Exotisches Pentaquark bei LHC-Experimenten entdeckt
14. Juli 2015, 15:40
Lange Zeit wurde seine Existenz vermutet, nun beobachteten CERN-Physiker das schwer fassbare Teilchen
Genf – Unser Wissen vom Aufbau der Materie wurde vor rund einem halben Jahrhundert revolutioniert: 1964 schlug der US-Physiker Murray Gell-Mann vor, dass die als Baryonen bezeichneten
Teilchen, zu denen Protonen und Neutronen gehören, aus drei geringfügig geladenen Objekten bestehen, die er Quarks nannte (nach einem Zitat aus James Joyces Roman "Finnegans Wake": "Three quarks for Muster Mark").
Dieses sogenannte Quarkmodell sah vor, dass Quarks auch im exotischen Verbund als Tetra- oder Pentaquarks vorkommen können: Letztere würden aus vier Quarks sowie einem Antiquark bestehen und waren bald Gegenstand heftiger Debatten, weil die Teilchen lange nicht entdeckt werden konnten.
Doch genau das dürfte nun am Large Hadron Collider gelungen sein: Wie die Physiker demnächst in den "Physical Review Letters" berichten, orteten sie in den riesigen und präzisen Datenmengen des
LHC Signale, die sich laut den Forschern nur als Pentaquark-Zustände erklären lassen.
illu.: cern / daniel dominguez
Wie der Pentaquark-Zustand genau aussieht, muss noch geklärt werden: Entweder es existiert als zusammenhängendes Partikel (links), oder als lose Kombination eines Mesons, bestehend aus einem Quark und einem Anti-Quark, und einem Baryon, das sich aus drei Quarks zusammensetzt. (rechts).
"Nicht irgendein neues Teilchen"
"Das Pentaquark ist nicht irgendein neues Teilchen", erklärte LHCb-Sprecher Guy Wilkinson. "Es stellt eine Möglichkeit dar, Quarks in einem Muster zu vereinigen, das trotz 50-jähriger experimenteller Suche noch nie beobachtet wurde. Die Untersuchung seiner Eigenschaften erlaubt es uns, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich herkömmliche Materie, also die Protonen und Neutronen, aus denen wir alle bestehen, zusammensetzt."
Die Wissenschafter entdeckten das Pentaquark, indem sie den Zerfall von als Λb (Lambda b) bekannte Baryonen in drei weitere Partikel, ein J/ѱ (J-psi), ein Proton und ein geladenes Kaon untersuchten. Die Massespektren des J/ѱ-Teilchens und des Protons enthüllten jeweils eine Art Zwischenstadium ihrer Entstehung.
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