkei-Nationalisten hier ahnungsloser und kennen "ihr" Land weniger als der durchschnittliche Antalya-all-inclusive-Tourist.