T-90A
Der Kampfpanzer
T-90A ist eine aufgewertete Variante des T-90, der wiederum eine weitgehend überarbeitete Version des T-72 darstellt.
Die Entwicklung des T-90A begann Ende der 1990er Jahre unter der Bezeichnung Objekt 188A1 und erstreckte sich bis zur Fertigstellung der ersten Fahrzeuge im Jahr 2004.
Das Ziel bestand wie so oft darin, ein älteres Fahrzeug auf den neuesten Stand in Sachen Panzertechnologie zu bringen, während man gleichzeitig versuchte, den Rahmen des dafür eingeräumten Budgets nicht zu sprengen. In diesem Sinne ist der T-90A, anders als etwa der
T80U , eine Reaktion auf entsprechende Fahrzeuge der "Konkurrenz".
Den sichtbarsten Unterschied zwischen dem T-90 und dem T-90A stellt der neue, geschweißte Turm des Letzeren dar, der in Kombination mit dem exzellenten ERA-Paket Kontakt-5 den Schutz gegen alle Arten von Munition erhöhte. Der frontale Schutz gegen HEAT-Geschosse wird auf ca. 1000+ mm RHAe geschätzt, auch wenn die tatsächliche Zusammensetzung geheim ist und diese Angaben, wie so oft, mit Vorsicht zu genießen sind. Das Fahrzeug ist außerdem mit dem Soft-Kill APS-System Shtora-1M und der Nebelmittelwurfanlage Tucha ausgestattet.
Die Bewaffnung besteht aus einer 125-mm-Glattrohrkanone vom Typ 2A46M-5 mit optimierten automatischen Lademechanismus und einem Raketensystem vom Typ 9K119M Refleks-M, mit dem die Lenkflugkörper 9M119M Invar oder 9M119M1 Invar-M1 verschossen werden können, die nahezu alle gut gepanzerten westlichen Fahrzeuge auf bis zu 5000 Meter Entfernung zerstören können. Die Feuerleitanlage des T-90A (1A42) besteht aus folgenden Komponenten:
- Laserabstandsmesser 1G46
- Kommandantenvisier T01-K04
- Ballistischer Computer 1V528-1
Die 2004er-Variante ist mit dem Thermalsichtgerät Buran-M ausgerüstet, während die 2006er-Version ein optimiertes ESSA-System der zweiten Generation mit dem französischen Thermalsichtgerät Catherine FC von Thales erhielt, das die Sichtweite des Fahrzeugs bei Nacht von 1800 auf 4000 Meter erhöhte. Das Geschütz ist außerdem mit einem neuen Stabilisierungssystem ausgestattet, das die Präzision bei Bewegung im Vergleich zum alten Modell angeblich verdoppelt.
Sovwjetischer und russischer KPz - Zusammenstellung der oberen Frontplatte von Artem Gavrilov
Der ursprüngliche, 840 PS starke Dieselmotor V-84MS wurde durch eine aufgewertete Turbodiesel-Version des Modells ersetzt, den V-92S2 38,88 Liter V12 mit 1000 PS, der die Höchstgeschwindigkeit des Panzers von 60 auf 65 km/h erhöhte. Der Panzer ist sehr wendig, vielleicht sogar wendiger als zeitgenössische westliche Modelle.
Der T-90A wurde 2005 offiziell in den Dienst der russischen Armee gestellt. Es gibt zwei Hauptvarianten, die jeweils von Uralwagonsawod in Nischnij Tagil gebaut wurden:
- die 2004er-Version mit Buran-M Thermalsichtgerät; 32 gebaute Exemplare zwischen 2004 und 2006
- die 2006er-Version mit Catherine FC Thermalsichtgerät; 337 gebaute Exemplare zwischen 2006 und 2011
Diese Angaben umfassen die Kommandantenvariante namens T-90AK (ca. 90 Einheiten), nicht aber die Exportvariante T-90SA (ca. 200 gebaute Exemplare).
Die Exportvariante ist der Standardausführung des für den russischen Markt gebauten T-90A zwar sehr ähnlich, verfügt aber auch über einige Unterschiede:
- Der T-90SA ist nicht serienmäßig mit dem Shtora Soft-Kill APS ausgestattet, verfügt jedoch über zusätzliche ERA-Elemente an der Wanne. Je nach Kundenwunsch wird es mit dem Shtora-System ausgestattet (Algerische T-90SA wurden ab Fabrik damit ausgeliefert).
- Das Thermalbildgerät des T-90SA (ESSA in der Standardversion) kann je nach Kundenwunsch durch ein anderes Modell ersetzt werden.
