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[h4]KONFLIKT IM NORDIRAK[/h4]
[h3]Türkischer Präsident sagt PKK den Kampf an[/h3]
Alle diplomatischen Bemühungen erscheinen vergeblich: Die Geduld der Türkei mit der PKK sei zu Ende, sagt Präsident Gül. Terroraktionen aus dem Nordirak würden nicht mehr geduldet.
Ankara/Suleimanijah - Präsident Abdullah Gül gab sich fest entschlossen. Die Türkei werde alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, "um die Bedrohung zu beseitigen", sagte er heute bei einem Treffen der Schwarzmeer-Anrainerstaaten. Die Geduld der Türkei mit den Kämpfern der verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sei "am Ende". Ankara respektiere zwar die territoriale Integrität des Irak, sagte Gül. Man könne aber nicht hinnehmen, "dass irakischer Boden für terroristische Aktivitäten genutzt wird". Weitere Angriffe der PKK von ihren Unterschlüpfen vom Norden des Nachbarlands aus würden nicht geduldet.
[h4]KURDEN-KONFLIKT: KÄMPFER IN DEN BERGEN - LUXUS IM NORDIRAK[/h4]
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Die türkische Regierung ist durch einen Parlamentsbeschluss ermächtigt, militärisch gegen die PKK-Kämpfer im Nordirak vorzugehen. Sie beschuldigt den Irak, nicht entschieden genug gegen Kämpfer der PKK im Kurdengebiet vorzugehen. Diese nutzten die irakische Grenzregion für Vorstöße in das Nachbarland. Die türkische Armee hat zur Vorbereitung eines größeren Militäreinsatzes rund 100.000 Soldaten unweit von Cizre zusammengezogen. Die Einheiten sind mit Panzern, F-16-Kampfflugzeugen und Kampfhubschraubern ausgerüstet.
Aus dem Krisengebiet wurden heute erneut Militäraktionen gemeldet. Bereits in der Nacht zum Mittwoch will die türkische Armee hat bei einem Gefecht an der Grenze zum Irak nach eigenen Angaben mindestens 30 PKK-Kämpfer haben. Soldaten hätten eine Gruppe aus dem Irak eindringender Bewaffneter bemerkt hätten, teilte der Generalstab mit. Die PKK-Jämpfer sollen versucht haben, Panzer anzugreifen, die die türkische Armee an der Grenze in Stellung gebracht hat. Die Zahl der Toten bei Kämpfen ist damit seit dem Wochenende auf mindestens 64 gestiegen.
Am Morgen stiegen Augenzeugen zufolge Kampfflugzeuge vom Flughafen in Diyarbakir auf, der größten Stadt im überwiegend kurdischen Südosten der Türkei.
DER KURDENKONFLIKT
Das Volk der Kurden umfasst Schätzungen zufolge bis zu 30 Millionen Menschen. Sie leben hauptsächlich auf dem Gebiet der Staaten Türkei, Iran, Irak und Syrien. Im Irak ist ihr ölreiches Gebiet im Norden des Landes weitgehend autonom (siehe Karte...). Einen eigenen politischen Staat Kurdistan hatten sie nie. Vor allem die Türkei unterdrückte die Kurden auf ihrem Staatsgebiet: Mehrere Aufstände wurden niedergeschlagen, Sprache, Musik, Literatur und sogar die kurdische Nationalkleidung wurden verboten. Aber auch Iran, Irak und Syrien versuchten, den Kurden ihre kulturelle Identität zu nehmen.
Die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gründete sich in den siebziger Jahren im kurdischen Teil der Türkei. Ihr Ziel war es, mit Waffengewalt einen eigenen kurdischen Staat zu schaffen. Vor allem in den achtziger und neunziger Jahren eskalierte die Gewalt - und wurde von der Organisation auch ins Ausland getragen. Die PKK ist in der Türkei verboten, ebenso in Deutschland. Die EU und die USA betrachten die PKK als terroristische Organisation. Heute sollen sich rund 3000 PKK-Kämpfer in den Bergen im Nordirak versteckt halten. Der verhaftete und zu lebenslanger Haft verurteilte PKK-Führer Abdullah Öcalan hatte 1999 den bewaffneten Kampf der Gruppe für beendet erklärt; Mitte 2004 kündigte diese jedoch den Waffenstillstand auf.
