Wenn du einen ganzen Stadteil hast, in dem ein grosser Teil der Menschen Immigranten aus demselben oder aus sehr ähnlichen Kulturräumen stammen, die Menschen leben dort fast vollständig wie in der ursprünglichen Heimat, haben nur Kontakt zu Landsleuten, sprechen nur ihre Muttersprache, kaufen bei Landsleuten ein, wie nennst du das dann? Und was bedeutet für dich Integration?
Sprache ist nur der erste Schritt zur Integration. Für mich bedeutet Integration, dass man sich in der Landessprache verständigen kann, dass man weiss, wie das Land, in dem man lebt funktioniert, so dass man auch Behördengänge meistern kann, dass man zumindest einigermassen weiss, was in diesem Land so vor sich geht, dass man akzeptiert, dass man sich in einem anderen Kulturraum und sich entsprechend verhält, und dass man den Kontakt zu den Menschen zumindest nicht meidet. Ohne Sprache gibt es aus meiner Sicht keine Integration. Einfach nur seiner Arbeit nachgehen, nicht straffällig werden und die Steuern zahlen ist noch keine Integration. Ich finde z.B., dass mein Vater schlecht integriert ist, obwohl er durchaus Deutsch kann. Ich hätte ihm das CH-Bügerrecht nicht gegeben. Er schaut nur HRT und sowas, liest nur Večernji und sowas und trifft sich nur mit Kroaten. Wenn er einen Brief bekommt, in dem es um irgendwelche für die Schweiz selbstverständlichen Angelegenheiten geht, muss ich ihm zuerst erklären, worum es geht und weshalb das so ist. Oft führt das sogar zu Unverständnis. Und das nach 45 Jahren Schweiz. Meine Mutter ist deutlich besser integriert und sie spricht auch viel besser Deutsch.