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Russischer Literatursalon

Das war bestimmt in der Schweiz...

Nein, aber könnte sich bestimmt im gesamten deutschsprachigen Raum so abspielen...

Auf deutsche Helden habe ich im Augenblick auch wenig Lust.

Dagegen geht es bei den Russen um Schicksal, ein Verbrechen wird "Unglück", ein Verbrecher "Unglücklicher" genannt - das ist einfach zu geil! :hurrhurr:
 
Meine Lieblingsstelle im Buch 'Schuld und Sühne'... Da sagt der Raskolnikov in der Kneipe in seinem Monolog...

Kendi uydurduğun bir yalanı söylemek başka bir ağizdan işitilip, tekrarlanmış bir gerçeği söylemekten hemen hemen daha iyidir. Birinci ihtimalde sen bir insansın, ikincisinde ise bir papağandan farkın yoktur.

und es endet mi einer Frage...

Sen kimsin, insan mı, papağan mı? :inlove:
 
Ich würde sprachlich Dostojewski unbedingt positiv hervor heben. Insbesondere die Ausgestaltung von Narrativität hat er sehr gut beherrscht, teils in Vorbild- oder Vorreiterfunktion für weitere. Und was das letzte betrifft. Das war das, wo er unter anderem verstanden hat, Spannungsbögen zu schaffen. Er hat, denke ich, ja wirklich selten auch eine Person wirklich "stringent gezeichnet". Sondern oft angedeutet usw. und in der Tat, dann betritt schon jemand Neues die Szene und man muss sich das Bild von Personen und Geschehen irgendwie quasi wie zusammen klauben.:-) Ich bin keine Literaturwissenschaftlerin oder -expertin. Aber so scheint es mir.

In der Tat war und ist seine Rezeption in Russland wahrscheinlich eher ambivalent. Ob nun konkret seiner Werke oder des Bildes, was man sich von seinen Ansichten machte. Was auch immer. Antisemitismus ist ein Stichwort. Was ich aber denke ich sagen kann, dass ihm in unserer Gesellschaft auf jeden Fall immer ein Platz sein wird, begleitet vonr Respekt die Würdigung als herausragender Vertreter von Weltliteratur aus Russland. Gar nicht soo lange her, da gab es auch eine wirklich sorgfältig und liebevoll kann man sagen gemachte Miniserie über ihn im Fernsehen.

Interessanterweise hatte er wohl auf seinem Totenbett in etwa vorher gesagt, dass unsere Hoffnung und Zukunft in Asien liegen. Man denke an heutige Gegebenheiten...

Es gibt ein Zitat von Gorki, einem seinen größten russischen Kritikern.

.

In etwa:
Unbestritten und zweifelsohne ist Dostojewski ein Genie, aber unser böses Genie. Er hat erstaunlich gut gefühlt, verstanden und mit Freude dargestellt zwei Krankheiten, die im russischen Menschen erzogen wurden durch seine hässliche Geschichte und sein schweres und trauriges Leben: sadistische Brutalität eines von allem enttaüschten Nihilisten und - das Gegenteil dazu - den Masochismus eines Menschen, geschlagen, eingeschüchtert, fähig, sich an seinen Leiden zu erfreuen, nicht ohne Schadenfreude, jedoch, dies ausmalend vor allen und sich selbst.

Übersetzung von mir und ich denke, da ist etwas dran und inhaltlich steckt da bis heute viel Wahrheit:-)

Gorki liegt schon ziemlich gut, für mein Empfinden. Bei Dostojevski ist wirklich jede Figur skurril oder wahnsinnig, jeder hat ein Geheimnis, eine dunkle Seite oder verschwindet einfach, um später wieder aufzutauchen.

