Brief aus Istanbul: Der Sultan ist nackt!
Erdoğan muss registrieren, dass die Menschen ihn persönlich für die Misere der Türkei verantwortlich machen – auch Mitglieder seiner eigenen Partei. Er selbst sagt dazu: Wir sitzen alle in einem Boot.
Früher sagte man bei uns: „Für ein Dorf in Sicht braucht es keinen Wegweiser“, um deutlich zu machen, dass man eine offensichtliche Situation nicht weiter schildern muss. Dennoch versuche ich in den Briefen, die ich Ihnen aus Istanbul schreibe, das gigantische Dorf, in dem wir hier leben, deutlicher sichtbar zu machen.
Manche von Ihnen erinnern sich vielleicht, ich hatte gesagt, Erdoğan musste seit dem Referendum, das 2017 den Übergang zum Präsidialsystem ermöglichte, sogar bei den gewonnenen Wahlen Verluste hinnehmen, und der Anfang vom Ende sei in Sicht. Er weigerte sich beharrlich, das ferne Dorf in den Blick zu nehmen, 2019 spielte er va banque wie nie zuvor und ließ die Istanbul-Wahl annullieren. Bei der Wahlwiederholung aber verlor er, wie auch jetzt im Frühjahr bei den Kommunalwahlen, mit weit deutlicherem Abstand und sorgte so dafür, dass sein Widersacher Ekrem Imamoğlu zum Star wurde. Seit 2002 regiert Erdoğan die Türkei mit seiner Partei, wobei er sich mit islamistischer und nationalistischer Rhetorik auf die Nöte der konservativen Unter- und Mittelschicht stützt. Doch infolge der politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen des Palastregimes und weil sich die Erwartungen der Gesellschaft verändert haben, begann seine Basis zu schrumpfen. So gewann die Opposition die Kommunalwahlen vom 31. März, und Erdoğans Partei fiel zum ersten Mal seit 22 Jahren auf den zweiten Platz zurück.
Erdoğan muss registrieren, dass die Menschen ihn persönlich für die Misere der Türkei verantwortlich machen – auch Mitglieder seiner eigenen Partei. Er selbst sagt dazu: Wir sitzen alle in einem Boot.
Früher sagte man bei uns: „Für ein Dorf in Sicht braucht es keinen Wegweiser“, um deutlich zu machen, dass man eine offensichtliche Situation nicht weiter schildern muss. Dennoch versuche ich in den Briefen, die ich Ihnen aus Istanbul schreibe, das gigantische Dorf, in dem wir hier leben, deutlicher sichtbar zu machen.
Manche von Ihnen erinnern sich vielleicht, ich hatte gesagt, Erdoğan musste seit dem Referendum, das 2017 den Übergang zum Präsidialsystem ermöglichte, sogar bei den gewonnenen Wahlen Verluste hinnehmen, und der Anfang vom Ende sei in Sicht. Er weigerte sich beharrlich, das ferne Dorf in den Blick zu nehmen, 2019 spielte er va banque wie nie zuvor und ließ die Istanbul-Wahl annullieren. Bei der Wahlwiederholung aber verlor er, wie auch jetzt im Frühjahr bei den Kommunalwahlen, mit weit deutlicherem Abstand und sorgte so dafür, dass sein Widersacher Ekrem Imamoğlu zum Star wurde. Seit 2002 regiert Erdoğan die Türkei mit seiner Partei, wobei er sich mit islamistischer und nationalistischer Rhetorik auf die Nöte der konservativen Unter- und Mittelschicht stützt. Doch infolge der politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen des Palastregimes und weil sich die Erwartungen der Gesellschaft verändert haben, begann seine Basis zu schrumpfen. So gewann die Opposition die Kommunalwahlen vom 31. März, und Erdoğans Partei fiel zum ersten Mal seit 22 Jahren auf den zweiten Platz zurück.
Erdogan als Verantwortlicher für die Misere in der Türkei
Erdoğan muss registrieren, dass die Menschen ihn persönlich für die Misere der Türkei verantwortlich machen – auch Mitglieder seiner eigenen Partei. Er selbst sagt dazu: Wir sitzen alle in einem Boot.
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