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Nachrichten aus der Türkei

Ein Genozid gefolgt von einem anderen. Aleviten, Kurden, Armenier, Griechen und andere christlich orthodoxe.....
Und die Kürbiskopfanhänger so: "Wir sind die Opfas!" Leute.....mal wirklich ganz ruhig sein!
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Ljubljana
Slowenien für EU-Beitritt der Türkei


Der slowenische Außenminister Anze Logar hat zugesagt, eine konstruktive Rolle für die Mitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union zu spielen.

 

"Züchtigung und Deportation" (tedip ve tenkil) war die Formulierung, mit der die Massaker gerechtfertigt wurden. Am 4. Mai 1937 fasste die türkische Regierung den Beschluss zur Durchführung. Die Aleviten leisteten Widerstand, indem sie Militärstationen und andere militärische Einrichtungen angriffen.

Im Sommer eskalierten die Ereignisse, als türkische Bodentruppen Dörfer niederbrannten und Tausende von Zivilisten ermordeten, darunter auch Frauen und Kinder. Die türkische Luftwaffe bombardierte diese Gebiete z.T. auch mit Giftgas - mit von der Partie war die Pilotin Sabiha Gökcen, eine Adoptivtochter Atatürks, nach ihr wurde der 2. Flughafen in Istanbul benannt.

Man munkelt, dass Sabiha armenische Wurzeln hat, also eins der Kinder ist, die 1915 entführt und zwangsassimiliert wurden. Etwa 70.000 Aleviten fielen diesen Angriffen zum Opfer und ca. 50.000 Menschen wurden deportiert. Hilferufe der Aleviten an den Völkerbund wurden überhört, denn dort wurde das Massaker als innere Angelegenheit der Türkei betrachtet -es war ja nur eine muslimische Minderheit davon betroffen.

1938 war der Aufstand in Dersim niedergeschlagen, die als "Säuberung" benannte Aktion der türkischen Armee endete in der Umbenennung von Dersim in "Tunceli" (Eiserne Hand), auf den Bergen prangte in Steinen: "Ich bin stolz ein Türke zu sein"; kein Dorf wurde verschont von den Morden der türkischen Armee.
 
Im Gegensatz zum Armenier-Genozid leben heute noch Zeitzeugen, die die Massaker als Kinder erlebt haben. Der Journalist und Dokumentarfilmer alevitischer Abstammung, Cemal Tas, hat zahlreiche Interviews mit Überlebenden dieses Massakers gemacht. So z.B. die Geschichte von Xidir Tunc:

Xidir Tunc war zwölf Jahre alt damals, an jenem Tag im Sommer, als türkische Soldaten in sein Dorf einrückten. Auf einer höher gelegenen Weide hütete er gerade die Tiere. So sah er, wie Soldaten die Menschen aus ihren Häusern trieben, die Männer auf dem Dorfplatz sammelten und die Frauen und Kinder zum Hang an einem nahe gelegenen Bach scheuchten. Dann hörte Tunc einen Schuss, offensichtlich das Signal zum Beginn des Mordens.
Gleich darauf wurden die Männer mit Maschinengewehren niedergemäht und die Frauen und Kinder mit Gewehren erschossen. Anschließend zogen die Soldaten von Haus zu Haus und legten Feuer. Alles, was nicht aus Stein war, ging in Flammen auf. Noch heute liegen in den Bergen hoch über einem Dorf die Knochen von 97 ermordeten Männern unter freiem Himmel.

Heute versucht man, die religiös bedeutenden Orte der Aleviten durch den Bau von acht Staudämmen auf dem Fluss Munzur zu zerstören. 1971 wurde dieses Gebiet international als Nationalpark unter Schutz gestellt. Dieser Fluss und sein Tal, wie auch die umliegenden Berge haben bei den Aleviten eine mystische, religiöse Bedeutung, sie sind Ort und Gegenstand vieler Sagen und Mythen.

Wenn man sich die Geschichte der Türkei mit ihrem osmanischen Erbe ansieht, zieht sich eine Perlenkette der Vernichtung durch die Geschichte bis heute, die in den türkischen Geschichts- und Schulbüchern nirgends zu finden sind.

Der Völkermord an den Armeniern 1915 wurde als "Umsiedlung" bezeichnet, die Massaker an den kurdischen Aleviten 1937/38 als "Niederschlagung einer Rebellion gegen die Modernisierung, Reform und Bildung einer modernen Türkei". Dabei kann man, wie bei den Armeniern heute von einem Genozid sprechen, -ging es doch um nichts anderes, als diese kurdische Gruppe - wobei in dieser Zeit alle kurdischen Gruppen als Feinde angesehen wurden, zu assimilieren oder eliminieren.

Weitere Massaker (rechtsradikale) an den Aleviten folgten: Maras 1978, Corum 1980, Sivas 1993 Gazi 1995. Die folgenden Pogrome waren furchtbar, hatten aber nicht die Ausmaße eines Genozids wie bei den Armeniern und den Aleviten 1937/38. Trotzdem ist es wichtig, dass diese menschenverachtenden Pogrome der Türkei öffentlich werden und auch als solche benannt werden.

Erinnert werden muss auch an die Pogrome an der griechischen Bevölkerung in Istanbul im September 1955 und an den Krieg der türkischen Armee gegen die kurdische Bevölkerung in den achtziger und neunziger Jahren.

Die offensichtliche Unterstützung des IS durch die Türkei und die heutigen Militäroperationen gegen die kurdischen Gebiete, wie z. B. ganz aktuell in Agri lassen nichts Gutes hoffen. Die Türkei wird noch lange brauchen, um sich ihrer Geschichte zu stellen.
(Elke Dangeleit)
 
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