- Die Bordelektronik und die Besatzungssysteme können je nach Kundenwunsch konfiguriert werden, indem beispielsweise das Funksystem R-163 durch ein anderes System ersetzt wird oder man auf die interne Klimaanlage SKS-3 verzichtet.
Generell gesehen ist der T-90SA (zusammen mit dem älteren T-90) ein durchaus erfolgreiches Exportfahrzeug. Nachdem Indien bereits den T-90S in großen Mengen auf Lizenz produzierte (dabei handelte es sich um die Exportvariante des ursprünglichen T-90), wurde 2007 ein weiterer Vertrag über 347 T-90SA-Panzer in einem Wert von 1,237 Milliarden USD abgeschlossen.
Die ersten 10 in Indien produzierten T-90SA wurden 2009 hergestellt und die geplante Produktionsmenge schrittweise auf 1000 erhöht, was mit dem Scheitern des einheimischen Arjun-Programms erklärt wird, bevor das Lizenzmodell durch den im Kampfwert weiter gesteigerten
T-90MS ersetzt wurde.
Ein weiterer Betreiber des T-90SA ist Algerien, der T-90SA ist im Dienste Azerbaijans.
T-90SA
Der T-90A wird aktuell nur von Russland betrieben. Manchen Quellen zufolge nahmen T-90A-Einheiten 2016 an den Kämpfen in Syrien teil, ob als Teil des russischen Kontingents, oder im Einsatz der syrischen Regierungstruppen, bleibt ungeklärt.
Es existieren Filmaufnahmen eines syrischen T-90, der während eines Gefechts von einer von Terroristen abgeschossenen TOW-2A-Rakete getroffen wird. Dank seiner ERA-Module überstand es den Angriff relativ unbeschadet, ein Besatzungsmitglied erlitt leichte Verletzungen. Aus dem Videomaterial nicht klar, um welche Variante des T-90 es sich handelt, doch die allerwahrscheinlichste Variante ist ein Modell aus der mittleren Bauperiode.
Einer der an die syrische Armee übergebenen T-90A ging während der Kämpfe um Aleppo im Jahr 2016 verloren und gelangte in die Hände der islamistischen Miliz Harakat Nour al-Din al-Zenki. Ungeachtet der Umstände erwies sich der T-90 als hart zu knackende Nuss.
https://aw.my.com/de/news/general/entwicklung-t-90a
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Objekt 640 "Schwarzer Adler"
Einer der Antriebsfedern der westlichen Panzerentwicklung der späten 1980er und frühen 1990er Jahre war die Furcht vor einer neuen Generation sowjetischer (und später russischer) Kampfpanzer, die künftig in den Dienst der Roten Armee treten würden. Man ging davon aus, dass diese Monster selbst die modernsten westlichen KPz um Weiten übertreffen würden und es wurde viel in die Entwicklung adäquater Gegenmaßnahmen investiert.
Diese Ängste stellten sich am Ende als unbegründet heraus, denn die Russen blieben bei der Aufwertung ihrer bewährten Erfolgsmodelle stecken, den KPz-Serien T-72 und T-90.
Die Sache mit Monstern aber ist die, dass sie bisweilen ganz real sind!
In den frühen 1990er-Jahren testeten die Russen mehrere überaus moderne Kampfpanzer-Prototypen und Demonstratoren, darunter das Modell
Objekt 640 , das auch unter seiner Marketing-Bezeichnung "Schwarzer Adler" bekannt wurde (die manchmal fälschlicherweise mit dem Objekt 195 in Verbindung gebracht wird).
Objekt 640 wurde als Panzerprototyp der vierten Generation in Omsk entwickelt, wo auch der Kampfpanzer T-80U produziert wurde. Er bestach durch einige wahrlich fortschrittliche Technologien, die sich teilweise erst im Armata wiederfinden und ihren Ursprung im Schwarzem Adler haben.
Zum einen war da die interne Ausstattung. Um die Besatzung besser zu schützen, saßen zwei der drei Crewmitglieder - der Richtschütze und der Kommandant - um einiges tiefer, als gewöhnlich. Sie befanden sich zwar immer noch im Turm, doch ihre Sitzposition wurde praktisch auf den Boden des Fahrzeugs verlegt, womit sich die Köpfe der Soldaten auf der Höhe des Turmrings befanden. Die Besatzung war durch eine gepanzerte Kapsel geschützt und komplett von dem Munitionslager und den Treibstofftanks isoliert, was den Schutz der Mannschaft um ein Vielfaches erhöhte.
