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https://www.belltower.news/combat-18...rschont-95083/
„Combat 18“-VerbotTHORSTEN HEISE, MARKO GOTTSCHALK UND „BROTHERS OF HONOUR“ BLEIBEN VERSCHONT
Am 23. Januar wurde die rechtsextreme Gruppe „Combat 18“ verboten. Das ist zwar löblich, doch scheint es eher ein symbolischer Akt zu sein. Mit Thorsten Heise und Marko Gottschalk blieben zwei Aktivisten verschont. Und auch die C18-Zelle „Brothers of Honour“ blieb unbehelligt.
Von Kira Ayyadi und Redaktion Belltower.News| 24. Januar 2020
Thorsten Heise (l.) und Marko Gottschalk (r.), hier im neuen C18-Branding "Brothers of Honour"-Pulli sind ziemlich gute Freunde (Quelle: Screenshot)
Früh am Donnerstagmorgen kam die Meldung: Innenminister Horst Seehofer (CSU) hat das Neonazi-Netzwerk „Combat 18“ (C18) verboten. Insgesamt 210 Polizeibeamt*innen der Länder durchsuchen Wohnungen in Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Beschlagnahmt wurden unter anderem Mobiltelefone, Laptops, Datenträger, Tonträger, waffenrechtlich relevante Gegenstände, Kleidung, NS-Devotionalien und Propagandamittel.
Mit der Durchsuchung der Räume bei Stanley Röske, ehemals aus Nordhessen und jetzt in Eisenach wohnhaft, der eine Sektion von C18 Deutschland anführt und Robin Schmiemann in Castrop-Rauxel (NRW), der zuletzt von sich reden machte, weil er in einem C18-Video vermummt und mit verzerrter Stimme einem Journalisten gedroht hat, standen zwei zentrale Figuren im Fokus der Ermittlungen.
Robin Schmiemann mit Tattoo eines Truppenabzeichens der SS-Division „Dirlewanger“. Heute auch Erkennungszeichen von Thorsten Heises „Arischer Bruderschaft“.Allerdings kamen das C18-Verbot und damit auch die Hausdurchsuchungen mit Ansage. Denn, als sich das rechtsextreme Motiv am Mord am Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke herauskristallisierte, sprach das Innenministerium schnell von Vereinsverboten als Reaktion auf den Mord. Der mutmaßliche Lübcke-Mörder Stephan Ernst soll zumindest bis 2009 Kontakte zu „Combat 18“ gepflegt haben. Eigentlich also eine öffentliche Ankündigung für das C18-Verbot. Aktivisten von C18 hatten nun monatelang Zeit, sich auf ein Verbot und auf eine Hausdurchsuchung vorzubereiten. Außerdem blieben offenbar einige führende Köpfe des Netzwerkes verschont.
Was ist „Combat 18“?
„Combat 18“, die „Kampfgruppe Adolf Hitler“, ist der militante Flügel der ultra-rassistischen Neonazi-Organisation „Blood & Honour“ („Blut und Ehre“, B&H). „Blood & Honour“ entstand in den 80er Jahren in England als Sicherheitstruppe der britischen Neonazipartei „British National Party“ (BNP). Gegründet wurde die Neonazigruppe von Ian Stuart Donaldson, dem Sänger der rechtsextremen Band „Skrewdriver“. In Deutschland wurde „Blood & Honour“ im Jahr 2000 verboten. Doch weiterhin dient das Netzwerk dazu, ein profitables Geschäft – Musik, Konzerte, rechtsextreme Erlebniswelt – aufzuziehen, zu dominieren und daran zu verdienen. Einer der größten Nutznießer dürfte „Combat 18“ sein, der bewaffnete Arm von B&H.
Die Struktur von C18
„Combat 18“ propagieren einen „führerlosen Widerstand“. Konspirative und eigenständige C18-Zellen sollen mittels Bombenanschlägen und Exekutionen einen Rassenkrieg auslösen – ähnlich ging auch der mordende NSU vor. C18 war vor allem in den 1990er Jahren aktiv und wird für Bombenanschläge, Morde und Mordversuche verantwortlich gemacht. Mit der Aura von Gewalt und Terror wurde C18 zu einem Label, dessen sich unterschiedliche Neonazis bedienten, die ein gewaltsames Vorgehen befürworten. Trotz jahrelanger lauter Forderungen, wurde C18 erst am Donnerstag in Deutschland verboten.
