Warum Nationalismus nur ins Unglück führen kann
"Zu den Namen...
Man könnte meinen, dort leben Muslime, lateinische Menschen und Griechen zusammen in einem Ort. Dem ist aber nicht so. Der Zusatz-Name "Islam" kommt daher, daß bis vor circa 300 Jahren der Ort der westlichste Außenposten des Osmanischen Reichs gewesen ist.
Die türkischen Besatzer gaben dem Ort den Namen "Bedem Islama". Nachdem die Türken die Schnauze voll hatten von der dalmatinischen Dickköpfigkeit, übernahmen die Venezianer das Gebiet im 18. Jhd. Die neuen Herren sahen, daß es in dem Ort Katholiken und orthodoxe Christen gab.
Um die neuen Untertanen leichter verwalten zu können, zogen die Mlečani (Venezianer) eine Grenze durch den Ort und teilten ihn in einen katholischen und in einen orthodoxen Teil auf.
Da man in Venedig wohl dachte, daß orthodox nur die Griechen sind, nahmen sie für den ersten Teil des Ortsnamens den alten Namen Islam und hängten Grčki (griechisch) dran. Den anderen Ortsteil nannten sie nach der selben Logik eben Islam Latinski (lateinisch).
Das zu den Namen.
Für diejenigen, die den Zusammenhang zwischen Religion und Nationalität in diesem Beispiel nicht kennen, kurz eine Erklärung:
Katholiken -> Kroaten
Orthodoxe -> Serben
Nach der Übernahme durch Venedig blieb es trotz zahlreicher Kriege und Konflikte auf dem Balkan in denen Kroaten und Serben selten Freunde gewesen sind, erstaunlich friedlich zwischen den beiden Ortsteilen. Man lebte tatsächlich fast 200 Jahre lang miteinander ohne Wut/Zerstörung.
Selbst im Ersten Weltkrieg, als Kroaten wieder mal die falsche Seite wählten und die Serben auf der anderen Seite kämpften, blieb es zwischen den beiden Volksgruppen friedlich.
Anders war es dann im Zweiten Weltkrieg. Wer sich nicht den Partisanen angeschlossen hatte, kämpfte als Kroate für die
#Ustascha und als Serbe für die
#Tschetnik. Beide Fascho-Gruppen richteten Massaker in der Umgebung an, verschonten sich aber weitgehendst gegenseitig.
Nach WK2 lebten die Bewohner beider Ortsteile friedlich und für jugoslawische Verhältnisse im Wohlstand miteinander. Das Gebiet (Ravni Kotari) in dem sich die Dörfer befinden gehört zu den fruchtbarsten Landschaften Dalmatiens. Obst- und Gemüseanbau schaffte Wohlstand für alle.
Die älteren Zadraner werden sich noch daran erinnern, wie wir nach Islam Latinski/Grčki gefahren sind, um dort auf dem gemeinsamen Markt einzukaufen. Die Auswahl war größer als in der Stadt und es hat einfach besser geschmeckt.
Die jüngeren Patridioten, die mich hier ständig trollen und alles vor 1991 schlecht finden, obwohl sie damals gar nicht geboren waren, können sich natürlich nicht erinnern wie ein Ort mit 2 Namen/Kirchen und 1 Marktplatz die ganze Gegend ernährt hatte. Kroaten & Serben gemeinsam.
1991 lebten in Islam Latinski 957 Menschen. 77% Kroaten, 20% Serben und 3% Übrige.
In Islam Grčki lebten 1.139 Menschen. 87% Serben, 9% Kroaten und 4% Übrige.
Dann kam der Krieg und der #Nationalismus
Im Herbst 1991 wurden beide Orte durch die Jugoslawische Volksarmee und serbische Milizen unter dem Kommando des verurteilten Kriegsverbrechers Ratko Mladić eingenommen. Die kroatischen Bewohner von Islam Latinski wurden vertrieben. Ich betone "vertrieben", nicht umgebracht.
Im Zuge der kroatischen Militäroffensive "Maslenica" im Winter/Frühjahr 1993 konnte die kroatische Armee die Ortschaft zurückerobern. 490 Serben wurden getötet, davon über die Hälfte Zivilisten.
Islam Grčki wurde völlig zerstört. Kein einziges Gebäude wurde verschont.
Heute leben circa 280 Menschen in Islam Latinski und ungefähr 150 in Islam Grčki. In beiden Ortsteilen zu über 95% Kroaten.
Beide Ortsteile wurden während dem Krieg zerstört, bzw. stark beschädigt. Aber nur der katholische wurde vom kroatischen Staat wieder aufgebaut.
Die Serben, die 1993 den Ort lebend verlassen konnten, sind bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr zurückgekehrt. Zum einen existieren ihre Heime nicht mehr, zum anderen wurde ihr Besitz von Kroaten beschlagnahmt, die sich heute weigern ihn wieder zurückzugeben.
Der kroatische Staat sorgt mit "Kleinigkeiten" dafür, daß es für die geflohenen Serben kaum noch Gründe gibt zurückzukommen. Im serbischen Teil gibt es z.B. keine Frischwasserzufuhr oder Bushaltestellen. Rückkehrer werden bedroht und angegriffen, ohne daß die Polizei einschreitet
Den Serben wird unterstellt, daß sie nur deshalb nicht zurückkehren, weil sie sich im Krieg Schuld aufgeladen haben und weil sie den kroatischen Staat nicht anerkennen. Denen die zurückgekehrt sind, werden Morddrohungen an die Hauswände geschmiert.
Heute gibt es auf dem Marktplatz von Islam Latinski Obst/Gemüse/Fleisch, welches die Händler bei Metro (liegt zwischen Zadar und Islam L/G) einkaufen und mit überhöhten Preisen anbieten.
Die Äcker haben sich in Wüsten verwandelt.
300 Jahre konnten Menschen mit 2 verschiedenen Religionen friedlich zusammenleben.
Und deshalb führt
#Nationalismus immer ins Unglück. Jeden! Opfer und Nationalist!"