Schon vor der Pro-Erdogan-Kundgebung mit zehntausenden Teilnehmern am Rheinufer machten türkische Rechte Stimmung gegen das für Anfang September geplante Kulturfestival. Dieses solle man verbieten und nicht die Erdogan-Kundgebung mit Auflagen versehen.
Anfang September fände ein Terroristen-Treffen mitten in Köln statt, hieß es in entsprechenden Facebook-Beiträgen.
Auch die türkische Generalkonsulin Sule Gürel mischte sich in die Debatte ein. In der Rheinischen Post forderte sie ein Verbot der Veranstaltung und erklärte: „Es ist nicht schwer zu erraten, dass im Falle einer Genehmigung terroristische Propaganda gemacht wird und verbotene Symbole gezeigt werden.“ Laut Gürels Aussagen handele es sich nicht um ein harmloses Festival, sondern um das 24. Europatreffen der PKK.
Das vom kurdischen Verband „NAV-DEM“ (Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland e. V.) organisierte Festival steht unter dem Motto „Freiheit für Öcalan – Status für Kurdistan“ und steht zweifellos der linken kurdischen Befreiungsbewegung nahe.
Ob das allerdings ein faktisches Verbot begründet, ist äußerst zweifelhaft. So veranstaltet „NAV-DEM“ auch immer wieder Demonstrationen, die ohne Zwischenfälle ablaufen.
Die Kölner Polizei begründet ihr Einwirken auf eine Absage der Veranstaltung vor allem mit der angespannten Situation zwischen rechten Türken und linken Kurden in Deutschland. Es seien „gewalttätige Aktionen, vor allem während der An- und Abreise, beim Aufeinandertreffen der beiden verfeindeten Lager zu erwarten“, erklärt Polizeipräsident Jürgen Mathies. Deswegen habe er „große Sorgen“ und die Kölner Sportstätten darum gebeten, den Veranstaltungsvertrag nicht zu unterzeichnen. So sei es möglich, „Gefahren für die öffentliche Sicherheit in Köln abzuwehren“. Die Sportstätten folgten der Empfehlung des Polizeipräsidenten und sagten weitere Gespräche mit dem Veranstalter ab.
Nun werden allerdings die Kurden bestraft, die zuhause blieben, als die Fans der türkischen Regierung in Köln aufmarschierten, um bei einer möglichen Konfrontation keine Bilder von Straßenschlachten zu produzieren. Anstatt sich in die Vertragsfreiheit zwischen „NAV-DEM“ als Veranstalter des Festivals und den Kölner Sportstätten einzumischen und mit Hilfe von Horrorszenarien eine Absage herbeizuführen, hätte der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies gut daran getan, die kurdische Veranstaltung mit einem robusten Aufgebot zu schützen und türkische Rechte und Islamisten in die Schranken zu weisen. Denn Versammlungs- und Vertragsfreiheit sind hohe Güter in einer Demokratie.