Keine Durchsuchung bei „C18-Spiritus Rector“ Thorsten Heise
Eine der rund zehn Hausdurchsuchungen fand bei Robin Schmiemann statt. Während eines Raubüberfalls auf einen Supermarkt 2007 hätte er einen 60-jährigen migrantischen Kunden mit Schüssen in Brust und Bein um ein Haar getötet. Schmiemann wurde damals zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Öffentlich bekannt wurde er vor allem durch seine Brieffreundschaft mit der verurteilten NSU-Terroristin Beate Zschäpe. Schmiemann aus Castrop-Rauxel gilt als rechte Hand des internationalen C18-Chefs und Gründers William Browning aus England. Er tritt außerdem als Sprecher von C18 Deutschland auf, so Exif. 2016 war Browning bei Neonazi-Aufmärschen in Dortmund zu Gast – stets an der Seite von Marko Gottschalk (zu ihm später mehr) und NPD-Vize Thorsten Heise.
Der Rechtsrock-Organisator Heise aus Fretterode in Thüringen, scheint ein enger Weggefährte von Browning zu sein, im C18-Netzwerk eine Autoritätsperson und eine Art Spiritus Rector, so Exif. Heise gilt laut zahlreichen Recherchen in Deutschland als C18-Verbindungsmann. Eine Durchsuchung gab es bei ihm merkwürdigerweise nicht.
„Combat 18“-Schlüsselfigur Marko Gottschalk
Eine Schlüsselfunktion in der deutschen „Combat 18“-Szene kommt zudem der Band „Oidoxie“ (gegründet 1995) und ihrem Sänger Marko Gottschalk zu. Ab 2003 galt Gottschalk als ein C18-Führungskader in Deutschland. Ein Jahr darauf entstand aus dem Umkreis der Band die C18-Zelle „Oidoxie-Streetfighting-Crew“, deren Umfeld Verbindungen zum rechtsterroristischen NSU hatte. Die Crew begleitet die Band zu Konzerten, übernahm den „Saalschutz“ und gilt als Vernetzungs-Organ. „Oidoxie“ macht in ihren Songs kein Geheimnis aus ihrer Nähe zu C18. In ihrem Song „Terrormachine Combat 18“ heißt es beispielsweise: „Hail to Combat 18, hail to the Terrormachine.“
Strategisch clever klagte Gottschalk Mitte letzten Jahres gegen die Bild-Zeitung, da diese ihn in Verbindung mit dem Mord an Walter Lübcke als Führungsfigur von „Combat 18“ bezeichnet hatte. Ärgerlicherweise bekam der Neonazi vor Gericht Recht. Die Bild darf ihn nicht mehr „Schlüsselfigur von Combat 18“ nennen. Zudem tritt der Dortmunder seit geraumer Zeit nur noch in Kleidung mit dem Label „Brothers of Honour“ auf.
Marko Gottschalk 2019 in Themar mit „Brothers of Honour“-Pullover (Quelle: RechercheNetzwerk.Berlin)Das neue Branding: „Brothers of Honour“
Nicht erst seit dem kaltblütigen Mord an Walter Lübke fordern Fachleute und Szenebobachter*innen ein Verbot von C18. Und offenbar haben auch die Neonazi-Aktivist*innen bemerkt, dass die Luft langsam dünn wird. So sind einige der C18-Kader vorsichtiger geworden, öffentlich mit C18-Symbolik aufzutreten. Viele haben versucht sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen, bevor die „Repressionswelle“ anrollt. Seit geraumer Zeit treten C18-Aktivisten immer häufiger unter dem Label „Brothers of Honour“ auf. Laut Exif repräsentiert Marko Gottschalk diese C18-Gruppe.
