Ilios
θηρίο ανή&
Meiner Meinung nach müsste man im Grunde mehr von Regionalsprachen, und weniger von Dialekten sprechen. Dies beziehe ich jetzt nicht nur auf das Griechische, sondern auf sämtliche Mundarten und Regionalsprachen der Sprachen Europas, welche eine x-beliebige Standardsprache als Dachsprache haben.
Der zweite Punkt, nämlich das höhere soziale Prestige der Standardsprachen, scheint mir mit der wichtigste Punkt zu sein. Unter anderem durch die konsequente Zurückstufung der französischen Regionalsprachen zum "Patois", hat es der französische Staat im Laufe der letzten 200 Jahre geschafft das Land praktisch dialektfrei zu machen, und Standardfranzösisch flächendeckend (auch dort wo früher Minderheitensprachen wie Deutsch, Ligurisch, Katalanisch, Korsisch und Keltisch verankert waren) als Umgangssprache zu etablieren. In Spanien ging man sogar so weit den Gebrauch der Regionalsprachen (z.B. von Galicisch, Leonesisch, Katalanisch und Asturisch) unter Strafe zu stellen. Man hatte es da aber freilich (noch) nicht geschafft diese auszurotten. In Italien hat es der Staat erst im Laufe der letzten 40 Jahre und mit Hilfe des Fernsehens geschafft Standarditalienisch als Umgangssprache flächendeckend durchzusetzen. Eine reife Leistung wenn man bedenkt, dass Italienisch 1861, dem Jahr der Gründung Italiens, von lediglich 2-3% der Bewohner Italiens als Sprache beherrscht und benutzt wurde. Der Rest der Italiener drückte sich 1861 noch in einer der vielen romanischen Mundarten und Regionalsprachen (Lombardisch, Neapolitanisch, Furlan, Piemontesisch, etc.), oder in einer der Minderheitensprachen (Katalanisch, Kroatisch, Slowenisch, Albanisch, Griechisch, Deutsch, Französisch etc.) aus. In Deutschland hat man das Standarddeutsche ebenfalls erst durch eine aggressive Antidialekt-Politik und mit Hilfe der Schulbildung und ebenfalls vor allem der Massenmedien wie das Fernsehen durchgesetzt. Da ist man sogar schon so weit, dass viele der Regionen (besonders jene in welchen früher das Niederdeutsche gesprochen wurde) heute sogar dialektfrei sind.
Die Ansicht, dass ein Dialekt eine "minderwertige Form der Kommunikation" sei, ist in meinen Augen absoluter Schwachsinn. Es zeugt eher von Ignoranz und von Komplexen die eigene, althergebrachte Form der Kommunikation aufgeben zu wollen, nur um ein von außen aufoktroyiertes Modell anzunehmen. Der Erhalt des Dialektes ist ein Reichtum welcher der sprachlichen Verdummung engegen wirkt.
Heraclius
Das Wort "Dialekt" suggeriert, es handele sich bei einer bestimmten Mundart um eine Unter-Mundart der Standardsprache. Dabei ist die Standardsprache auch nur eine Mundart, die sich über die anderen Mundarten aus was für Gründen auch immer erhoben hat.
Das, was wir als "Altgriechisch" bezeichnen und als die "ursprüngliche", reine Form des Griechischen betrachten, war auch "nur" ein attischer Dialekt, der sich über die Zeit durchgesetzt hat.
Niederdeutsch oder auch "Platt" genannt, wird hier in NRW leider gar nicht mehr gesprochen. Zumindest von den jüngeren Generationen.