Jugoslawien ist historisch gesehen sehr interessant, weil es ein sehr gutes Schaustück über die Entstehung Nation ist. Die "Grundlage" für eine europäische Nation ist typischerweise ein geografisches Gebiet von mehr oder weniger ähnlichen Stämmen, Fürstentümern, und dergleichen. In jeder europäischen Nation nahm einer dieser Stämme, Fürstentümer, o.ä. die Rolle als treibende Kraft der nationalen Einigung ein. Bei den Franzosen waren das die Westfranken, bei den Spaniern die Kastilier, bei den Deutschen die Preußen, bei den Polen die Opolanen, bei den Italienern die Sardinier, bei den Briten die Engländer, bei den Russen die Moskauer, usw. usf., und bei den Jugoslawen waren es die Serben. Diese treibenden Kräfte versuchen die Dominanz über die anderen durch eine Kombination aus militärischer Überlegenheit, Diplomatie (v.a. Heirat), und wirtschaftlicher Stärke zu gewinnen und dabei eine gemeinsame Nation zu schaffen, in der die treibende Kraft genau so aufgeht, wie die anderen auch.
Man kann ziemlich gut "vergleichen" wie die verschiedenen Fürstentümer es geschafft haben eine gemeinsame Nation zu formen. In Großbritannien z.B. gibt es noch sehr große Eigenständigkeitsgefühle bei Schotten und Walisern, die Iren haben sich ihre Unabhängigkeit erkämpft. Die Preußen waren da besser, es gibt zwar noch den "Freistaat" Bayern, aber insgesamt ist Deutschland eine gefestige Nation. Die Westfranken waren am besten, in keinem Teil der "Grande Nation" gibt es auch nur den Hauch einer Unabhängigkeitsbewegung. Usw. usf.... Wieso nun die Preußen erfolgreicher waren, als die Engländer, aber weniger erfolgreich, als die Westfranken sind nahezu unendlich komplexe Fragen, über die man Tausende Seiten schreiben kann. Aber im Groben kann man es so systematisieren.
Die Serben in Jugoslawien waren zwischenzeitlich ja eigentlich recht erfolgreich. Jugoslawien wurde nach dem 1. Weltkrieg geformt, und war nach dem 2. Weltkrieg unter Tito auf dem besten Weg eine gefestigte nationale Identität zu entwickeln. Jugoslawien ist dann aber wegen einem entscheidenden Akteur zusammengebrochen: Die orthodoxe Kirche. Es ist kein Zufall, dass der Zerfall Jugoslawiens im Kosovo begonnen hat, dem Land, welches in den Augen der Kirche heilig ist. Die Kirche hat, um ihrer Selbst wegen, die jugoslawische Nation zerstört, indem sie die serbische "Selbstauflösung" in die jugoslawische Nation beendet hat (was entsprechende Gegenreaktionen in den anderen Teilen Jugoslawiens zur Folge hatte). Die Kirche wäre in einem gefestigten Jugoslawien ein unbedeutender Akteur, denn die nationale Identiät wäre wie in den meisten Nationen über der Religion gestanden. Heute ist sie wieder ein Eckpfeiler der serbischen Identität, und seit der Abspaltung des Kosovos sogar ihr Epizentrum.
Das schreibe ich alles, weil es wichtige Hintergrundzusammenhänge sind, um zu verstehen, wieso du dich heute fragst, ob die Montegriner heute den Serben näher stehen, als die anderen jugoslawischen Völker. Aus dem Blickwinkel der Kirche betrachtet tun sie das, da sie auch orthodox sind. Gesamthistorisch betrachtet tun sie das aber nicht, da sie ein jugoslawisches Volk, wie die anderen auch sind, mit eigener Geschichte und eigenen Wurzeln.