Strategisch clever klagte Gottschalk Mitte letzten Jahres gegen die Bild-Zeitung, da diese ihn in Verbindung mit dem Mord an Walter Lübcke als „Schlüsselfigur von Combat 18“ bezeichnet hatte. Der Dortmunder tritt seit geraumer Zeit nur noch in Kleidung mit dem Label „Brothers of Honour“ auf. Vor Gericht bekam er Recht. Erstmals tauchte der Bassist von „Oidoxie“, Martin Krause, im Juli 2017 bei einem Festival in Themar (Thüringen) in einem „Brothers of Honour“-Shirt auf. Eine der Durchsuchungen am Donnerstag fand in Bad Sülze (Mecklenburg-Vorpommern) statt, dem Wohnort von Krause. Die „Brothers of Honour“ pflegen intensive Verbindungen zu den C18-Gruppen in Skandinavien, England, der Schweiz und Polen und werden von diesen als das deutsche C18 angesehen, so die Einschätzungen von Exif. Dass auch C18-Protagonisten aus England und Schweden in den Kutten der „Brothers of Honour“ auftreten, zeige, dass die Gruppe ihre Mitglieder mittlerweile international sammele.
Martin Krause beim Oidoxie-Auftritt 2019 in Themar (Quelle: KA)Im Auftreten ähneln die „Brothers of Honour“ mit ihren schwarzen Kutten und Patches Biker-Clubs. Und nicht zufällig lässt sich „Brothers of Honour“ mit den gleichen Initialen abkürzen wie die verbotene Organisation „Blood & Honour“. In ihrem Logo steht die Zahl 28, für die Buchstaben B und H. Auf den Kutten sind weiterhin Patches angebracht mit dem Code „28FF28“ („Blood & Honour Forever, Forever Blood & Honour“) und dem C18-Leitspruch „Whatever it takes“. Bei einem Rechtsrock-Konzert 2019 in Themar mussten die „Brothers of Honour“ die „28“ auf ihren Kutten abkleben, da dies nach Einschätzung der Polizei vor Ort einen unerlaubten Bezug auf „Blood & Honour“ darstelle. Doch vom Verbot von „Blood and Honour“ und von „Combat 18“ scheint die Struktur von „Brothers of Honour“ derzeit offensichtlich nicht betroffen zu sein. Vom C18-Verbot ist ebenso wenig die „Brigade 8“ betroffen. Erst im März 2019 wurde auf einem konspirativen Treffen eine Allianz zwischen „Combat 18“ und der „Brigade 8“ geschlossen.
Trotz Verbindungen spielte C18 auch bei den NSU-Untersuchungen keine Rolle
Exif spekuliert, dass das Behörden bemüht sind, die „Brothers of Honour“ aus der Schusslinie zu nehmen, um sie nicht in Verfahren gegen C18 Deutschland einbeziehen zu müssen. „Das mag mit der Person Thorsten Heise zusammenhängen“, so die Szenebeobachter*innen. „Über Heise halten die ‘Dienste‘ seit vielen Jahren schützende Hände, ihn möchte man bei einem Schlag gegen C18 Deutschland nicht mit Unannehmlichkeiten belästigen.“ Ein ähnliches Justizwunder scheint auch der Dortmunder Marko Gottschalk zu sein.
Dabei spielte die „Combat 18“-Zelle um Gottschalk selbst in den Ermittlungen zum Mord an Mehmet Kubaşık eine Rolle, der am 4. April 2006 in Dortmund vom NSU erschossen wurde. Auch hier wurde versucht, ihn aus den Ermittlungen rauszuhalten. Dabei soll die Dortmunder Zelle laut Aussagen eines Aussteigers mehrere Pumpguns und eine Maschinenpistole besessen haben.
