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Weißt du, ich finde es gut, dass das Christentum Reformation und Aufklärung durchlaufen hat. Einfach war der Prozess nicht und er hat ganz Mitteleuropa auch entvolkert zu Zeiten des 30jährigen Krieges. Ich bin froh, dass es Bibelforschung gibt und je nach Erkenntnisstand dann auch kommentierte Ausgaben bis vielleicht hin zu Neuübersetzungen. Ich bin trotzdem gern Christin, weil es an den Grundgedanken und dem Wesen nichts ändert.
Hab einen schönen Abend.
Wasalam Schwester Lilith!
Die Reformation und Aufklärung würde ich nicht als Entwicklungen des Christentums bezeichnen sonder als Entwicklung christlich geprägter Gesellschaften weg von der religiösen Deutungshoheit .
Die Reformation selber kann man als Entwicklung des Christentums bezeichnen und war letztendlich nur eine Kirchenspaltung und die Loslösung von der Deutungshoheit der katholischen Kirche.
Die Aufklärung ist eine gesellschaftliche Entwicklung weg von der religiösen Deutungshoheit der Kirche im Ganzen.
Und hierbei spielt die Renaissance als Impulsgeber eine entscheidende Rolle. Das sollte man immer erwähnen denn mit der Renaissance "Wiedergeburt" nahm das Wissen der "Mega Kufirs", um in der Terminologie dieses Threads zu bleiben, Einfluss auf die Gesellschaft der Kufirs. Mega Kufirs sind hier die Heiden der Antike und Kufirs die Christen. Dieser Einfluss spaltete die Machtzentren zunächst durch die Reformation, dann durch die Aufklärung und ermöglichte das was wir heute als freie Gesellschaft kennen.
Sprich die Meinungsfreiheit und Demokratie hat relativ wenig mit dem Christentum selbst zu tun. Man kann es sogar als Gegenteil des Christentums bezeichnen.
Warum ist es wichtig diesen Kontext nicht zu verlieren?
In der emotionalisierten religions Diskussion werden die gesellschaftlichen Verhältnisse gerne auf die jeweilige Religion projiziert. Das mag in einem Gottesstaat wohl der Fall sein, kann aber nicht auf säkulare Gesellschaften angewandt werden. Eine säkulare Gesellschaft löst sich auf der staatlichen Ebene vom Einfluss der Religion. Genauso wie sich die Aufklärung von der Deutungshoheit der Kirche gelöst hat.
In der Diskussion um Freiheit und Gesellschaft stehen sich nicht Christen und Muslime gegenüber sondern Säkularität und Religionsauslegung.
Warum ist es so wichtig diesen Unterschied zu betonen?
Christentum und Islam unterscheiden sich im Absolutismus nicht grossartig von einander. Und bilden beide emotionale Fallen.
Eine starke Front zwischen Christentum und Islam führt daher nur zu einem der beiden absoluten Zustände und untergräbt die freie Gesellschaft die mittels Aufklärung erkämpft wurde.
Das was wir als Freiheit kennen und beispielsweise Deutschland geniessen dürfen hat
grundsätzlich im Wesen nichts mit dem Christentum oder mit dem Islam zu tun.
Das ist Faktum.
Schwester Lilith ich weiß du bist die Letzte der ich es erklären müsste, aber in diesem Thread sind Satzaufbau, Grammatik und im übertragenen Sinne der Argamentationsaufbau ein ganz, ganz, ganz hartes Pflaster.