Kampf um Demokratie in Osteuropa
Es ist ernüchternd, dass eine ganze Reihe von osteuropäischen Staaten in autoritäre, antidemokratische Systeme abdriften
Kolumne/Hans Rauscher
In den 80er- und frühen 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts war ich ziemlich oft in den Ländern des sogenannten "Ostblocks". Es waren intensive, äußerst informative Reisen mit Erhard Busek, der als Einziger in der ÖVP erkannt hatte, dass der Kommunismus nicht unbesiegbar war. Mit ihm trafen wir Heroen des Widerstands wie Lech Wałęsa und katholische Intellektuelle in Polen, Oppositionelle in Ungarn, serbische Dissidenten in Belgrad, slowenische Unabhängigkeitspolitiker aller Richtungen in Laibach. Mit Karl Schwarzenberg hatten wir Begegnungen mit Václav Havel und einer ganzen Reihe von tschechischen und polnischen Oppositionellen. Bei offiziellen Besuchen mit österreichischen Politikern oder Wirtschaftsdelegationen lernten wir die Wirklichkeit der Sowjetunion kennen. Wir bekamen eine Ahnung, auf welch schwachen (ökonomischen und geistigen) Fundamenten all diese Regime standen.
Der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums wenig später war atemberaubend. Umso ernüchternder ist es heute, dass eine ganze Reihe von osteuropäischen Staaten, die damals ihre Freiheit bekamen, in autoritäre, antidemokratische Systeme abdriftet, diesmal in einen rechtsextremen Nationalpopulismus. Was ist passiert? Was kommt? Der große Eindruck war, dass praktisch alle in Ost und Südosteuropa "nach Europa" wollten. Für die meisten bedeutete das, den Wohlstand Westeuropas zu erreichen. Für viele bedeutete das auch "europäische Werte": Demokratie, Rechtsstaat, Pluralismus, Abkehr vom Nationalismus.
Düstere Entwicklung
Es ist ernüchternd, dass eine ganze Reihe von osteuropäischen Staaten in autoritäre, antidemokratische Systeme abdriften
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