Die nordirakische Kurdenregion ist seit mehr als 15 Jahren weitgehend autonom. Nach dem Golfkrieg 1991 schufen die Alliierten dort eine von den USA und Großbritannien geschützte Flugverbotszone, was noch unter Diktator Saddam Hussein zur Autonomie führte. Seit der US-geführten Invasion in den Irak und dem Sturz Saddams 2003 ist der Norden im Vergleich zum Rest des Landes weitgehend von Gewalt verschont geblieben. Viele Iraker unterschiedlicher Volksgruppen haben deshalb dort Zuflucht gesucht. In jüngster Zeit kommt es jedoch auch in der Kurdenregion vermehrt zu Anschlägen. Für Spannungen sorgt der Status des ölreichen Gebiets Kirkuk. Die gleichnamige Stadt liegt zwar knapp außerhalb der autonomen Region, wird aber von den Kurden als historische Hauptstadt beansprucht. In ihr leben jedoch auch Araber und Turkmenen. Die irakische Verfassung von 2005 sieht ein Referendum über den künftigen Status der Stadt noch in diesem Jahr vor.
Türkische Kampfflugzeuge hätten am Mittwoch ein kurdisches Dorf im Irak bombardiert, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Auf den Ort in der Grenzregion 25 Kilometer nordöstlich der Stadt Dahuk seien zahlreiche Bomben niedergegangen, wurde ein anonymer irakischer Vertreter zitiert. Über Opfer oder Schäden durch den Angriff wurde zunächst nichts bekannt.
An der Grenze zum Irak sollen türkische Soldaten einen Angriff von bis zu 40 kurdischen Rebellen zurückgeschlagen haben. Der Angriff am Mittwochabend habe sich gegen Sicherheitskräfte in der Gebirgsprovinz Hakkari gerichtet, berichteten Nachrichtenagenturen. Diese hätten den Überfall mit Panzern und Artillerie abgewehrt. Nach heftigen Kämpfen hätten sich die PKK-Rebellen in den Nordirak zurückgezogen.
[h4]FORUM[/h4]
Der Kurdenkonflikt - wie lässt er sich lösen?
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586 Beiträge
Neuester: Heute 15:54 Uhr
von Gökhan
Eine ranghohe irakische Delegation will am Nachmittag in Ankara mit führenden türkischen Politikern über Möglichkeiten zur Entspannung des Konflikts beraten. Die Iraker wollten die Türken davon überzeugen, dass eine Offensive gegen die PKK-Lager nicht notwendig sei, meldeten irakische Zeitungen. Staatspräsident Dschalal Talabani habe Berichte dementiert, wonach er der Türkei zugesagt habe, führende PKK-Funktionäre auszuliefern, die sich im kurdischen Autonomiegebiet im Nordirak aufhalten sollen. Ein Sprecher des kurdischen Präsidenten erklärte, die PKK-Anführer lebten zusammen mit Kämpfern in Lagern in den Bergen, die für die irakischen Sicherheitskräfte nicht zugänglich seien. Deshalb sei es nicht möglich, sie festzunehmen. Talabani hatte erst vor einigen Tagen erklärt, er werde "nicht einmal eine kurdische Katze" an die Türkei ausliefern.
Von Bedenken der USA wollen sich die Türken nicht beeinflussen lassen werde. Auch wenn die US-Regierung gegen einen grenzüberschreitenden Militäreinsatz sei, werde sein Land selbst entscheiden, ob dieser durchgeführt werde oder nicht, sagte Ministerpräsident Tayyip Erdogan während eines Besuchs in Rumänien. Er wünsche sich ein gemeinsames Vorgehen mit den Vereinigten Staaten gegen die Rebellen. Ob er damit eine gemeinsame Militäroperation meinte, ließ Erdogan offen.
als/Reuters/AFP/dpa
Konflikt im Nordirak: Türkischer Präsident sagt PKK den Kampf an - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten
[h3]Türkischer Präsident sagt PKK den Kampf an[/h3]
Alle diplomatischen Bemühungen erscheinen vergeblich: Die Geduld der Türkei mit der PKK sei zu Ende, sagt Präsident Gül. Terroraktionen aus dem Nordirak würden nicht mehr geduldet.
