Nun ja, die Gastarbeiter- Generation vom Balkan hatte hier keine bis sehr wenig Probleme. Die einzigen Menschen, die hier als problematisch eingestuft wurden, waren Türken (jetzt zusätzlich Araber) und so ist es auch geblieben.
Warum eigentlich? Ich kann es nur aus meiner Sicht wie ich das früher wahrgenommen habe, schreiben.
Bei uns anderen war es kein Thema zu Hause, wenn wir christlichen Balkan-Mädchen mit auf Klassenfahrt fuhren. Türkische Mädchen durften das nicht. SOfort standen sie draußen, weil man verwundert war, dass sie an einem solch harmlosen Vergnügen nicht teilnehmen durften.
Es gab einige, die mit Kopftuch herumliefen, längst nicht so viele wie jetzt, aber auch das wurde kritisch beäugt und als sehr fremd empfunden.
Türken kleideten sich damals anders (heute sind sie oft wesentlich schicker und fescher und modemutiger als ihre deutschen Kollegen und fallen aber gerade dadurch auf, dass sie sich besser kleiden). Aber es liefen wirklich nur Klischee-Türken herum mit dunkler Hose, Hemd und Pullunder und darüber Jackett. Dazu dann noch einen Schnauzbart.
Dann liefen ihre Frauen zwei Schritte hinter ihnen her, bepackt mit Tüten und die Herren der Schöpfung hatten die Arme auf dem Rücken verschränkt und liefen vor ihnen her.
Das war schon eine Hausnummer in der Zeit als es hier gerade heiß mit dem Feminismus lief. Da guckte man doppelt hin.
Die rochen auch anders, weil sie natürlich anderes Essen mit Gewürzen, die wir nicht kannten, zu sich nahmen.
Heute kaufen auch Deutsche türkische Waren oder kochen mit Knoblauch.
Wir Jugos wurden nicht als so anders wahrgenommen, Bei uns arbeiteten die Frauen ja oft auch und sprachen nach einer Zeit die Sprache, kleideten sich ähnlich und selbst unsere Musliminnen trugen damals keine Kopftücher. Keine eine musste ihrem Mann die Einkaufstaschen hinterhertragen, wenn, dann war das umgekehrt.
Die Kinder hatten Kontakt zu Deutschen und lebten mit ihnen, hingen nicht nur mit ihren Leuten ab. WIr Jugos waren bereit, das abzulegen, bis zu einem gewissen Grad natürlich, was uns rückständig bei uns erschien und waren bereit Teile des deutschen Lebens in unser Leben hineinzunehmen. Türken und Araber aber meinen ja, hier seien die Dinge schlecht oder unmoralisch und benötigen wohl besonderen Halt. (Z.T. vielleicht auch aus einer Form von Trotz?)
Bei uns hingegen gibt es kein hierarchisches Konzept. Klar, Höflichkeit gegenüber alten Leuten ist immer ein Muss, seinen Eltern helfen, Famlie ist wichtig. Nur wir Jüngeren, die wir hier aufgewachsen sind, sind ja hier sozialisiert, kennen die Regeln und haben uns angepasst.
Man tut sich leichter als Neuankömmling, wenn man nicht anders redet nicht anders kleidet, sich nicht anders benimmt.