Aus einer Szene, die harmlos beginnt und fast schon langweilt, heult jemand los, oder beißt einem ins Ohr und rennt aus dem Haus. Nach einigen Seiten ist man aber an solche Aktionen gewöhnt und wundert sich nicht mehr.
Der ein oder andere Satz, auch in der neuen Übersetzung, ist allerdings schon etwas zu flach. Da ist Gogol feiner in der Sprache. Dostojs Stärke ist die Handlung, viel mehr aber wie er die Figuren zeichnet. Sicher ist Dostojevski schuld daran, dass man von einer russischen Seele weiß, sie aber nicht treffend beschreiben kann. Im Prinzip wie der Balkan mit Schnee und noch mehr Zynismus. Das trifft es aber überhaupt nicht.
 
Ich werde versuchen herauszufinden, welche Stelle gemeint ist... :)

Wir beide sollten jetzt auch bubu machen gehen. Muss morgen aufstehen...Leider!

Viele dicke Bussis!

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Gorki liegt schon ziemlich gut, für mein Empfinden. Bei Dostojevski ist wirklich jede Figur skurril oder wahnsinnig, jeder hat ein Geheimnis, eine dunkle Seite oder verschwindet einfach, um später wieder aufzutauchen.

Aus einer Szene, die harmlos beginnt und fast schon langweilt, heult jemand los, oder beißt einem ins Ohr und rennt aus dem Haus. Nach einigen Seiten ist man aber an solche Aktionen gewöhnt und wundert sich nicht mehr.
Der ein oder andere Satz, auch in der neuen Übersetzung, ist allerdings schon etwas zu flach. Da ist Gogol feiner in der Sprache. Dostojs Stärke ist die Handlung, viel mehr aber wie er die Figuren zeichnet. Sicher ist Dostojevski schuld daran, dass man von einer russischen Seele weiß, sie aber nicht treffend beschreiben kann. Im Prinzip wie der Balkan mit Schnee und noch mehr Zynismus. Das trifft es aber überhaupt nicht.


Ach, wie schön es doch ist, dass ein Volk die Seele verbindet (und wie banal dagegen: die Landschaft)...

Aber ich bin jetzt einfach zu müde... Schlaf gut!
 
Nein, aber könnte sich bestimmt im gesamten deutschsprachigen Raum so abspielen...

Auf deutsche Helden habe ich im Augenblick auch wenig Lust.

Dagegen geht es bei den Russen um Schicksal, ein Verbrechen wird "Unglück", ein Verbrecher "Unglücklicher" genannt - das ist einfach zu geil! :hurrhurr:

Die bauen den Raum nach, damit sie sich davon überzeugen können, wie die Details etc. beschrieben sind. Alles nur Beschäftigungstherapie für Leute, die kein räumliches Denken haben. Mittlerweile ist es eh nur noch ein Witz
 
Ich werde versuchen herauszufinden, welche Stelle gemeint ist... :-)

Wir beide sollten jetzt auch bubu machen gehen. Muss morgen aufstehen...Leider!

Viele dicke Bussis!

Eine geruhsame Nacht wünsche ich dir und "bubu" lese ich ja zum ersten Male. ^^
 
Willkommen meine Damen und Herren.
Alle Leser, Interessenten und Liebhaber russischer Literatur sind hier zum Austausch herzlichst willkommen.:-)

Angeregt durch eine Diskussion im anderen Thread freue ich mich auf Teilnahme und hoffe, dass das Verschieben einiger Beiträge zu diesem Zweck nicht weiter etwas ausmacht,
 
Verbrechen und Strafe


Vorgestern hatte ich eine Dostojewski-Lese-Krise und zwar schon ziemlich am Anfang des Buches. Es ging um den Traum vom Pferdchen. Es wurde von einer versoffenen Meute völlig mutwillig und unter schallendem Gelächter erschlagen. Und ich bin alles andere als eine Tierfanatikerin. Aber diese Szene war grauenhaft. Gleichzeitig war völlig klar, wohin das ganze führt, der Mord an Aljona Iwanowna bahnte sich wie eine Notwendigkeit an oder besser: wie eine Naturkatastrophe. Ständig dachte ich mir: "Rodja, so kehre doch um! Lass es sein!", so als ob ich den Verlauf eines Buches ändern könnte :lol: Ja, blöd, ich weiß. Und noch "blöder" ist, dass man bei Dostojewski nie weiß, ob das "Ereignis" (in dem Fall der Mord) auf der nächsten Seite passiert oder noch 500 Seiten vor einem liegen.

