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Osmanen

albani

Pivo
Selam aleykum wa rahmatullahi wa baraktuh Ikhwan.

Zwangen die osmanen den albanern den islam auf oder ist das eine Lüge? Pro Argumente und was dagegen spricht kenne ich ja schon.
 
"Zwangsbekehrungen" gab es im osmanischen Reich eigentlich nur im Rahmen der Knabenlese (türk. Devşirme) um die Eliteeinheit der Janitscharen (türk. Yeni çeri) zu bilden.

Das osmanische Reich bot zahlreiche Anreize zur freiwilligen Konvertierung zum Islam:

- Das Recht Waffen zu tragen
- Das Recht auf Grundbesitz bzw. diesen zu behalten.
- Aufstiegsmöglichkeiten bis in die höchsten Ämter des Reiches bishin zum Großwesir. (Die Albaner stellten im Laufe der Geschichte des OR zahlreiche Großwesire)

Auf der anderen Seite gab es zahlreiche Diskrimminierungen gegen Christen:

- Kein Recht Waffen zu tragen (mit Ausnahme derer die einen Wlachen-Status hatten; türk. Adet i eflaki)

- Kein Recht rote (Farbe des Sieges) oder grüne (Farbe des Islams) Kleidung zu tragen.

- Das Wort eines Nichtmuslims hatte vor osmanischen Gerichten de facto keinen Wert, auch wenn dieser selbst das Opfer war.

- Wenn ein Muslim und ein Christ sich auf einem Weg begegneten so musste der Christ absteigen und beiseite treten, während der Muslim stolz vorbeireiten konnte.

- Die Balkanchristen waren der o.g. "Knabenlese" ausgesetzt (bis zum Jahr 1637) bei der jeder 5. Sohn seiner Familie entrissen wurde und für die Janitscharen zwangsrekrutiert wurde. (Ausser man hatte als Christ einen Wlachen-Status)


Kurzum man war im OR eigentlich nur dann "vollberechtigter Bürger" und nicht den zahreichen Diskrimminierungen ausgesetzt wenn man Muslim war.
Es gab also keinen "Zwang" den Islam anzunehmen, aber "Fördermaßnahmen" welche die teilweise harten Maßnahmen der ARGE um Harz IV-Empfänger zur Arbeit zu bewegen in einem harmlos-freundlichen Licht erscheinen lassen.

Es gab auch Zwangsumsiedlungen im OR welche die Annahme des Islams begünstigten. So wurden z.b. Teile des katholischen nordalbanischen Stammes Këlmendi in den Sandžak umgesiedelt. Da ihre Priester sie nicht begleiten durften dauerte es nicht lange bis sie sich in der islamischen Umgebung zur Konvertierung bewegen liessen.

- - - Aktualisiert - - -

Als Lektüre hierzu empfehle ich:

Die Geschichte des Osmanischen Reichs
von Wolfgang Gust
ISBN 3-8289-0562-5

und...

Albanien
von Peter Bartl
ISBN 3-7917-1451-1
 
Soviel ich weiß, war man im OR vergleichsweise tolerant gegenüber den Christen und den Juden, solange diese ihre Steuern zahlten. Der Reiz zum Übertritt in den Islam, ergab sich wohl eher aus der Perspektive weniger Steuern bezahlen zu müssen, und sozial aufsteigen zu können. Andere Kolonialmächte, allen voran die Venezianer, die Spanier und die Franzosen, waren hingegen rigoros darin gegen die Muslime und gegen anderen christlichen Konfessionen vorzugehen. Das merkt man gut auf den Kykladen, welche nach der "lateinischen (= katholischen)" Herrschaft Venedigs und der Franzosen am Ende des Mittelalters quasi katholisiert waren. Ebenso in Süditalien, wo bis Ende des 17. Jh. große Teile der Bevölkerung noch griechisch-orthodox waren, und wo vor allem die Spanier eine rigorose Katholisierungspraxis durchführten. Auch wären Kreta und Zypern wohl heute katholisch, wären sie damals dem Schicksal der Katholisierung durch Venedig nicht dadurch entgangen, indem sie unter osmanische Herrschaft kamen. Nicht zu sprechen von den Überseekolonien in Amerika, Afrika und Asien, wo viele Millionen Menschen im Namen des katholischen Glaubens abgeschlachtet wurden.

Heraclius
 
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Du musst dir nur die Frage stellen, wieso nicht (fast) alle, wie die Albaner, zu Moslems geworden sind, sondern nur die Mehrheit in Bosnien und Albanien. Zu der Zeit mussten alle kleinen das tun, was der Vatikan wollte. Bei den Türken gab es Zwangskonvertierungen nur bei der Elite, die von klein auf zum "Superkrieger" erzogen wurden (ich glaube Jaicari nannten die sich)

Die Kefir werden dir erzählen "wir sind so ein starkes Volk und nach 500 Jahren haben wir uns durchgesetzt, weil wir so stark sind und Ihr Pussys". Fakt ist, die Türken hätten die alle nudeln können, wenn Sie es gewollt hätten.
 
Achja richtig, die Christen (ausser die mit Wlachen-Status) mußten ja noch die Kopfsteuer (cizya) zahlen, diese variierte stark in der Höhe je nach Sultan und finanzieller Situation des Reiches. Härter traf die Christen meistens das regional zusätzlich die Agas und Beys Steuern von ihnen eintrieben was in Zeiten der Agonie des OR bishin zur Abgabe der Hälfte der Ernte ging, so dass den Bauern nicht mehr genug für eine neue Aussaat blieb, was zu zahlreichen Aufständen führte.
 
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