Olympia in Sotschi: Dopingsünder in deutscher Mannschaft vermutet
Die Dopingprobe eines deutschen Olympia-Teilnehmers in Sotschi hat sich als suspekt erwiesen, teilt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf seiner Webseite mit.
Der Sportbund sei am Donnerstagabend darüber informiert worden. Sportart, Geschlecht und Name des Sportlers bzw. der Sportlerin werden vorerst geheim gehalten.
Das Resultat der B-Probe soll am Freitag bekannt gegeben werden. Ebenfalls am Freitag wird der Fall in der Disziplinarkommission des IOC behandelt.
Es handelt sich um den ersten mutmaßlichen Dopingfall, der bei den Winterspielen in Sotschi offiziell publik gemacht wurde.
Momentan liegt Deutschland mit acht Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen
auf Platz drei bei der inoffiziellen Länderwertung der Spiele.
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Olympia in Sotschi: Dopingsünder in deutscher Mannschaft vermutet | Sotschi 2014 | RIA Novosti
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Olympia 2014: Evi Sachenbacher-Stehle unter Doping-Verdacht
Bei der gedopten Sportlerin bei Olympia 2014 in Sotschi soll es sich nach ZDF-Informationen tatsächlich um die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle handeln. Nach der A-Probe soll zudem auch die B-Probe positiv ausgefallen sein.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur dpa berichtet, dass bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi eine deutsche Teilnehmerin, bei der es sich um Sachenbacher-Stehle handeln soll, positiv auf ein verbotenes Mittel getestet worden sei.
Das deutsche
Team hatte zuvor ein von der Norm abweichendes Ergebnis der A-Probe bei einem deutschen Olympia-Teilnehmer bestätigt, wollte aber vor Analyse der B-Probe im Laufe dieses Freitages keinen Namen bekannt geben.
Evi Sachenbacher-Stehle war nicht für die Damen-Staffel am Freitag nominiert worden. Die ehemalige Ski-Langläuferin wechselte vor zwei Jahren zum Biathlon. Im Massenstart-Wettbewerb von
Sotschi lief sie am Montag als Vierte knapp an einer Medaille vorbei.
Keine weitere Stellungnahme des DOSB
Die 33-Jährige aus Reit im Winkl war 2006 am Tag vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin wegen erhöhter Blutwerte mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden und musste beim Auftaktrennen der Ski-Langläuferinnen zuschauen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wollte zunächst keine weitere Stellungnahme zu dem Fall abgeben. Sachenbacher-Stehle war für eine Reaktion vorerst nicht zu erreichen.
Der DOSB wurde am Donnerstag um 21:30 Uhr Ortszeit vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) informiert, dass die A-Probe eines Sportlers "ein von der Norm abweichendes Ergebnis erbracht" habe, hieß es in einer Mitteilung des Verbandes. Die Öffnung der B-Probe und die Anhörung vor der Disziplinarkommission des IOC sind noch für diesen Freitag vorgesehen. Danach will DOSB-Generaldirektor Michael Vesper über den Stand des Verfahrens informieren. "Die Anhörung könnte am Nachmittag oder frühen Abend stattfinden", sagte er. "Zur Sache möchte ich mich noch nicht äußern."
Während der Sotschi-Spiele ist es die erste positive Probe, die bekanntwurde. Bei den Winterspielen 1972 in Sapporo war Eishockeyspieler Alois Schloder als bisher einziger Deutscher bei Winterspielen positiv getestet worden. Ihm wurde die Einnahme des Stimulanzmittels Ephedrin nachgewiesen. 2002 hatte der Blutdoping-Fall des Ski-Langläufers Johann Mühlegg bei den Winterspielen in Salt Lake City für einen Skandal gesorgt. Der gebürtige Deutsche startete allerdings für Spanien.
Deutsches Olympiateam reagiert geschockt
Die Biathleten reagierten entsetzt auf den positiven Test. "Ich habe es gerade auf dem Handy gelesen. Und kann es gar nicht glauben", sagte der ehemalige Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer nach dem Training am Freitag. Der für die abschließende Männer-Staffel am Samstag als Schlussläufer vorgesehene Simon Schempp sagte: "Ich habe es gerade mitgekriegt. Das ist ein extremer Schock. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Auch Kombinations-Olympiasieger Eric Frenzel konnte die Hiobsbotschaft kaum glauben. "Das ist ein ganz schöner Hammer", sagte der 25-Jährige vor Bekanntwerden des Namens von Sachenbacher-Stehle der ARD-"Sportschau". Alle seien überrascht, dass es so etwas in Deutschland geben könne, da das Doping-Kontrollsystem einfach viel zu gut sei. "Von daher hat es einem schon die Füße vom Boden gezogen", meinte Frenzel, einen Tag nach dem Silbermedaillengewinn mit dem Team der Nordischen Kombinierer.
Olympia 2014 mit Rekordzahl an Doping-Tests
"Wer sich so lange mit der Dopingproblematik beschäftigt wie ich, ist so leicht nicht mehr zu schockieren", meinte Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, der dpa. "Also ist die Nachricht weder wirklich schockierend noch überraschend." Allerdings müsse man vor einer endgültigen Bewertung abwarten, was die Öffnung der B-Probe ergeben werde. Vor der Abreise nach Sotschi hatte Chef de Mission Vesper gesagt, dass er sicher sei, dass die deutsche Mannschaft bei den Winterspielen sauber an den Start gehen würde. "Absolut, das ist unser Ziel", sagte er damals. Es seien nur Sportler nominiert, die nachweislich kontrolliert worden seien. Jeder nominierte Athlet wurde laut Vesper vor den Winterspielen noch einmal unangemeldet getestet, "weil wir nichts unversucht lassen wollen, um für sauberen Sport zu sorgen".
Das IOC hat bei den Winterspielen in Sotschi die Rekordzahl von 2453 Test bis zur Schlussfeier am 23. Februar vorgesehen. Ein Großteil der Urin- und Blutkontrollen ist bereits vorgenommen worden. Mehr als 50 Prozent der Tests werden außerhalb der Wettkämpfe durchgeführt. Bei den Winterspielen 2010 in Vancouver gab es einen Doping-Fall.