IOC-Präsident: Entschieden gegen Verunglimpfung von Errungenschaften der Organisatoren von Sotschi 2014
Sotschi. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees Thomas Bach wiederlegt Behauptungen, dass die Atmosphäre bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi unter den Sicherheitsvorkehrungen infolge von Terrordrohungen leiden könnte. Weiter wiederlegt der IOC-Chef Behauptungen über eine Kostenexplosion beim Bau der Sportstätten und der gesamten Infrastruktur in der gesamten Region um Sotschi, mit einem deutlichen Seitenhieb an die Politik in Deutschland gerichtet.
„Hohe Sicherheitsvorkehrungen gibt es seit 1972 infolge des Attentats in München. Oder denken Sie an die Spiele 2002, nur einige Monate nach 9/11! Ich gehe davon aus, dass die russischen Sicherheitskräfte es auf die gleiche Weise hinbekommen werden wie damals ihre amerikanischen Kollegen", sagte der IOC-Chef in einem Interview mit der „Welt am Sonntag". Eine „Party hinter Stacheldraht" befürchtet er nicht.
Der Deutsche Thomas Bach sagte weiter: „Was soll man auf ein solches Schlagwort antworten? Es wird Sicherheitsmaßnahmen geben, und die
olympische Atmosphäre wird sich entfalten. Das zeigt übrigens die Erfahrung. Diskussionen hat es vor jeden Olympischen Spielen gegeben: `Die Bauten werden nicht fertig!` `Die Stimmung leidet!`, `Die Sicherheit ist nicht gewährleistet!`. In dem Augenblick aber, in dem das olympische Feuer brennt, in dem die ersten Wettbewerbe beginnen, wird deutlich, dass es zuvorderst um die Athleten und den Sport geht."
Auf die Frage, ob das IOC die Spiele mit dem heutigen Wissen wieder nach Sotschi vergeben würde, antwortete Bach: „Das ist keine Frage, die ich zu entscheiden habe. Es ist eine demokratische Entscheidung gewesen durch eine Abstimmung unter allen IOC-Mitgliedern. Die Session hat 2007 einem Projekt zugestimmt, das - zu Recht - hervorragende Bedingungen für die Athleten versprach und das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Entstehung eines Wintersportzentrums für Russland garantierte. Sotschis Bewerbung war insofern ein Katalysator für eine Region, die sozusagen aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden musste. Entstanden ist eine ganzjährige Sport-, Touristen- und Kongressdestination."
Die Bemerkung, dass der Preis dafür hoch ist, kontert Bach mit einem deutlichen Seitenhieb auf Deutschlands Politik: „Man darf hier nicht mit dem saturierten Blick Westeuropas herangehen, wo es teilweise nicht einmal mehr möglich ist,
einen Bahnhof um- oder eine Flughafen-Startbahn neu zu bauen. In anderen Teilen der Welt werden Infrastrukturprojekte in Angriff genommen, die weit in die Zukunft reichen. Es werden Anstrengungen unternommen, die es bei uns in den vergangenen Jahrzehnten bereits gegeben hat. Und zwar dort, wo Nachholbedarf besteht. Oder dort, wo das Vertrauen in die Zukunft größer ist,
als wir es gerade in Deutschland erleben."
Bach ergänzte: „Das operative Budget der Spiele in Sotschi ist mit
2,2 Milliarden US-Dollar im völlig normalen Rahmen, von einer Kostenexplosion kann keine Rede sein. Niemand sollte das mit den Kosten für ein Entwicklungsprojekt in der Region vermengen."
Auf die Frage, ob ihm Bundespräsident Joachim Gauck in einem persönlichen Gespräch schon erklärt habe, warum er nicht nach Sotschi reisen wird, antwortete Bach: „Nein. Das muss er auch nicht. Das ist keine Frage, die unbedingt im gemeinsamen Gespräch erörtert werden muss. Das ist Herrn Gaucks Entscheidung. Ich habe niemandem einen Rat zu geben."
Unabhängig von dieser Entscheidung glaubt Thomas Bach, „dass die Leute ein sehr feines Gespür dafür haben, welches politische Gewicht bloße Symbolik hat. Generell taugen die Olympischen Spiele nicht zur Austragung politischer Meinungsverschiedenheiten. Wenn sie Differenzen haben, sollten die Politiker mutig genug sein, diese direkt mit der Gegenseite auszutragen - und nicht zu versuchen, Botschaften symbolisch auf dem Rücken der Athleten zu transportieren.“
Dass Olympiateilnehmer ihre Meinung in Sotschi nicht an Wettkampfstätten, dafür jedoch auf dem Pressekonferenzpodium äußern dürfen, erklärt der IOC-Präsident im Gespräch mit der „Welt am Sonntag" so: „Eine Wettkampfstätte ist eine Bühne, auf der keine politischen Aussagen getroffen werden dürfen. Es ist nicht Sinn der Spiele, dass politische Auseinandersetzungen auf dieser Bühne ausgetragen werden. Zumal es Hunderte wichtige Anliegen gibt, die aber, da sie politisch sind, auch immer kontrovers sind: Der eine demonstriert für die Rechte Homosexueller, der andere gegen die Todesstrafe, wieder ein anderer für das Recht Palästinas für einen eigenen Staat und so weiter. Jede politische Demonstration würde eine Gegendemonstration auslösen. Dann ginge es bei den Spielen nicht mehr um Sport, sondern um das Aufeinanderprallen von politischen Meinungsverschiedenheiten."
Eine Pressekonferenz sei Teil des Forums für eine freie Meinungsäußerung: „Das ist nicht das Gleiche wie das Olympiastadion, das darf den Athleten auch nicht genommen werden."
Angst vor Angriffen hat der 60-Jährige nach eigenem Bekunden nicht. Im Gegensatz zur amerikanischen Mannschaft, der das US-Außenministerium das Tragen unauffälliger Kleidung außerhalb der olympischen Areale empfohlen hat, werde „das IOC und sein Präsident dort sichtbar sein, ebenso wie die Olympiamannschaften auch": „Solche Ratschläge an Teams hat es immer gegeben", sagte Bach, „das ist nichts Neues, das ist jedem Nationalen Olympischen Komitee überlassen, wie es damit umgeht. Ich wage aber die Voraussage, dass wir auch in Sotschi viele Stars sehen werden."
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Thomas Bach glaubt an positive Folgen für Russland
Olympische Spiele, Thomas Bach: IOC-Präsident Thomas Bach ist überzeugt, dass die Olympischen Winterspiele in Sotschi erfolgreich verlaufen und zur Demokratisierung in Russland beitragen werden. "Wir sprechen über Umweltfragen in Sotschi, über die Rechte von Homosexuellen, über gesellschaftliche Umstände in Russland. Das wäre sonst nicht der Fall", sagte Bach in einem Interview mit der
Welt am Sonntag. Dies zeige "einmal mehr, wie die Wahl einer Stadt den Olympiagastgeber in den Fokus der Weltöffentlichkeit rückt. Wir begrüßen das, weil es die Relevanz der Olympischen Spiele zeigt." Bach forderte die westlichen Länder auf, unvoreingenommen in die Winterspiele zu gehen, und kritisierte diese auch für angeblich mangelnden Investitionswillen. "Man darf hier nicht mit dem saturierten Blick Westeuropas herangehen, wo es teilweise nicht einmal mehr möglich ist, einen Bahnhof um- oder eine Flughafen-Startbahn neu zu bauen", sagte Bach.
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