Die Verteidigung von Leningrad ist aber ein Beispiel dafür, was Moral in Kriegszeiten bedeuten kann...
Die Moral der sowjetischen und britischen Armee ist schwer zu vergleichen. Bei den Kommandeuren der Sowjetarmee waren die Säuberungen der Armeeführung Ende der 30er Jahre noch frisch in Gedächtnis. Für die Nichtausführung der Befehle und für Fehler wurden in der Roten Armee Offiziere und Soldaten sehr schnell hingerichtet. Auch die Einstellung zum Menschenleben war bei den Britten und Sowjets verschieden. In der UdSSR war das Leben eines Menschen nichts wert, die Technik hatte höheren Wert, nach der Logik der Kommunisten: einen Menschen kann man leicht ersetzten, von denen gibt es 180 Millionen aber einen Panzer, ein Flugzeug oder eine Kanone herzustellen ist viel schwieriger. Einfaches Beispiel: ein Schütze verliert während des Rückzuges den Schutzschild vom MG "Maxim". Der Schild ist für Schiessen nicht nötig, aber es sollte gemäß den Vorschriften sein. Der Kommandeur befiehlt dem Soldaten: kehre zum Schlachtfeld zurück und finde es bis zum Morgen wenn morgen das Schild nicht da ist, erschieße ich dich. Und der Soldat, statt zu schlafen und sich für den morgigen Tag zu erholen, riskiert sein Leben, kriecht nachts auf dem Feld herum und sucht nach dem Schild...
In seinen Memoiren erzählt Eisenhower über einen Treffen mit Marschall Schukow nach dem Sieg im 1945. Schukow erzählte ihm über seine Metode der Minenentschärfung, dass die Infanterie ins Minenfeld für die Minenentschärfung geschickt wird, die Antipersonenminen explodieren, so säubern Soldaten das Minenfeld auf Kosten ihres Lebens, dann kommen Pioniere und entschärfen Panzerabwehrminen, danach können die Panzer in den Kampf geschickt werden. Solche Metoden waren für die Allierten aus verständlichen Gründen nicht annehmbar. Sowjetische Soldaten nannten Schukow unter sich "der Metzger", sie wussten aus Erfahrung das wen er an dem Frontabschnitt auftaucht - steht Offensieve bevor und Blut wird in Strömen fliessen...
Weder die Stadtverwaltung noch das Frontkommando waren zu der Blokade der Stadt vorbereitet, an die Evakuierung der Bevölkerung wurde nicht nachgedacht, auch nicht über Lebensmittelvorräte, sie reichten für nur 30 Tage. In Leningrad war damals ein Drittel der gesamten sowjetischen Industrie konzentriert, das hat sich seit der Zarenzeit historisch so ergeben. Daher war es für die Führung sehr wichtig in erster Linie die Fabriken ins Hinterland zu evakuieren. Leningrad wurde von der NKWD für die Spengung vorbereitet (Plan"D"). Alle Kraftwerke, Kommunikation, Wasserversorgung, alle Brücken, alle Paläste, Museen, Kathedralen, alle großen Wohngebäude, alle nicht evakuierten Fabriken wurden vermint. Der Feind sollte nur Ruinen erobern falls Leningrad aufgegeben werden sollte.
Solange die Eisenbahnverbindung noch frei war überzeugte die Führung die Bevölkerung die Stadt nicht zu verlassen sondern zu bleiben und die Leninstadt zu verteidigen. Als dann die finnische Armee am 29 August aus dem Norden und die Wehrmacht, am 8 September, aus dem Süden alle Straßen blockierten, war es für die Evakuierung zu spät und die 3 Millionen eingeschlossenen Bürger blieben in der Stadt in dem es Nahrungsmittelvorräte nur für die nächsten 30 Tage reichten, und Benzin, Diesel und Kohle für die Heizung auch knapp waren, so fing für die Leningrader der Kampf ums nackte überleben und nicht der Kampf um die Stadt wie es die sowjetische Propaganda den Sowjetbürgern jahrzehntelang erzählte. Soviel zu den Moral - Unterschieden zwischen den Sowjets und den Britten/Allierten im 2WK