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Neugriechische Dialekte vs die standardgriechische Sprache

Ist wohl wie wenn du mit fließenden Spanisch- oder Italienischkenntnissen versuchst die "Aenaeis" von Vergil auf Latein zu lesen. Oder umgekehrt, nach 6 Jahren Latein in der Schule, den "Corriere della Sera" lesen willst. Die antiken und die modernen Sprachen funktionieren schon ziemlich anders, trotz gewisser offensichtlicher Parallelen.

Hattest du eigentlich in der Schule Altgriechischunterricht?


Heraclius

Ja in Griechenland hatte ich 2 Jahre Altgriechisch als Pflichtfach dort musst du im Gymnasium (was aber nicht dem Deutschen Gymnasium entspricht ist so ähnlich wie die Highschool in den USA wo alle Kinder hinkommen) von der 7 bis zur 10 klasse Altgriechisch lernen. Bei mir ist aber echt wenig von diesen 2 Jahren hängen geblieben war nicht grad ein Musterschüler und hatte auch zu der zeit andere Interessen. :D

Später kam aber das Interesse ich lese ab und zu gerne Altgriechische Texte und probiere sie zu verstehen (irgendwie als Hobby:D). Jeder der das mal machen will dem kann ich Gedichte von Äsop empfehlen (Platon oder Aristoteles sind da viel zu komplex) sie sind einfach gehalten und auch zum teil nur mit Neu-griechisch (man sollte aber schon sehr gut Neugriechisch können) Kenntnissen verständlich obwohl sie in Antiken und nicht Koine Griechischen sind. Auch das neu Testament auf Koine sollte zum teil verstädlich sein für die meisten natürlich wird man nicht alles verstehen aber sinngemäß doch schon sehr viel. Ich für meinen teil hab mir aber fest vorgenommen Altgriechisch nochmal richtig zu lernen.
 
Wie stehen denn Türken bzw. speziell Pontier aus der Türkei zur pontischen Sprache? Könnte man sich vorstellen diese als Wahlfach in einigen größeren Schulen an
der türkischen Schwarzmeerküste einzuführen? In Griechenland wurde die Sprache bis vor kurzem lange Zeit vernachlässigt und wurde nur mündlich weitergegeben.
Heute gibt es schon pontische Kurse und Wahlfächer an einigen Schulen.
Könnte man sich so etwas auch in der Türkei vorstellen? Diese Sprache ist vom aussterben bedroht. Ich finde als Pontier sollte man diese Sprache nicht einfach so
fallen lassen. In der Türkei konnte ich durch Erdogan eine kulturelle Öffnung sehen, die es vor ihm nicht gab. Könnte dies vielleicht passieren oder ist es eher
unwahrscheinlich oder gar unmöglich?
 
Wie stehen denn Türken bzw. speziell Pontier aus der Türkei zur pontischen Sprache? Könnte man sich vorstellen diese als Wahlfach in einigen größeren Schulen an
der türkischen Schwarzmeerküste einzuführen? In Griechenland wurde die Sprache bis vor kurzem lange Zeit vernachlässigt und wurde nur mündlich weitergegeben.
Heute gibt es schon pontische Kurse und Wahlfächer an einigen Schulen.
Könnte man sich so etwas auch in der Türkei vorstellen? Diese Sprache ist vom aussterben bedroht. Ich finde als Pontier sollte man diese Sprache nicht einfach so
fallen lassen. In der Türkei konnte ich durch Erdogan eine kulturelle Öffnung sehen, die es vor ihm nicht gab. Könnte dies vielleicht passieren oder ist es eher
unwahrscheinlich oder gar unmöglich?

Die Pontische Sprache wird sehr vernachlässigt, speziell die älteren Pontier geben es nicht weiter. (In den Dörfer aber schon schon)

Die älteren Pontier reden meist nur unter sich Pontisch, mit den jüngeren nur Türkisch.

Ich erkenne aber, das viele junge Pontier anfangen die Sprache von selbst zu lernen, mein Cousine hat es angefangen zu lernen zum Beispiel.

Viele versuchen die Sprache in Volkslieder wieder zu beleben und erwecken eine gewisse Verantwortung bei den Zuhörer.

Als Wahlfach könnte mir es nicht vorstellen, da es sowieso sehr wenige Pontier in der Türkei gibt. Private Sprachkurse könnte ich mir aber vorstellen.

Ich kann mir nicht vorstellen das Erdogan sowas macht, da die Zahl der Pontier wirklich viel zu niedrig ist, um da was zu machen. Er würde eher für die anderen größeren Minderheiten was machen, wie z.B für die Lasen, Tscherkesse usw.
 
Die Pontische Sprache wird sehr vernachlässigt, speziell die älteren Pontier geben es nicht weiter. (In den Dörfer aber schon schon)

Die älteren Pontier reden meist nur unter sich Pontisch, mit den jüngeren nur Türkisch.