Doch dieses Konstrukt war nicht das einzige, was die Besatzung vor Gefahren schützte. Objekt 640 besaß mehrere Sicherheitsebenen. Solider Schutz hat aber sein Gewicht. Bedeutende Verbesserungen von Schutzeigenschaften mit den Standardmitteln des Panzerbaus führen teilweise zu extremen Erhöhungen des Gewichts, so manch ein westlicher KPz erreichte schon mal 70 Tonnen oder mehr, indem seine Panzerung ständig erweitert wurde. Andererseits hatten die Russen bei diesem Unternehmen den Vorteil, ein Fahrzeug von der Pike auf entwickeln zu können und stellten einige Lösungen vor, die den Schutz erhöhen konnten, ohne das Gewicht allzu stark zu erhöhen.
Dank der bereits erwähnten Tieferlegung der Besatzung und der reduzierten Turmgröße war die Silhouette des Objekt 640 niedriger als gewöhnlich und das Fahrzeug weitaus schwieriger zu treffen. Man setzte auch verstärkt auf zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie ein aktives Schutzsystem, auch wenn die Panzerung der wichtigste Schutzfaktor blieb. Die Stärke der Panzerung unterschied sich von Bereich zu Bereich - die Front, der Treibstoff, die Munition und der Kampfraum waren am besten geschützt, während die Seiten und das Heck wesentlich dünnere Panzerung besaßen.
Die frontale Panzerung bestand aus mehreren, von Hohlräumen durchsetzten Schichten, währen die Seitenpanzerung aus Stahl bestand und über Splitter- und Strahlenschutz verfügte. Auch die Panzerung des Turms bestand aus Schichten und verlieh ihm die charakteristische runde Form.
Besondere Beachtung schenkte man dem Schutz des Fahrzeugs vor HEAT-Geschossen und Lenkflugkörpern (insbesondere Infanterie-gestützten, wie dem amerikanischen Javelin), indem man ein ERA-Set an den Vorderseiten des Fahrzeugs anbrachte. Im Vergleich zu seinen Zeitgenossen war das Fahrzeug bestens gegen Gefahren von oben gerüstet, wie ferngelenkte Artilleriemunition und Lenkflugkörper. Russischen Quellen zufolge garantierte die Kombination aus ERA und Verbundpanzerung dem Panzer einen höheren frontalen Schutzwert, als allen anderen zeitgenössischen Fahrzeugen, einschließlich derer mit über 60 Tonnen Gewicht.
Der relativ geringe Schutz der Unterseite wurde durch das aktive Hardkill-Schutzsystem Drozd-2 (bzw. Arena) und das Softkill-System Shtora kompensiert. Die Idee dahinter war, dass Lenkflugkörper auf größere Distanz von dem Shtora-System außer Gefecht gesetzt würden, während das Hardkill-APS HEAT- und HE-Geschosse eliminieren würde.
Im schlimmsten Fall würde die extrem dicke Frontpanzerung die Besatzung bei einem Volltreffer schützen und selbst bei einem Durchschlag der Wanne wären die Überlebenschancen der Crew dank der Kapselkonstruktion und der Auslagerung des Munitionsbunkers relativ hoch.
Das Turmheck wurde mit speziellen Paneelen bestückt, die im Falle eines Feuers oder einer Explosion der Munitionsaufbewahrung die Wucht der Detonation nach oben und vom Fahrzeug weg lenkten, statt zum Kampfraum hin.
Die Bewaffnung des Panzers sollte aus einer automatisch aus dem Turmheck heraus geladenen 125-mm-Kanone bestehen (aller Wahrscheinlichkeit nach einer modernen Variante der 2A46), während der 1500 PS starke Gasturbinenmotor für die geschätzten 50 Tonnen Kampfgewicht mehr als ausreichte. Das Laufwerk basiert auf dem T-80-Modell und die Höchstgeschwindigkeit sollte ca. 80 km/h betragen, auch wenn über die tatsächliche Leistung des Fahrzeugs so gut wie nichts bekannt ist.
Der eigentliche Objekt 640, wie er in Omsk entworfen wurde, wurde niemals gebaut. Ein fahrbares Vorführmodell, bestehend aus einer T-80U-Wanne und einem Objekt-640-Turm, wurde während der VTTV-Messe in Omsk 1997 der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein weiterer Prototyp mit halb gefertigtem Turm wurde gebaut und man testete beide Modelle, doch die schwierige finanzielle Situation der Omsker Werke in der Mitte der 1990er-Jahre verhinderte die planmäßige Entwicklung des Panzers. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte kein Interesse an einem extrem teuren Projekt, was faktisch das Ende des Schwarzen Adlers bedeutete.
Es bleibt anzumerken, dass die Arbeit an diesem Projekt nicht umsonst war und man die dabei gewonnenen Erkenntnisse bei der Modernisierung anderer, konventioneller Kampfpanzer einsetzte.
https://aw.my.com/de/news/general/entwicklung-objekt-640-schwarzer-adler