Eine Stunde zu spät
Ein bis eineinhalb Stunden zu spät sei die Feuerwehr beim ersten Großfeuer in den Gerania-Bergen westlich von Athen zur Stelle gewesen, heißt es etwa. Der Brand hatte sich dort rasch auf den Ferienort Kineta am Saronischen Golf ausgeweitet, doch ohne die verheerenden Auswirkungen wie in Mati im Osten. Der Feuerausbruch dort wurde am Montagnachmittag gemeldet, vier Stunden nach Kineta. Ein dritter Großbrand folgte kurz darauf nordöstlich von Athen.
Kostas Sylolakis, Professor an einer Universität auf Kreta, der auf Katastrophenschutz spezialisiert ist, wies in einem Zeitungsbeitrag auf die Mängel bei der Evakuierung der Bevölkerung im Brandfall vor. Es gebe kein System, das Bewohner in einem akut bedrohten Gebiet vor einem heranrollenden Feuer warnte, schrieb Sylolakis. Tatsächlich schien das Großfeuer die Urlauber und Anwohner in Kineta wie in Mati völlig unvorbereitet getroffen zu haben. In Mati versuchten die Menschen mit ihren Autos zu flüchten, viele Fahrzeuge verkeilten sich aber in der Panik auf den schmalen Straßen aus dem Ferienort. Eine Gruppe von 26 Menschen stieg deshalb aus ihren Autos aus und versuchte, sich zu Fuß durch das Feuer zu retten. Sie wurde später tot auf einem kleinen Feld gefunden, nur wenige Meter entfernt vom Strand.
30 Prozent Kürzung
In den Blick rücken nun auch die alten Befürchtungen, der jahrelange, von Griechenlands Kreditgebern verordnete Sparkurs bei den Staatsausgaben habe zu fatalen Kürzungen bei der griechischen Feuerwehr geführt. Einschnitte um 30 Prozent beim Personal nahm der Bürgerschutzminister der damals konservativ geführten Regierung im Jahr 2014 vor. Nikos Dendias hatte den Bürgern zuvor empfohlen, sich mehr auf die freiwilligen Feuerwehrkräfte zu stützen. Doch die Verbände der freiwilligen Feuerwehr, die stets in einer gewissen Konkurrenz zur staatlichen Feuerwehr arbeiten, beklagten sich später über Restriktionen, die ihnen derselbe Minister auferlegte.
Am Dienstagabend, 24 Stunden nach dem Ausbruch des Feuers bei Mati und Rafina, traf Verstärkung mit Feuerwehrleuten aus Zypern ein. Nikosia ist dabei nur eine gute Flugstunde von Athen entfernt.
https://www.derstandard.de/story/2000084098703/vermisstensuche-und-vorwuerfe-in-griechenland
Genau das meinte ich, was ich Seiten zuvor Lilith erklärt habe. Konkurrenzkämpfe zwischen der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr, wie auch drastische Kürzungen und strategische Umstrukturierungen, die eine Bekämpfung des Problems deutlich schwieriger machen.