Wo wir gerade bei Thompson sind, er und die Medienlandschaft haben es natürlich geschafft ein stinknormales Dörfchen wie Cavoglave in einen mystischen Ort zu verwandeln, wirkt fast schon wie ein allkroatischer Pilgerort, wo die Neo-Ustascha-Tradition in dieser Umgebung in den Neunziger Jahren ihre Transformation fand, obwohl dass nicht immer der Fall war. Vor vielen Jahren hatte ich ganz zufällig Memoiren von Adzija gelesen (in den siebziger Jahren verstorben), damaligen Bürgermeister von Drnis aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, dass Thompsons Dorf Cavoglave in Wirklichkeit ein friedliches Dorf war, anders als jede andere Kriegerfestung, einschliesslich der Ustashas. Was natürlich Thompson in seinen Liedern logischerweise nie erwähnen würde (nation building, Symbolik, Mythen und so weiter), dass im Zweiten Weltkrieg sein Ort von den wildesten Ustascha-Einheiten angegriffen und diese von keinem geringeren als von den Tschetniks von Momcilo Djujic verteidigt wurde, die ganz eng mit den örtlichen italienischen Behörden zusammenarbeiteten. So paradox kann Geschichte sein wenn man aus Dalmatien kommt.
Paradox ist gut. Statt mach cavoglave zu fahren, wäre die Zielgruppe besser bedient, sie würden ein Stück weiter fahren nach Otavice, dort einfach das Auto, neben dem Gotovina Heroj Schild Marke Eigenbau samt Schiefer kroatischer Fahne, abstellen und zu Fuß durch die Allee, bis man schon das Mausoleum von Mestrovic sieht. Den meisten würden gerade die Treppenstufen hinauf sehr gut tun und oben angekommen, können sie sich ja dann damit beschäftigen, was Mestre für einer war Auch architektonisch kann die Kirche in Cavoglave nur abstinken.
Ich finde allkroatisch ist übertrieben. Resentments gegen Serben sind das eine, aber ich kann nicht sehen, dass wirklich eine Mehrheit Sympathien zur Ustasa hat. Gleichgültigkeit ist natürlich verbreitet und in einer Gesellschaft mit 4 mil Einwohnern, wovon ja angeblich 500000 an der Oluja beteiligt waren und viele Posten genau aus diesem Pool besetzt wurden. Ein Selfie mit deren Hofsänger kann da Gold wert sein. Daraus sollte man aber nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Gesellschaft ziehen.
Zu pupovac. Wäre er ein cetnik gewesen, würde das nichts ändern. Aber sein größter Fehler ist auch der Perspektive der kroatischen Wikinger, dass er links steht, dass er sich einmischt, such noch die „Feinde“ für die Zeitung der Minderheit schreiben lässt. Das Ergebnis seiner Art und seinen Aktivitäten kommt aber wahrscheinlich im Umfeld von Dodik, Vucic oder den echten Fanatikern genauso schlecht ab, wie bei den Mirkos dieser Welt. Aber bei aller Vernuft, ein Blick auf die RS sollte genügen, um Pupovac zu schätzen. Dass er sich gegen Ustasapropaganda stellt oder anprangert, wie heute noch mit Serben umgegangen wird, kann man ihm nicht vorwerfen, im Gegenteil.
Das ist natürlich nur das, was ich aus meiner jugokommunistischencetnikblase sehen kann