Im November 2011, kurz nach der Selbstenttarnung des NSU, gab ein Neonazi, der gleichzeitig V-Mann der Polizei war und von seinem heimlichen Arbeitgeber zuvor vor Razzien gewarnt wurde, einen Hinweis auf die Dortmunder C18-Gruppe, die er „Kampfgruppe Gottschalk“ nannte. Doch auf diesen Hinweis folgten keine Ermittlungsmaßnahmen gegen Gottschalk und die C18-Gruppe. Nachdem die Nebenklage im NSU-Prozess die Aussagen des V-Manns, der damals Schmiemann zum Raubüberfall angestiftet hat, gefunden hatte, stellte sie Beweisanträge. Die Nebenklage wollte den V-Mann und Gottschalk als Zeugen zu vernehmen. Die Bundesanwaltschaft lehnte die Beweisanträge im November 2014 als irrelevant für das Verfahren ab. Erst im März 2015 wurde Gottschalk vom BKA zur Zeugenaussage geladen, wo er die Aussage verweigerte. Damit gab sich die Bundesanwaltschaft zufrieden, verzichtete auf eine staatsanwaltschaftliche Vorladung und auf sonst übliche Sanktionen. Auch im Münchener NSU-Prozess musste Gottschalk nicht erscheinen.
Marko Gottschalk 2019 in Themar (Quelle: KA)Und auch am Donnerstag blieb Marko Gottschalk von den Hausdurchsuchungen verschont. Dabei trägt Gottschalk ein „Combat 18“-Tattoo auf der Brust. Auch dieses Mal ist Gottschalk offenbar wieder ohne Schaden davongekommen.
Einen konsequenten Schlag gegen „Combat 18“ haben wir uns anders vorgestellt.
- - - Aktualisiert - - -
[h=1]Neonazi-Gruppe C18 verübte 41 Straftaten in Dortmund – trotzdem gab es hier keine Razzia[/h][h=2]
Combat-18-Verbot[/h]
[FONT="]Die rechtsextreme C18-Gruppierung ist verboten worden. In sechs Bundesländern kam es zu Durchsuchungen. In Dortmund, seit Jahren eines der Zentren der Gruppierung, gab es keine Durchsuchung.[/FONT]
[FONT="][h=2]von Tobias Grossekemper[/h]
[h=2]Dortmund[/h], 23.01.2020, 15:45 Uhr / Lesedauer: 3 min
https://www.ruhrnachrichten.de/dort...18-keine-razzia-in-dortmund-plus-1490988.html
[/FONT]
„Combat 18“-VerbotTHORSTEN HEISE, MARKO GOTTSCHALK UND „BROTHERS OF HONOUR“ BLEIBEN VERSCHONT
Am 23. Januar wurde die rechtsextreme Gruppe „Combat 18“ verboten. Das ist zwar löblich, doch scheint es eher ein symbolischer Akt zu sein. Mit Thorsten Heise und Marko Gottschalk blieben zwei Aktivisten verschont. Und auch die C18-Zelle „Brothers of Honour“ blieb unbehelligt.
Von Kira Ayyadi und Redaktion Belltower.News| 24. Januar 2020
Früh am Donnerstagmorgen kam die Meldung: Innenminister Horst Seehofer (CSU) hat das Neonazi-Netzwerk „Combat 18“ (C18) verboten. Insgesamt 210 Polizeibeamt*innen der Länder durchsuchen Wohnungen in Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Beschlagnahmt wurden unter anderem Mobiltelefone, Laptops, Datenträger, Tonträger, waffenrechtlich relevante Gegenstände, Kleidung, NS-Devotionalien und Propagandamittel.
Mit der Durchsuchung der Räume bei Stanley Röske, ehemals aus Nordhessen und jetzt in Eisenach wohnhaft, der eine Sektion von C18 Deutschland anführt und Robin Schmiemann in Castrop-Rauxel (NRW), der zuletzt von sich reden machte, weil er in einem C18-Video vermummt und mit verzerrter Stimme einem Journalisten gedroht hat, standen zwei zentrale Figuren im Fokus der Ermittlungen.
Was ist „Combat 18“?
„Combat 18“, die „Kampfgruppe Adolf Hitler“, ist der militante Flügel der ultra-rassistischen Neonazi-Organisation „Blood & Honour“ („Blut und Ehre“, B&H). „Blood & Honour“ entstand in den 80er Jahren in England als Sicherheitstruppe der britischen Neonazipartei „British National Party“ (BNP). Gegründet wurde die Neonazigruppe von Ian Stuart Donaldson, dem Sänger der rechtsextremen Band „Skrewdriver“. In Deutschland wurde „Blood & Honour“ im Jahr 2000 verboten. Doch weiterhin dient das Netzwerk dazu, ein profitables Geschäft – Musik, Konzerte, rechtsextreme Erlebniswelt – aufzuziehen, zu dominieren und daran zu verdienen. Einer der größten Nutznießer dürfte „Combat 18“ sein, der bewaffnete Arm von B&H.
