Alexander Walterowitsch Litwinenko war ein Agent des russischen Geheimdienstes KGB und Offizier des russischen Geheimdiensts FSB, der sich später gegen die mörderischen Machenschaften gewandt und kurz vor seinem Ableben den
Islam angenommen hat.
In 2002 verfasste er ein Buch mit dem Titel "Der FSB sprengt Russland in die Luft" in dem behauptet wird, dass die Sprengstoffanschläge von 1999 auf Wohnhäuser in Moskau und anderen russischen Städten, bei denen ca. 300 Menschen ermordet wurden, entgegen den offiziellen Behauptungen nicht von tschetschenischen Terroristen verübt wurden, sondern vom russischen Geheimdienstes FSB und dienten als Vorwand für die Brutalität im zweiten Tschetschenienkrieg. Die russische Nachrichtenagentur Prima ließ das Buch in Lettland drucken und wollte es in Moskau mit einer Auflage von 4400 Exemplaren verkaufen. Der Lastwagen mit den Büchern wurde im Rahmen einer Antiterror-Aktion beschlagnahmt und erreichte Moskau nie.
Im Juni 2003 behauptete Litwinenko in einem Interview mit dem australischen TV-Sender SBS, dass mindestens zwei der Tschetschenen, die das Moskauer Musical-Theater erstürmt hatten, in Wahrheit für den FSB gearbeitet hatten und vom FSB zur Geiselnahme angestiftet worden waren. Die Aktion endete mit der Erstürmung und vielen Toten.
In einem Interview im Juli 2005 mit der polnischen Zeitung Rzeczpospolita warf Litwinenko dem FSB vor, im Jahr 1998 Aiman az-Zawahiri und andere so genannte al-Qaida-Führer in der an Tschetschenien angrenzenden Teilrepublik Dagestan trainiert zu haben.
Am 1. November 2006 ließ sich Litwinenko mit Vergiftungserscheinungen in ein Krankenhaus einweisen. In den folgenden Tagen verschlechterte sich sein Zustand. Erst wenige Stunden vor dem Ableben fand man große Mengen der radioaktiven Substanz Polonium-210 im Urin. Er starb am 23.11.2006 an den Folgen der Vergiftung. Kurz vor seinem Ableben gab Litwinenko offiziell zu Protokoll, dass er den
Islam angenommen hat. Es ist davon auszugehen, dass die innerliche Annahme weit davor erfolgte.
Litwinenko hinterließ seine Frau Marina und einen zehnjährigen Sohn.
Zwei Tage vor seinem Ableben diktierte Litwinenko seinem Vater einen Abschiedsbrief, der vor allem auch an den damaligen russischen Regierungschef Putin gerichtet war. Gemäß AFP-Übersetzung lautet die entsprechende Passage:
"Während ich hier liege, höre ich in aller Deutlichkeit die Flügel des Todesengels. Möglicherweise kann ich ihm noch einmal entkommen, aber ich muss sagen, meine Beine sind nicht so schnell, wie ich es gerne hätte. Ich denke deshalb, dass es an der Zeit ist, ein oder zwei Dinge dem Menschen zu sagen, der für meinen jetzigen Zustand verantwortlich ist. Sie [Putin] werden es vielleicht schaffen, mich zum Schweigen zu bringen, aber dieses Schweigen hat einen Preis. Sie haben sich als so barbarisch und rücksichtslos erwiesen, wie ihre ärgsten Feinde es behauptet haben. Sie haben gezeigt, dass Sie keine Achtung vor dem Leben, vor der Freiheit oder irgendeinem Wert der Zivilisation haben. Sie haben sich als Ihres Amtes unwürdig erwiesen, als unwürdig des Vertrauens der zivilisierten Männer und Frauen. Sie werden es vielleicht schaffen, einen Mann zum Schweigen zu bringen. Aber der Protest aus aller Welt, Herr Putin, wird für den Rest des Lebens in Ihren Ohren nachhallen. Möge Gott Ihnen vergeben, was Sie getan haben, nicht nur mir angetan haben, sondern dem geliebten Russland und seinem Volk."
Alexander Walterowitsch Litwinenko