Ich fragte mich, w a r u m tue ich mir das freiwillig an??? Nach einer Pause entschied ich mich, meine masochistische Seite zu akzeptieren (siehe unten) und las weiter. Zu meiner Überraschung kam die Axtszene ziemlich bald. Es war so unerträglich, dass ich viele Zeilen übersprang - in der Hoffnung es wäre endlich vorbei -, aber dann stand Lisaweta, die Halbschwester, in der Tür :|

Inzwischen bin ich auf Seite 370 angelangt. Naja, Verschnaufpause. Das Buch liest sich derzeit wie ein Krimi.

(vorläufiges) Fazit 1: mag sein, dass in Gorkys Worten viel Wahrheit liegt, aber was einem keiner sagt, ist: auch zum Dostojewski-Lesen braucht man zumindest eine dieser russischen Seiten, nämlich einen ausgeprägten Masochismus ;-)

(endgültiges) Fazit 2: Faszination (oder vllt nur ein Versuch, meinen eigenen Masochismus zu rechtfertigen). Immer wieder hatte ich das Gefühl, er hat - wie man das oft bei ehemaligen KZ-Häftlingen erleben kann - jedes noch so abwegige seelische Winkelchen ergründet: einer, dem niemand etwas vormachen kann. Ihr kennt das sicher auch beim Lesen, wenn man immer schon so ein Gefühl hatte oder etwas "wußte", aber es nie benennen konnte und plötzlich, wie aus dem nichts, steht es auf einmal da. Und du denkst dir: "Genau so ist es!" Nur bei ihm geht es über diese Erkenntnis (Eitelkeit?) hinaus, denn Fjodor hält einem gleichzeitig gar nicht so selten auch noch den Spiegel vor.

Und abschließend (falls es jemand bis hierher ausgehalten hat) mein Zustand nach 2 Wochen russischer Literatur:

Die Menschen um mich herum, kommen mir seltsam vor....als ob ich mir dauern nur irgendwelche Illusionen gemacht hätte...

Gestern ein ruhiger Nachmittag in einem Café bei gutem Wetter, und ich denke daran, wie sie alle mit Lust (nicht bloß ein Tier sondern auch) einen Menschen erschlagen würden. Man braucht ihnen bloß einen Grund dafür zu geben. Vllt nicht einmal das...

Ich fühle mich schlecht.
 
Hätte nicht gedacht dass sich hier so viele russische Literatur-Begeisterte herumtummeln. Am meisten gepackt hat mich wohl Grossmans literarisches Jahrhundertwerk "Leben und Schicksal" über den Stalingrad-Epos, obwohl er selbst nicht zu den bekannteren Namen der Modernen russischen Literatur gehört.

Erst mit der Zeit wurde mir klar, dass sich Grossmans Gefühle und Selbstvorwürfe immer wieder im Buch gespiegelt haben. Man kann mehr oder weniger sagen, dass diese literarische Arbeit nach dem Krieg ein "unendlich" langer Brief an seine verstorbene Mutter war, vielleicht auch eine Art Erklärung für sein eigenes Verhalten oder eine "Selbsttherapie".

Beachtlich ist vor allem seine gewählte literarische Form die eigentlich im 20. Jahrhundert als überholt galt: das Epos. Für mich bis heute unerreicht, bzw. vor allem wer sich über eine nüchterne und differenzierte Darstellung der sowjetischen Gesellschaft während des zweiten Weltkrieges interessiert, wird kaum ein besseres Werk finden.
 
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