Die Sorgen der albanischen Minderheit
Spannungen mit der slawischen Mehrheitsbevölkerung, korrupte Politiker, fehlende
Jobs: Die Liste der Unbill für Mazedoniens Albaner ist lang. Ein Augenschein in Struga.
Zwar stellen sie und nicht mehr die slawischen Mazedonier seit einigen Jahren die Mehrheit in der Kleinstadt Struga. Doch damit ist längst nicht alles besser geworden: Auf nationaler Ebene fühlen sich die Albaner als grösste Minderheit im Land trotz Verbesserungen noch immer massiv benachteiligt. Jobs sind wie im ganzen Land Mangelware. Der erste albanische Bürgermeister von Struga hat wenig Positives bewirkt. Vielmehr droht ihm nun offenbar gar Gefängnis wegen mehrfacher Korruption. Auch der Tourismus, einst zu jugoslawischen Zeiten eine wichtige Stütze für die Region, kommt nur schleppend wieder in Gang. Immerhin gelingt es seit Kurzem, mit Billigangeboten Gruppen von kulturinteressierten Holländern nach Struga und mehr noch ins wenige Kilometer entfernte, besonders malerische und mehrheitlich von slawischen Mazedoniern bewohnte Ohrid zu locken.
Derweil haben die slawischen Mazedonier in Struga, neuerdings eben in die Position der Minderheit versetzt, ganz andere Sorgen. Viele verkaufen ihr Haus und ziehen ins nahe Ohrid. Immerhin, so versichern die Albaner Strugas, sei dies nicht zu ihrem finanziellen Nachteil: Gerade viele albanische Gastarbeiter aus Mitteleuropa seien gerne bereit, hohe Preise für Häuser in Struga und Umgebung zu bezahlen.