04.04.2006
Kurdenproteste: 190 Kinder in Polizeigewahrsam
Regierungsnahe Zeitung "Zaman": PKK bezahlte für Steinwürfe
Wien/Ankara - Im Zuge der schweren Kurdenproteste in der Südosttürkei sind 190 Kinder von der Polizei festgenommen worden. 31 von ihnen wurden von Gerichten verurteilt, berichtet die türkische Zeitung "Zaman" in ihrer Online-Ausgabe. Laut dem regierungsnahen Blatt sollen extremistische Kurden Kindern aus Armenvierteln zwischen zehn und 20 Lira (6 bis 12 Euro) gezahlt haben, damit sie Steine auf die Sicherheitskräfte werfen.
Der Chef des Kinderrechtszentrums in Diyarbakir, Cengiz Analay, bestätigte, dass 31 Kinder verurteilt worden seien. Er wies aber die Darstellung zurück, dass die Kinder gegen Geld an den gewaltsamen Protesten teilgenommen hätten. In Diyarbakir starben im Zug der Unruhen unter anderen ein sechs- und ein neunjähriges Kind sowie ein 18-Jähriger.
Der Gouverneur von Diyarbakir, Efkan Ala, erklärte, Provokateure hätten die Kinder für ihre Ziele ausgenutzt. Er forderte die Eltern auf, auf ihre Kinder aufzupassen.
Neun Tote
Bei den in der Vorwoche aufgeflammten schwersten Kurdenunruhen in diesem Jahrzehnt in der Südosttürkei starben bis zum Wochenende insgesamt neun Menschen. Die gewaltsamen Proteste begannen beim Begräbnis von 14 Kämpfern der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Diyarbakir, die Unruhen griffen später auf andere Städte über.
Kurdische Extremisten drohen unterdessen mit einer Terrorwelle. In Istanbul starben in den vergangenen Tagen vier Menschen bei Anschlägen. Die EU hatte am Freitag die Türkei aufgefordert, die Unruhen friedlich beizulegen und die Rechte der kurdischen Minderheit zu gewährleisten.
derstandard.at