Die Struktur von C18
„Combat 18“ propagieren einen „führerlosen Widerstand“. Konspirative und eigenständige C18-Zellen sollen mittels Bombenanschlägen und Exekutionen einen Rassenkrieg auslösen – ähnlich ging auch der mordende NSU vor. C18 war vor allem in den 1990er Jahren aktiv und wird für Bombenanschläge, Morde und Mordversuche verantwortlich gemacht. Mit der Aura von Gewalt und Terror wurde C18 zu einem Label, dessen sich unterschiedliche Neonazis bedienten, die ein gewaltsames Vorgehen befürworten. Trotz jahrelanger lauter Forderungen, wurde C18 erst am Donnerstag in Deutschland verboten.
Keine Durchsuchung bei „C18-Spiritus Rector“ Thorsten Heise
Eine der rund zehn Hausdurchsuchungen fand bei Robin Schmiemann statt. Während eines Raubüberfalls auf einen Supermarkt 2007 hätte er einen 60-jährigen migrantischen Kunden mit Schüssen in Brust und Bein um ein Haar getötet. Schmiemann wurde damals zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Öffentlich bekannt wurde er vor allem durch seine Brieffreundschaft mit der verurteilten NSU-Terroristin Beate Zschäpe. Schmiemann aus Castrop-Rauxel gilt als rechte Hand des internationalen C18-Chefs und Gründers William Browning aus England. Er tritt außerdem als Sprecher von C18 Deutschland auf, so Exif. 2016 war Browning bei Neonazi-Aufmärschen in Dortmund zu Gast – stets an der Seite von Marko Gottschalk (zu ihm später mehr) und NPD-Vize Thorsten Heise.
Der Rechtsrock-Organisator Heise aus Fretterode in Thüringen, scheint ein enger Weggefährte von Browning zu sein, im C18-Netzwerk eine Autoritätsperson und eine Art Spiritus Rector, so Exif. Heise gilt laut zahlreichen Recherchen in Deutschland als C18-Verbindungsmann. Eine Durchsuchung gab es bei ihm merkwürdigerweise nicht.
„Combat 18“-Schlüsselfigur Marko Gottschalk
Eine Schlüsselfunktion in der deutschen „Combat 18“-Szene kommt zudem der Band „Oidoxie“ (gegründet 1995) und ihrem Sänger Marko Gottschalk zu. Ab 2003 galt Gottschalk als ein C18-Führungskader in Deutschland. Ein Jahr darauf entstand aus dem Umkreis der Band die C18-Zelle „Oidoxie-Streetfighting-Crew“, deren Umfeld Verbindungen zum rechtsterroristischen NSU hatte. Die Crew begleitet die Band zu Konzerten, übernahm den „Saalschutz“ und gilt als Vernetzungs-Organ. „Oidoxie“ macht in ihren Songs kein Geheimnis aus ihrer Nähe zu C18. In ihrem Song „Terrormachine Combat 18“ heißt es beispielsweise: „Hail to Combat 18, hail to the Terrormachine.“
Strategisch clever klagte Gottschalk Mitte letzten Jahres gegen die Bild-Zeitung, da diese ihn in Verbindung mit dem Mord an Walter Lübcke als Führungsfigur von „Combat 18“ bezeichnet hatte. Ärgerlicherweise bekam der Neonazi vor Gericht Recht. Die Bild darf ihn nicht mehr „Schlüsselfigur von Combat 18“ nennen. Zudem tritt der Dortmunder seit geraumer Zeit nur noch in Kleidung mit dem Label „Brothers of Honour“ auf.
