Van-Gogh-Mörder hält Attentat für Waffe im Glaubenskampf
Berlin - Im Amsterdamer Mammutprozeß um die mutmaßlichen Terroristen der sogenannten Hofstad-Gruppe hat der Van-Gogh-Mörder Mohammed Bouyeri seine Tat noch einmal öffentlich gerechtfertigt.
"Im Kampf der Gläubigen gegen die Ungläubigen" sei, so versuchte der 27jährige Niederländer marokkanischer Herkunft zu argumentieren, Gewalt durch Islamisten vom "Propheten Mohammed gebilligt".
Drei Stunden lang wollte der in einem früheren Prozeß bereits zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder Theo van Goghs in seinem Plädoyer, das er erbeten und die Richter ihm zugestanden hatten, sprechen. Er betrat, so berichteten Augenzeugen aus dem schwerbefestigten Gericht im Amsterdam, den Saal mit einem traditionellen schwarzen Gewand und einem rot-weißen Schal um seinen Kopf, eröffnete sein Plädoyer, das er auf arabisch hielt, mit einem Glaubensbekenntnis und sagte anschließend:
"Mich mit Osama Bin Laden zu vergleichen ist zuviel Ehre, aber wenn man mich als Fahnenträger des Islam in Europa bezeichnet, erfüllt mich das mit Stolz." Anschließend versuchte er seine offenbar aus der Lektüre der Gefängnisbibliothek stammende rechtlich-philosophische Rechtfertigung des Attentates im globalen Glaubenskampf.
Die Staatsanwälte legten gegen die ungewöhnlichen Äußerungen Bouyeris auch deshalb keinen Protest ein, weil sie sich erhofften, nachweisen zu können, daß der 27jährige kein Einzeltäter, sondern Teil eines durch eine gemeinsame geistige Orientierung des Hasses verbundenen terroristischen Netzwerkes ist. Um dieses Netzwerk dreht sich der Prozeß in erster Linie: Die Behörden hoffen, den Angeklagten nachweisen zu können, daß sie in irgendeiner Form an dem Mord des Regisseurs van Gogh beteiligt waren oder zumindest davon wußten. jk
Artikel erschienen am Fr, 3. Februar 2006
http://www.welt.de/data/2006/02/03/840256.html