Man sollte der neuen Regierung eine Chance geben
Eine Chance für die Regierung – Jenseits der Vorurteile
Es ist ein seltsames Paradoxon, dass gerade in Zeiten der Unsicherheit eine neue Regierung mit Skepsis begrüßt wird. Man sollte glauben, dass frische Gesichter, neue Programme und ein neuer Kurs der Anlass für einen Hoffnungsschimmer wären – doch oft ist es das Gegenteil. Die Menschheit neigt zur Angst vor dem Neuen, selbst wenn das Alte sie längst im Stich gelassen hat.
Und so steht nun eine schwarz-rote Regierung in Deutschland, geboren aus dem Pragmatismus, den die Wirklichkeit fordert. Eine Koalition aus Konservativen und Sozialdemokraten, ein Pakt der Notwendigkeit – nicht der Leidenschaft. Ein Kabinett, das nach Meinung vieler schon in den ersten Stunden kritisiert wird. Zwei, drei Ministerpositionen, die als Fehlbesetzungen gelten. Namen, die in der Öffentlichkeit für Stirnrunzeln sorgen. Man könnte sich darüber aufregen. Man könnte über jedes Detail klagen.
Aber ist das der Weg? Ist das der Geist, den eine Demokratie atmen sollte? Man sieht in vielen Ländern, wohin das Misstrauen führt. Rechtsnationale Bewegungen erobern Parlamente, Populisten verkünden einfache Lösungen für komplexe Probleme, und überall steht das „Wir gegen die“ im Raum. Die Sehnsucht nach Stärke, die so oft in Unfreiheit mündet.
Eine Regierung ist keine Idealskulptur, sondern ein lebendiges Konstrukt – geprägt von Menschen, die irren, die wachsen, die scheitern und sich beweisen können. Es mag sein, dass in dieser Regierung Namen auftauchen, die als Symbol für Rückschritt gelten. Es mag sein, dass man sich fragt, ob ausgerechnet diese Menschen dem Land dienen sollten. Doch selbst diese Zweifel sind ein Teil des demokratischen Spiels.