Nicht erst seit dem kaltblütigen Mord an Walter Lübke fordern Fachleute und Szenebobachter*innen ein Verbot von C18. Und offenbar haben auch die Neonazi-Aktivist*innen bemerkt, dass die Luft langsam dünn wird. So sind einige der C18-Kader vorsichtiger geworden, öffentlich mit C18-Symbolik aufzutreten. Viele haben versucht sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen, bevor die „Repressionswelle“ anrollt. Seit geraumer Zeit treten C18-Aktivisten immer häufiger unter dem Label „Brothers of Honour“ auf. Laut Exif repräsentiert Marko Gottschalk diese C18-Gruppe.
Strategisch clever klagte Gottschalk Mitte letzten Jahres gegen die Bild-Zeitung, da diese ihn in Verbindung mit dem Mord an Walter Lübcke als „Schlüsselfigur von Combat 18“ bezeichnet hatte. Der Dortmunder tritt seit geraumer Zeit nur noch in Kleidung mit dem Label „Brothers of Honour“ auf. Vor Gericht bekam er Recht. Erstmals tauchte der Bassist von „Oidoxie“, Martin Krause, im Juli 2017 bei einem Festival in Themar (Thüringen) in einem „Brothers of Honour“-Shirt auf. Eine der Durchsuchungen am Donnerstag fand in Bad Sülze (Mecklenburg-Vorpommern) statt, dem Wohnort von Krause. Die „Brothers of Honour“ pflegen intensive Verbindungen zu den C18-Gruppen in Skandinavien, England, der Schweiz und Polen und werden von diesen als das deutsche C18 angesehen, so die Einschätzungen von Exif. Dass auch C18-Protagonisten aus England und Schweden in den Kutten der „Brothers of Honour“ auftreten, zeige, dass die Gruppe ihre Mitglieder mittlerweile international sammele.
Trotz Verbindungen spielte C18 auch bei den NSU-Untersuchungen keine Rolle
Exif spekuliert, dass das Behörden bemüht sind, die „Brothers of Honour“ aus der Schusslinie zu nehmen, um sie nicht in Verfahren gegen C18 Deutschland einbeziehen zu müssen. „Das mag mit der Person Thorsten Heise zusammenhängen“, so die Szenebeobachter*innen. „Über Heise halten die ‘Dienste‘ seit vielen Jahren schützende Hände, ihn möchte man bei einem Schlag gegen C18 Deutschland nicht mit Unannehmlichkeiten belästigen.“ Ein ähnliches Justizwunder scheint auch der Dortmunder Marko Gottschalk zu sein.
Dabei spielte die „Combat 18“-Zelle um Gottschalk selbst in den Ermittlungen zum Mord an Mehmet Kubaşık eine Rolle, der am 4. April 2006 in Dortmund vom NSU erschossen wurde. Auch hier wurde versucht, ihn aus den Ermittlungen rauszuhalten. Dabei soll die Dortmunder Zelle laut Aussagen eines Aussteigers mehrere Pumpguns und eine Maschinenpistole besessen haben.
Im November 2011, kurz nach der Selbstenttarnung des NSU, gab ein Neonazi, der gleichzeitig V-Mann der Polizei war und von seinem heimlichen Arbeitgeber zuvor vor Razzien gewarnt wurde, einen Hinweis auf die Dortmunder C18-Gruppe, die er „Kampfgruppe Gottschalk“ nannte. Doch auf diesen Hinweis folgten keine Ermittlungsmaßnahmen gegen Gottschalk und die C18-Gruppe. Nachdem die Nebenklage im NSU-Prozess die Aussagen des V-Manns, der damals Schmiemann zum Raubüberfall angestiftet hat, gefunden hatte, stellte sie Beweisanträge. Die Nebenklage wollte den V-Mann und Gottschalk als Zeugen zu vernehmen. Die Bundesanwaltschaft lehnte die Beweisanträge im November 2014 als irrelevant für das Verfahren ab. Erst im März 2015 wurde Gottschalk vom BKA zur Zeugenaussage geladen, wo er die Aussage verweigerte. Damit gab sich die Bundesanwaltschaft zufrieden, verzichtete auf eine staatsanwaltschaftliche Vorladung und auf sonst übliche Sanktionen. Auch im Münchener NSU-Prozess musste Gottschalk nicht erscheinen.
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https://www.ruhrnachrichten.de/dort...18-keine-razzia-in-dortmund-plus-1490988.html
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