Ich erkenne aber, das viele junge Pontier anfangen die Sprache von selbst zu lernen, mein Cousine hat es angefangen zu lernen zum Beispiel.

Viele versuchen die Sprache in Volkslieder wieder zu beleben und erwecken eine gewisse Verantwortung bei den Zuhörer.

Als Wahlfach könnte mir es nicht vorstellen, da es sowieso sehr wenige Pontier in der Türkei gibt. Private Sprachkurse könnte ich mir aber vorstellen.

Ich kann mir nicht vorstellen das Erdogan sowas macht, da die Zahl der Pontier wirklich viel zu niedrig ist, um da was zu machen. Er würde eher für die anderen größeren Minderheiten was machen, wie z.B für die Lasen, Tscherkesse usw.





Dies ist ein klassisches Phänomen welches bei praktisch allen ethnischen Minderheiten auftritt die innerhalb der zentralistisch strukturierten Nationalstaaten leben. Man macht so lange auf eine Minderheit offiziellen staatlichen Druck, bis die Menschen dieser Minderheit anfangen sich selber und ihre Kultur und Sprache als "minderwertig" zu empfinden. Die Folge ist, dass man anfängt die eigene Sprache abzulehnen und nicht mehr an die Kinder weiter zu geben, um den Nachkommen ebendiesen Druck zu ersparen. Einige Ansätze von erwachendem Regionalismus, von "Wiederzurkenntnisnahme" der ethnischen Minderheiten und dem Wiederaufkeimen der zugehörigen Minderheitensprachen (selbst wenn nur noch auf einer folkloristischen Ebene), sind m.M.n. zum Teil der Mitgliedschaft in der EU zu verdanken. Der Kontakt zwischen den EU-Regionen ist einfach größer. Z.B. durch die Interreg-Programme, prominente Beispiele die mir gerade einfallen sind Interreg GR-IT und Interreg AL-IT, welche auch die Minderheiten tangieren. Eine Minderheit, Staatsbürger mit anderer Herkunft und Sprache, sollte man meines Erachtens lernen als Bereicherung zu nehmen, und nicht als Bedrohung.


Heraclius
 
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Heraclius
 
Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob ich dialektfreies Griechisch spreche oder ein bisschen Rhodisches/Dodekanisches mit drin ist. Mein Vater kommt aus dem Epirus, hat aber jahrelang in Athen gelebt - daher spricht er eher Standardgriechisch, was auf mich abgefärbt hat. Immer wenn er meine Mutter ein bisschen aufgezogen hat weil sie "Bauerngriechisch" spricht (so nannte er es immer), habe ich erst gemerkt, dass es da wohl Unterschiede gibt. :lol: Sie sagt z.B. "pio" statt "pia". Also z.B. "Den einai pio edo".

Als ich das letzte mal auf Rhodos war und mir am Imbiss eine Pita geholt habe, fragte mich der Verkäufer, ob ich aus Athen sei. Habe zuerst gar nicht geschnallt, warum er gefragt hat.


Der Erhalt der Dialekte ist wohl aus drei Gründen recht schwer:

- Diaspora Griechen lernen eher Dimotiki in Schulen.
- Bei den höheren Bildungsschichten in Griechenland scheinen Dialekte leider eher in Verruf zu sein - zumindest kommt es mir so vor. Ich sehe es am Beispiel meines Vaters. Er hat sich schnell das "Hochgriechisch" angeeignet, um "akzeptiert" zu werden. Außerdem habe ich mitbekommen, dass Dialekte, wie z.B. das Kretische eher als hinterweltlerisch gesehen werden. Ähnlich, wie man sich hier in Deutschland bspw. über Sächsisch oder Bayerisch lustig macht.
- Gemixte Wurzeln. Vater kommt aus der Region X, Mutter aus der Region Y.

Aber diese Gründe treffen wahrscheinlich auf jedes Land zu.


Übrigens gibt es auf Rhodos eine kleine Ortschaft zwischen Rhodos Stadt und Ixia - eigentlich eher eine Häuserreihe an der Küstenstraße - die sich Kritika nennt. Die Leute dort stammen ursprünglich aus Kreta (daher auch der Name). Bei einigen älteren Leuten hört man es noch heraus. Sie sprechen bspw. das "K" wie ein italienisch klingendes "Tsch" aus.

So, und zum Abschluss ein recht witziges Video zum Thema. So in ungefähr sprechen auch die älteren Damen und Herren aus Kritika. :)

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Und hier noch zwei Videos für die Kreter und Zyprioten:

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Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob ich dialektfreies Griechisch spreche oder ein bisschen Rhodisches/Dodekanisches mit drin ist. Mein Vater kommt aus dem Epirus, hat aber jahrelang in Athen gelebt - daher spricht er eher Standardgriechisch, was auf mich abgefärbt hat. Immer wenn er meine Mutter ein bisschen aufgezogen hat weil sie "Bauerngriechisch" spricht (so nannte er es immer), habe ich erst gemerkt, dass es da wohl Unterschiede gibt. :lol: Sie sagt z.B. "pio" statt "pia". Also z.B. "Den einai pio edo".

