Putin fährt auf Verschleiß
In Russland steigen Militärausgaben und Preise massiv. Dagegen sinkt die Industrieproduktion, doch niemand begehrt auf.
Die Plastiktüten, die Anna aus dem Supermarkt trägt, sind voll mit Milch-, Saft- und Gebäcktüten, Weißbrot- und Hähnchenfiletpackungen. Und den Geburtstag, den ihre zwölfjährige Tochter Sweta im Dezember mit vier Freundinnen in einem Vergnügungszentrum feiern will, wird sie sich 30 000 Rubel kosten lassen, gut 260 Euro oder ein Viertel ihres Monatsgehalts.
Aber Anna fühlt sich unwohl. Weil sie das Geld nicht haben wird, wenn der Mieter ihrer Zweitwohnung in der Moskauer Vorstadt Chimki, die monatlich vereinbarten 55 000 Rubel (480 Euro) wieder unpünktlich zahlt. „Ein netter Mann“ seufzt sie. „Aber er hat jetzt auch Probleme.“
Noch gilt Moskau als Metropole der Putinschen Wohlstandsgesellschaft, ein Großteil der umgerechnet knapp 446 Milliarden Euro, die die Russen privat gespart haben, liegt auf Hauptstadtkonten. Und Anja, die zwei Wohnungen besitzt, hatte eigentlich vergessen, dass Geld zum Monatsende knapp werden kann.
In Russland steigen Militärausgaben und Preise massiv. Dagegen sinkt die Industrieproduktion, doch niemand begehrt auf.
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