Hafen Koper hat Triest und Rijeka abgehängt
Die Adria-Route nach Asien wird beliebter. Das dämpft die Folgen der Krise. Schon jetzt sind zwei Drittel des Umschlags im slowenischen Adria-Hafen für den Transit bestimmt.
KOPER. Mächtige Baggerschaufeln senken sich am Hafen von Koper in den Frachtraum eines indonesischen Kohlefrachters. In der Morgensonne blitzt und blinkt der Lack tausender Pkws auf den Parkplätzen des Automobil-Terminals. Am Rande des rasch wachsenden Containerhafens glänzt noch fast unberührt der schwarze Asphalt.
Schon jetzt sind zwei Drittel des Umschlags im slowenischen Adria-Hafen für den Transit bestimmt, berichtet Marjan Babic von der Hafendirektion: „Nur für den slowenischen Markt wären wir viel zu groß.“ Koper schlägt heute mehr Container um als die nahen Konkurrenten Rijeka und Triest zusammen. Das Hafenbecken wird vertieft, um doppelt so große Frachter als bisher abfertigen zu können. Größter Kunde ist Österreich, dazu kommen zunehmend Kunden aus Ostländern. Zwar sind die Häfen an der Nordsee wesentlich größer, doch die Adria-Route hat ihre Vorzüge: Sie verkürzt den Transportweg asiatischer Fracht im Vergleich zu Rotterdam oder Hamburg um bis zu sechs Tage.
Doch auch Sloweniens Erfolgshafen bekommt die Krise des Welthandels zu spüren. Europäische Reedereien klagen über Unterauslastung und Überkapazitäten, die Frachtrate eines Containers von Europa nach Asien ist mit 250 Dollar auf ein Zehntel des normalen Preises gefallen.
„Wie stark die Krise auch uns erwischt, werden wir erst nach dem ersten Quartal sehen“, meint Babic vorsichtig. Aber eines steht fest: Von 16 Prozent Wachstum beim Container-Umschlag, wie noch 2008, kann heuer in seinem Hafen keine Rede mehr sein.
Autos warten auf Abtransport
Der Abtransport der angelieferten Pkws ist schon jetzt merklich ins Stocken geraten. Bezahlt mache es sich in schweren Zeiten allerdings, dass Koper als „Multifunktionshafen“ eine Spezialisierung vermieden hat: „Es wäre viel zu riskant, nur auf einen Sektor zu bauen“, meint Babic.
Erst 1957 war in der Bucht von Piran die erste Hafenmole angelegt worden. Zu Zeiten Jugoslawiens kam Koper über den Status eines Regionalhafens nicht hinaus, Titos Staatshafen war Rijeka. Der Zerfall Jugoslawiens 1991 stürzte den „Luka Koper“ in die größte Krise seiner kurzen Geschichte. „Von einem Tag auf den anderen brachen unsere Märkte weg“, erzählt Babic. Erst die Nord-Süd-Autobahnverbindung brachte die Wende. Investiert wird nun auch in das Schienennetz, über das 60 Prozent der Fracht transportiert werden. In Kürze soll es eine zweigleisige Trasse geben.
Das kroatische Rijeka ist längst abgehängt – obwohl Slowenien nur über 50 Kilometer Küste verfügt. Dieser kurze Streifen soll nicht nur touristisch voll genutzt werden: Jeder Euro an Fracht, so Babic, verschaffe dem Land die 14-fache Wertschöpfung.
Der Seezugang ist schon seit Jahren Zankapfel des Nachbarschaftsstreits mit Kroatien. Laibach fordert einen Korridor als Zugang zu internationalen Gewässern. Zagreb will sich nur auf die international übliche Teilung der Gewässer der Bucht von Piran einlassen. Sloweniens Premier Borut Pahor sieht dadurch „die nationale Sicherheit bedroht“, seit Dezember blockiert seine Regierung deshalb sogar die EU-Beitrittsverhandlungen Kroatiens.
Hafen braucht keinen Korridor
Dabei hat der Korridor nur symbolische Bedeutung. Denn seit der Unabhängigkeit 1991 tuckern die Frachter ungehindert über kroatische Gewässer in den Hafen – und laufen über die italienische Adria wieder aus. Der Streit sei „eher eine politische als wirtschaftliche Frage“, räumt auch Hafenvorstand Babic ein: „Als Hafen haben wir nie irgendwelche Hindernisse erfahren – und ich gehe davon aus, dass das so bleibt.“ Kroatische Spekulationen, dass Laibach den Nachbarn den EU-Zugang erschwere, um die Position von Koper gegenüber Rijeka zu stärken, weist Babic entschieden zurück. Die Kunden und ihre Bedürfnisse, aber nicht die Politik bestimmten die Entwicklung des Hafens.
Natürlich konkurriere Koper mit Rijeka und Triest um dasselbe Hinterland: „Aber alle drei Häfen legen zu. Es gibt genug Arbeit für uns alle – und auch genügend Potenzial für Zusammenarbeit, um die Adria-Häfen gegenüber der Konkurrenz in Nordwesteuropa zu stärken.“ Der EU-Beitritt Kroatiens werden nützlich für alle Häfen in der nördlichen Adria sein, versichert Babic: „Wenn alle Anrainer Mitgliedstaaten sind, kann das ihre Beziehungen nur verbessern – auch die wirtschaftlichen.“
Hafen Koper hat Triest und Rijeka abgehängt « DiePresse.com