Gastkommentar: Erdogan am Abgrund
"Fünf Jahre nach dem gescheiterten Putschversuch und trotz seiner systematischen Säuberungen fürchtet der türkische Präsident Erdogan noch immer den Verlust seiner Macht, kommentiert Banu Güven."
"Recep Tayyip Erdogan hat den Putschversuch vom 15. Juli 2016, den sein früherer Weggefährte, der Prediger Fethullah Gülen, angeblich organisiert haben soll, unter Kontrolle bekommen. In zwei Jahren unter Notstandsrecht hat er jedes verfügbare Mittel genutzt, um alle potentiellen Hindernisse für seine ultimative Herrschaft aus dem Weg zu räumen. Dennoch hatte er noch nie so große Angst um seine Macht wie jetzt. Die neuesten Umfragen zeigen, dass er eine Präsidentschaftswahl derzeit nicht gewinnen könnte. Und es gibt Gründe, warum er an Unterstützung verliert. Es sind Fehler, an denen er in diesen fünf Jahren stur festgehalten hat. Fehler, wie sie Tyrannen machen."
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Er war zu grausam
In der Folge des Putschversuchs startete Erdogan die größte Säuberungswelle in der politischen Geschichte der Türkei. Zehntausende - Militärs, Richter, Staatsanwälte, Beamte, Akademiker - verloren grundlos ihre Jobs und wurden durch unerfahrene Partei-Treue ersetzt. Journalisten, Autorinnen und Mitglieder der Zivilgesellschaft landeten im Gefängnis - ohne Aussicht, jemals wieder frei zu kommen. Seine Gegner unter den Politikern waren schon zuvor inhaftiert worden. In den fünf Jahren seit dem Putsch erklärte er jeden zum Terroristen oder zum ausländischen Agenten, der ihm in die Quere kam."
Fünf Jahre nach dem gescheiterten Putschversuch und trotz seiner systematischen Säuberungen fürchtet der türkische Präsident Erdogan noch immer den Verlust seiner Macht, kommentiert Banu Güven.
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