Ankara/Suleimanijah - Präsident Abdullah Gül gab sich fest entschlossen. Die Türkei werde alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, "um die Bedrohung zu beseitigen", sagte er heute bei einem Treffen der Schwarzmeer-Anrainerstaaten. Die Geduld der Türkei mit den Kämpfern der verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sei "am Ende". Ankara respektiere zwar die territoriale Integrität des Irak, sagte Gül. Man könne aber nicht hinnehmen, "dass irakischer Boden für terroristische Aktivitäten genutzt wird". Weitere Angriffe der PKK von ihren Unterschlüpfen vom Norden des Nachbarlands aus würden nicht geduldet.
[h4]KURDEN-KONFLIKT: KÄMPFER IN DEN BERGEN - LUXUS IM NORDIRAK[/h4]
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Die türkische Regierung ist durch einen Parlamentsbeschluss ermächtigt, militärisch gegen die PKK-Kämpfer im Nordirak vorzugehen. Sie beschuldigt den Irak, nicht entschieden genug gegen Kämpfer der PKK im Kurdengebiet vorzugehen. Diese nutzten die irakische Grenzregion für Vorstöße in das Nachbarland. Die türkische Armee hat zur Vorbereitung eines größeren Militäreinsatzes rund 100.000 Soldaten unweit von Cizre zusammengezogen. Die Einheiten sind mit Panzern, F-16-Kampfflugzeugen und Kampfhubschraubern ausgerüstet.
Aus dem Krisengebiet wurden heute erneut Militäraktionen gemeldet. Bereits in der Nacht zum Mittwoch will die türkische Armee hat bei einem Gefecht an der Grenze zum Irak nach eigenen Angaben mindestens 30 PKK-Kämpfer haben. Soldaten hätten eine Gruppe aus dem Irak eindringender Bewaffneter bemerkt hätten, teilte der Generalstab mit. Die PKK-Jämpfer sollen versucht haben, Panzer anzugreifen, die die türkische Armee an der Grenze in Stellung gebracht hat. Die Zahl der Toten bei Kämpfen ist damit seit dem Wochenende auf mindestens 64 gestiegen.
Am Morgen stiegen Augenzeugen zufolge Kampfflugzeuge vom Flughafen in Diyarbakir auf, der größten Stadt im überwiegend kurdischen Südosten der Türkei.
DER KURDENKONFLIKT
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Das Volk der Kurden umfasst Schätzungen zufolge bis zu 30 Millionen Menschen. Sie leben hauptsächlich auf dem Gebiet der Staaten Türkei, Iran, Irak und Syrien. Im Irak ist ihr ölreiches Gebiet im Norden des Landes weitgehend autonom (siehe Karte...). Einen eigenen politischen Staat Kurdistan hatten sie nie. Vor allem die Türkei unterdrückte die Kurden auf ihrem Staatsgebiet: Mehrere Aufstände wurden niedergeschlagen, Sprache, Musik, Literatur und sogar die kurdische Nationalkleidung wurden verboten. Aber auch Iran, Irak und Syrien versuchten, den Kurden ihre kulturelle Identität zu nehmen.
Die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gründete sich in den siebziger Jahren im kurdischen Teil der Türkei. Ihr Ziel war es, mit Waffengewalt einen eigenen kurdischen Staat zu schaffen. Vor allem in den achtziger und neunziger Jahren eskalierte die Gewalt - und wurde von der Organisation auch ins Ausland getragen. Die PKK ist in der Türkei verboten, ebenso in Deutschland. Die EU und die USA betrachten die PKK als terroristische Organisation. Heute sollen sich rund 3000 PKK-Kämpfer in den Bergen im Nordirak versteckt halten. Der verhaftete und zu lebenslanger Haft verurteilte PKK-Führer Abdullah Öcalan hatte 1999 den bewaffneten Kampf der Gruppe für beendet erklärt; Mitte 2004 kündigte diese jedoch den Waffenstillstand auf.
