Wird 2024 das neue 1933?
Die Aussichten sind düster. Die Demonstrationen gegen die extreme Rechte in Deutschland sind ein Lichtzeichen, doch es braucht sie in ganz Europa
Mark Jones, Assistenzprofessor für Geschichte am University College Dublin, warnt in seinem Gastkommentar vor Geschichtsvergessenheit und falschem Wunschdenken. Es brauche auch neue Instrumente im Umgang mit Leuten wie Viktor Orbán, schreibt er.
Ende Jänner 1933 wurde Adolf Hitler in Deutschland zum Reichskanzler ernannt. Für seine Anhänger war es ein Tag der "nationalen Erhebung" und der Wiedergeburt. Ihrer Ansicht nach brauchte Deutschland nach 14 Jahren des freiheitlich-demokratischen Weimarer "Systems" die restaurative Kraft eines autoritären starken Mannes.
Es war zudem ein triumphaler Augenblick in der Geschichte der Täuschung der Öffentlichkeit. Die Politik der Weimarer Republik war von Anfang an von Desinformationskampagnen geprägt, darunter der Dolchstoßlegende, laut welcher die Weimarer Demokratie das Werk einer Kabale von Juden und Sozialisten war, die "Deutschland in den Rücken gestochen haben", um seine Niederlage im Ersten Weltkrieg sicherzustellen.
Naiver Optimismus
Doch war dies keine "Machtergreifung" Hitlers, wie die Nazis später behaupten sollten. Vielmehr wurde Hitler, wie sein Biograf Ian Kershaw erklärt hat, von einer kleinen Gruppe einflussreicher Männer ins Amt gehievt. Einer dieser Männer war Franz von Papen, Reichskanzler des Jahres 1932. Er bildete sich ein, dass man sich Hitler und die NSDAP – die nach den Reichstagswahlen von 1932 deutlich stärkste Partei – zunutze machen könne, um eine konservative Agenda voranzutreiben. In ähnlicher Weise wollte Deutschlands Reichspräsident, der ehemalige Feldmarschall Paul von Hindenburg, Hitler zur Wiederherstellung der Monarchie nutzen.
Die Aussichten sind düster. Die Demonstrationen gegen die extreme Rechte in Deutschland sind ein Lichtzeichen, doch es braucht sie in ganz Europa
Mark Jones, Assistenzprofessor für Geschichte am University College Dublin, warnt in seinem Gastkommentar vor Geschichtsvergessenheit und falschem Wunschdenken. Es brauche auch neue Instrumente im Umgang mit Leuten wie Viktor Orbán, schreibt er.
Ende Jänner 1933 wurde Adolf Hitler in Deutschland zum Reichskanzler ernannt. Für seine Anhänger war es ein Tag der "nationalen Erhebung" und der Wiedergeburt. Ihrer Ansicht nach brauchte Deutschland nach 14 Jahren des freiheitlich-demokratischen Weimarer "Systems" die restaurative Kraft eines autoritären starken Mannes.
Es war zudem ein triumphaler Augenblick in der Geschichte der Täuschung der Öffentlichkeit. Die Politik der Weimarer Republik war von Anfang an von Desinformationskampagnen geprägt, darunter der Dolchstoßlegende, laut welcher die Weimarer Demokratie das Werk einer Kabale von Juden und Sozialisten war, die "Deutschland in den Rücken gestochen haben", um seine Niederlage im Ersten Weltkrieg sicherzustellen.
Naiver Optimismus
Doch war dies keine "Machtergreifung" Hitlers, wie die Nazis später behaupten sollten. Vielmehr wurde Hitler, wie sein Biograf Ian Kershaw erklärt hat, von einer kleinen Gruppe einflussreicher Männer ins Amt gehievt. Einer dieser Männer war Franz von Papen, Reichskanzler des Jahres 1932. Er bildete sich ein, dass man sich Hitler und die NSDAP – die nach den Reichstagswahlen von 1932 deutlich stärkste Partei – zunutze machen könne, um eine konservative Agenda voranzutreiben. In ähnlicher Weise wollte Deutschlands Reichspräsident, der ehemalige Feldmarschall Paul von Hindenburg, Hitler zur Wiederherstellung der Monarchie nutzen.
Wird 2024 das neue 1933?
Die Aussichten sind düster. Die Demonstrationen gegen die extreme Rechte in Deutschland sind ein Lichtzeichen, doch es braucht sie in ganz Europa
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