Der Unterschied zwischen Propaganda und Realität:
Der Angriff der Türkei auf die kurdische Region Afrin im Norden Syriens entwickelt sich für die Türkei zunehmend zu einem militärischen und politischen Problem. Eine der stärksten Nato-Armeen, ausgerüstet mit deutschen Panzern, einer modernen Artillerie und Drohnentechnologie, konnte in den letzten vier Wochen gerade einmal vier bis sechs Kilometer auf syrisches Staatsgebiet vordringen. Zwar gelang es im Norden und Westen einige Dörfer zu erobern, allerdings sind die türkischen Truppen und ihre syrischen Verbündeten – verschiedene jihadistische und politisch-islamische Milizen – der Stadt Afrin kaum näher gekommen. Zwar wurden bei türkischen Luftangriffen immer wieder Kämpfer der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) sowie Zivilisten getroffen, von der Stadtgrenze Afrins, ist die türkische Armee jedoch immer noch rund 18 Kilometer entfernt.
Die türkischen Probleme in Afrin dürften vor allem mit der Unterschätzung ihres Gegners und der Überschätzung der eigenen Verbündeten zu tun haben. Während es sich bei den kurdischen Volks- und Frauenverteidigungeinheiten um hochmotivierte und lokal verankerte Milizen handelt, stammen die jihadistischen und politisch-islamischen Verbündeten der Türkei aus anderen Regionen Syriens, sind schlecht trainiert und weisen wenig Motivation für die türkischen Kriegsziele auf, in Afrin zu sterben. Konflikte zwischen türkischen Einheiten und ihren syrischen Verbündeten zeigen, dass sich letztere nicht gerne in den vordersten Reihen verheizen lassen, während die türkischen Soldaten sich auf Luftangriffe und die Sicherung des Nachschubs beschränken…
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