Das stimmt, gewisse Parallelen sind echt verblüffend. Wobei mir erst jetzt auch wieder bewusst wird, wie talentiert und gewieft Milosevic mit den westlichen Politikern und Diplomaten umgegangen ist und auf seine Seite gewonnen hat, was er offensichtlich vor dem Kosovo Krieg nicht mehr hatte und eine arrogante Haltung gegenüber dem Westen eingenommen hat. Zu Beginn seines Aufstiegs und Konsolidierung der politischen Macht in Serbien, wird Milosevic als eine Art Vertreter einer neuen technokratischen Welle angesehen, der denn Nationalismus nur deswegen verwendet, quasi als Werkzeug im Kampf mit den älteren und dogmatischeren Kräften im Land.
Milosevic haben sicherlich Erfahrungen aus seinen vorherigen Bank-Kreisen aus New York geholfen, sowie seine enge Freundschaft mit dem ehemaligen US-Botschafter in Belgrad John Scanlan und dem verstorbenen stellvertretenden amerikanischen Aussenminister Lawrence Eagleburger. Sie waren zu dieser Zeit in der Annahme das Slobo die angebliche Reformagenda beabsichtigte und hielten ihn für einen potentiellen „Balkan Gorbatschow“. Bei uns wird oft vergessen, dass gerade Milosevic nach dem Rücktritt von Mikulic Ende 1988 der Favorit für die einflussreiche Position des Präsidenten der SIV vorgesehen wurde (der Bundesexekutivrat war das Exekutiv-Organ der Bundesnationalversammlung) und war nicht nur Favorit vom militärischen Establishment der JNA und Belgrader Elite, sondern auch von einflussreichen Kreisen im Westen. Tudjman beherrschte diese Art von charmieren nicht, er hatte andere Stärken, aber man sieht auch, was man in der Diplomatie erreichen kann, wenn man eine grosse Ausstrahlungskraft und Persönlichkeit besitzt. Selbst ein Wesley Clark war zu der Zeit ein grosser Bewunderer von Ratko Mladic.