Die nordirakische Kurdenregion ist seit mehr als 15 Jahren weitgehend autonom. Nach dem Golfkrieg 1991 schufen die Alliierten dort eine von den USA und Großbritannien geschützte Flugverbotszone, was noch unter Diktator Saddam Hussein zur Autonomie führte. Seit der US-geführten Invasion in den Irak und dem Sturz Saddams 2003 ist der Norden im Vergleich zum Rest des Landes weitgehend von Gewalt verschont geblieben. Viele Iraker unterschiedlicher Volksgruppen haben deshalb dort Zuflucht gesucht. In jüngster Zeit kommt es jedoch auch in der Kurdenregion vermehrt zu Anschlägen. Für Spannungen sorgt der Status des ölreichen Gebiets Kirkuk. Die gleichnamige Stadt liegt zwar knapp außerhalb der autonomen Region, wird aber von den Kurden als historische Hauptstadt beansprucht. In ihr leben jedoch auch Araber und Turkmenen. Die irakische Verfassung von 2005 sieht ein Referendum über den künftigen Status der Stadt noch in diesem Jahr vor.
Türkische Kampfflugzeuge hätten am Mittwoch ein kurdisches Dorf im Irak bombardiert, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Auf den Ort in der Grenzregion 25 Kilometer nordöstlich der Stadt Dahuk seien zahlreiche Bomben niedergegangen, wurde ein anonymer irakischer Vertreter zitiert. Über Opfer oder Schäden durch den Angriff wurde zunächst nichts bekannt.
Foto: Burak Kara/Getty Images
Video: Reuters
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An der Grenze zum Irak sollen türkische Soldaten einen Angriff von bis zu 40 kurdischen Rebellen zurückgeschlagen haben. Der Angriff am Mittwochabend habe sich gegen Sicherheitskräfte in der Gebirgsprovinz Hakkari gerichtet, berichteten Nachrichtenagenturen. Diese hätten den Überfall mit Panzern und Artillerie abgewehrt. Nach heftigen Kämpfen hätten sich die PKK-Rebellen in den Nordirak zurückgezogen.
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von Gökhan
Eine ranghohe irakische Delegation will am Nachmittag in Ankara mit führenden türkischen Politikern über Möglichkeiten zur Entspannung des Konflikts beraten. Die Iraker wollten die Türken davon überzeugen, dass eine Offensive gegen die PKK-Lager nicht notwendig sei, meldeten irakische Zeitungen. Staatspräsident Dschalal Talabani habe Berichte dementiert, wonach er der Türkei zugesagt habe, führende PKK-Funktionäre auszuliefern, die sich im kurdischen Autonomiegebiet im Nordirak aufhalten sollen. Ein Sprecher des kurdischen Präsidenten erklärte, die PKK-Anführer lebten zusammen mit Kämpfern in Lagern in den Bergen, die für die irakischen Sicherheitskräfte nicht zugänglich seien. Deshalb sei es nicht möglich, sie festzunehmen. Talabani hatte erst vor einigen Tagen erklärt, er werde "nicht einmal eine kurdische Katze" an die Türkei ausliefern.
Von Bedenken der USA wollen sich die Türken nicht beeinflussen lassen werde. Auch wenn die US-Regierung gegen einen grenzüberschreitenden Militäreinsatz sei, werde sein Land selbst entscheiden, ob dieser durchgeführt werde oder nicht, sagte Ministerpräsident Tayyip Erdogan während eines Besuchs in Rumänien. Er wünsche sich ein gemeinsames Vorgehen mit den Vereinigten Staaten gegen die Rebellen. Ob er damit eine gemeinsame Militäroperation meinte, ließ Erdogan offen.
als/Reuters/AFP/dpa
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