Als ich das letzte mal auf Rhodos war und mir am Imbiss eine Pita geholt habe, fragte mich der Verkäufer, ob ich aus Athen sei. Habe zuerst gar nicht geschnallt, warum er gefragt hat.


Der Erhalt der Dialekte ist wohl aus drei Gründen recht schwer:

- Diaspora Griechen lernen eher Dimotiki in Schulen.
- Bei den höheren Bildungsschichten in Griechenland scheinen Dialekte leider eher in Verruf zu sein - zumindest kommt es mir so vor. Ich sehe es am Beispiel meines Vaters. Er hat sich schnell das "Hochgriechisch" angeeignet, um "akzeptiert" zu werden. Außerdem habe ich mitbekommen, dass Dialekte, wie z.B. das Kretische eher als hinterweltlerisch gesehen werden. Ähnlich, wie man sich hier in Deutschland bspw. über Sächsisch oder Bayerisch lustig macht.
- Gemixte Wurzeln. Vater kommt aus der Region X, Mutter aus der Region Y.

Aber diese Gründe treffen wahrscheinlich auf jedes Land zu.


Übrigens gibt es auf Rhodos eine kleine Ortschaft zwischen Rhodos Stadt und Ixia - eigentlich eher eine Häuserreihe an der Küstenstraße - die sich Kritika nennt. Die Leute dort stammen ursprünglich aus Kreta (daher auch der Name). Bei einigen älteren Leuten hört man es noch heraus. Sie sprechen bspw. das "K" wie ein italienisch klingendes "Tsch" aus.

So, und zum Abschluss ein recht witziges Video zum Thema. So in ungefähr sprechen auch die älteren Damen und Herren aus Kritika. :)




Meiner Meinung nach müsste man im Grunde mehr von Regionalsprachen, und weniger von Dialekten sprechen. Dies beziehe ich jetzt nicht nur auf das Griechische, sondern auf sämtliche Mundarten und Regionalsprachen der Sprachen Europas, welche eine x-beliebige Standardsprache als Dachsprache haben.

Der zweite Punkt, nämlich das höhere soziale Prestige der Standardsprachen, scheint mir mit der wichtigste Punkt zu sein. Unter anderem durch die konsequente Zurückstufung der französischen Regionalsprachen zum "Patois", hat es der französische Staat im Laufe der letzten 200 Jahre geschafft das Land praktisch dialektfrei zu machen, und Standardfranzösisch flächendeckend (auch dort wo früher Minderheitensprachen wie Deutsch, Ligurisch, Katalanisch, Korsisch und Keltisch verankert waren) als Umgangssprache zu etablieren. In Spanien ging man sogar so weit den Gebrauch der Regionalsprachen (z.B. von Galicisch, Leonesisch, Katalanisch und Asturisch) unter Strafe zu stellen. Man hatte es da aber freilich (noch) nicht geschafft diese auszurotten. In Italien hat es der Staat erst im Laufe der letzten 40 Jahre und mit Hilfe des Fernsehens geschafft Standarditalienisch als Umgangssprache flächendeckend durchzusetzen. Eine reife Leistung wenn man bedenkt, dass Italienisch 1861, dem Jahr der Gründung Italiens, von lediglich 2-3% der Bewohner Italiens als Sprache beherrscht und benutzt wurde. Der Rest der Italiener drückte sich 1861 noch in einer der vielen romanischen Mundarten und Regionalsprachen (Lombardisch, Neapolitanisch, Furlan, Piemontesisch, etc.), oder in einer der Minderheitensprachen (Katalanisch, Kroatisch, Slowenisch, Albanisch, Griechisch, Deutsch, Französisch etc.) aus. In Deutschland hat man das Standarddeutsche ebenfalls erst durch eine aggressive Antidialekt-Politik und mit Hilfe der Schulbildung und ebenfalls vor allem der Massenmedien wie das Fernsehen durchgesetzt. Da ist man sogar schon so weit, dass viele der Regionen (besonders jene in welchen früher das Niederdeutsche gesprochen wurde) heute sogar dialektfrei sind.

Die Ansicht, dass ein Dialekt eine "minderwertige Form der Kommunikation" sei, ist in meinen Augen absoluter Schwachsinn. Es zeugt eher von Ignoranz und von Komplexen die eigene, althergebrachte Form der Kommunikation aufgeben zu wollen, nur um ein von außen aufoktroyiertes Modell anzunehmen. Der Erhalt des Dialektes ist ein Reichtum welcher der sprachlichen Verdummung engegen wirkt.

Heraclius
 
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