Bürgergeld-Studie in Deutschland: So wird endlich einmal richtig über die Sozialhilfe diskutiert
In Deutschland lässt sich in diesen Tagen verfolgen, wie eine Debatte über Sozialhilfe aussieht, die von Fakten und Menschenwürde getragen wird. Natascha Strobl analysiert.
Ob in Österreich oder Deutschland: Die vergangenen Wochen, Monate und in Wahrheit Jahre waren geprägt von einer immer aggressiveren Debatte um die Sozialhilfe. Einzelne Ausreißer-Phänomene (Familien mit 11 Kindern) wurden verallgemeinert und das Geifern nach Kürzungen immer lauter. Zumindest in Deutschland scheint sich nun der Wind zu drehen.
Der Grund für die neue Ernsthaftigkeit in der Debatte sind einfache Fakten. Denn es gibt eine neue Studie, die unter Empfänger:innen des Bürgergelds durchgeführt wurde. Der Verein “sanktionsfrei” hat sie beauftragt und die Ergebnisse sind erschreckend. So verzichten etwa 54 % der befragten Eltern auf Essen, damit ihre Kinder satt werden. Satte 72 % der Befragten geben an, dass das Geld nicht ausreicht, um die täglichen Bedürfnisse zu stillen. Über Stromnachzahlungen oder eine kaputte Waschmaschine darf man in dieser Situation gar nicht nachdenken.
Wie wird über Sozialhilfe gesprochen, wenn Fakten und Menschenwürde im Vordergrund stehen? Natascha Strobl blickt auf eine deutsche Debatte.
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Viertens: von den 5,5 Mio. Bürgergeld-Beziehern waren per Jänner 2025 im Durchschnitt 15% oder 820.000 Personen ERWERBSTÄTIG! Sie verdienen in ihrem Job nur so wenig, daß sie „AUFSTOCKEN“ müssen … im Gegensatz dazu sind es im Schnitt nur 16.000 Bürgergeld-Empfänger, die einen Job verweigern (1/4 davon aufgrund von Unzumutbarkeit, Überqualifizierung oder zu geringer Entlohnung —> 3 Stunden An- und Rückreise zu einer Arbeitsstelle zum Mindestlohn von 1.900€ Brutto bzw. 1.415€ Netto ist zumutbar?! —> bei Bürgergeld gibt‘s 506€ und die Warm-Miete von durchschnittlich 725€ wird bezahlt … daß 185€ Mehrgehalt „zu gering“ ist, kombinieren sogar Schulabbrecher)
… und für all jene, die einen Schulabschluss vorweisen können, folgende Mathe-Aufgabe:
Wenn alle 4,7 Mio. Bürgergeld-Bezieher ohne Arbeit 3 Stunden Fahrtzeit zu einer noch so miesen Arbeitsstelle, zu einer noch so schlechten Bezahlung, antreten würden … obwohl aktuell nur 1 Mio. offene Stellen zu besetzen sind … dann blieben wieviele „Verweigerer“ noch übrig, die man „sanktionieren“ müßte? (bei den restlichen 3,7 Mio. trifft „Faulheit“ ganz einfach nicht zu … die können noch so tüchtig sein —> es gibt nicht genügend Jobs!)