AfD gegen SPD – das neue Derby im Ruhrpott
Gelsenkirchen ist die ärmste Stadt Deutschlands. Am Sonntag muss die SPD, die einst im Ruhrgebiet so mächtig war, das Rathaus gegen die AfD verteidigen. Diese profitiert vom Frust der Menschen und hofft auf ihren ersten Triumph im Westen
Honig, Kaninchenkeulen, Obst, Gemüse, schwarze Pullover mit Glitzersteinchen – am Wochenmarkt auf dem Gelsenkirchener Schulte-im-Hofe-Platz ist das Angebot groß. Gelbe Astern leuchten in der Herbstsonne, daneben steht ein Kübel voller roter Hagebutten.
Andrea Henze hat noch mehr Rotes mitgebracht. "Darf ich Ihnen eine Rose überreichen", fragt die SPD-Politikerin und geht auf ein älteres Ehepaar zu. "Nicht vergessen, am Sonntag ist Stichwahl" , sagt sie und bekommt Angenehmes zu hören: "Ich werde Sie wählen."
"Na, dann bekommen Sie gleich zwei Rosen von mir", erwidert Henze erfreut. "Vorsicht, die pieken", warnt sie, was Rentner Bernd Weißkamp grinsend abtut: "Das tut meiner Frau ganz gut."
Auch Henze und ihr Team lachen – gute Stimmung, so macht Wahlkampf Spaß. "Mir gefällt hier auch nicht mehr alles", sagt der 72-jährige Weißkamp, "aber mit der AfD, das wird doch nix, die blasen nur heiße Luft raus." Als Elektriker hat er jahrzehntelang gearbeitet, nirgendwo auf der Welt würde er lieber leben als im Ruhrpott. Denn: "Die Leute hier sind ein bisschen rau, aber ehrlich."
Gelsenkirchen ist die ärmste Stadt Deutschlands. Am Sonntag muss die SPD, die einst im Ruhrgebiet so mächtig war, das Rathaus gegen die AfD verteidigen. Diese profitiert vom Frust der Menschen und hofft auf ihren ersten Triumph im Westen
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