Mal wieder ein Beispiel dafür, wie (wissenschaftliche) Grossprojekte aus dem Ruder laufen können:
2. Juli 2017, 18:19 Uhr
Ionen-Beschleuniger FAIR
Kleinkrieg in der Großforschung
Kommende Woche ist Spatenstich für den Ionen-Beschleuniger FAIR. Klingt toll - zeigt aber in Wahrheit, wie katastrophal das Projekt aus dem Ruder gelaufen ist.
Der Vorhang hob sich im Jahr 2002, und das seither andauernde Schauspiel hat mehr Akte als jeder noch so tränenreichen griechischen Tragödie würdig wären. Es begann mit der Empfehlung des deutschen Wissenschaftsrats, mehrere Großforschungsgeräte in
Deutschland zu bauen, darunter ein neues Forschungsflugzeug, einen Hochleistungslaser und einen Ionen-Beschleuniger.
Das Flugzeug fliegt seit fünf Jahren im Dienst des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt. Der Laser wird in diesem Jahr in Hamburg eingeschaltet. Und der Ionen-Beschleuniger? Tja, von dieser Anlage,
FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research) genannt, gibt es bis heute nur 20 Hektar gerodeten Wald und einige im Erdreich versenkte Betonstützen.
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Vor drei Monaten hat auch der Bundesrechnungshof massive Kritik geäußert: "Der Bundesrechnungshof sieht erhebliche Versäumnisse des Bundesforschungsministeriums als Gesellschafter und Zuwendungsgeber." Der Terminplan ist fraglich, und Deutschland muss sich nach den explodierten Kostenprognosen der vergangenen Jahre auf weitere Steigerungen einrichten. Weit mehr als eine Milliarde Euro wird das den deutschen Steuerzahler kosten. In
Asien entstehen unterdessen Forschungsanlagen, die FAIR zumindest in Teilen obsolet machen.
Der Karriere der lange Zeit verantwortlichen Ministerialbeamtin aus dem Bundesforschungsministerium tat das nie einen Abbruch. Sie vertritt bis heute Deutschland in höchsten forschungspolitischen Gremien, auch auf EU-Ebene.
Facility for Antiproton and Ion Research: Drama um FAIR - Wissen - Süddeutsche.de