Mit der heutigen Situation, gibt es für die Zypern-Frage grundsätzlich die folgenden Alternativen:
1) Doch eine föderale Lösung. Niemand (außer den türkischen Zyprioten und eher eine Minderheit unter den griechishen Zyprioten) scheint daran wirklich interessiert zu sein, aber ist immer noch die einzige Alternative, auf die in absehbarer Zeit alle Seiten offiziel sich einigen können. Zu einer solchen Lösung könnte kommen, wenn z.B. die Türkei irgendwas von Europa (=Deutschland) oder die USA als Austausch kriegt. Man muss aber zugeben: die Begeisterung für ein föderales Staat fehlt einfach, und mit der Zeit wird das immer schwieriger bis unmöglich.
2) Eine Annexion an die Türkei. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass so etwas offiziell erfolgt, weil das der Westen oder die UN aber auch die türkischen Zyprioten selbst nicht gern sehen würden, mit der Unberechenbarkeit Erdogans ist aber auch nicht ganz auszuschließen. Unoffiziell und schrittweise passiert das sowieso seit langem.
3) Eine internationale Anerkennung der TRNZ. Ich sehe das auch als eher unmöglich, dass wichtige Staaten (nicht nur ein Paar afrikanische oder so etwas) so etwas tun könnten. Sie haben es nicht mal in 2004 getan, als die gr-zypriotische Seite als schuldig für das Scheitern gehalten wurde - ich sehe nicht, warum sie es heute tun würden.
4) Die Taiwanisierung. Die TRNZ wird immer mehr wie ein wirklicher Staat funktionieren, ohne je offiziell das zu werden. Theoretisch ist dieses das wahrscheinlichste Szenario. Weil aber anscheinend die Türkei als schuldig für das Scheitern der Verhandlungen gehalten wird, kann man auch nicht erwarten, dass das schnell passiert, es sei denn die Türkei hat einen konkreten Plan dafür und ist dafür bereit, in anderen Bereichen Zugeständnisse zu machen. Auf jeden Fall, dafür braucht man auch die Zustimmung der internationalen Gemeinschaft. Und die Abhängigkeit der tr-Zyprioten von der Türkei wird wahrscheinlich auch dadurch nicht beseitigt.
Egal wie es kommt, Zypern hat seit langem die Chance verloren, aus eigener Kraft und ohne äußeren Druck etwas Besseres zu werden, was auch für unsere gesamte ostmediterrane Region Impulse geben könnte. Ich kann nicht optimistisch für die Zukunft meiner Heimat sein.
